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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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sanfte Strähne aus dem Gesicht und las vor: »Auftauchende Probleme werden Sie nur bewältigen können, wenn Sie allen seelischen Ballast abgeschüttelt haben. Unvoreingenommenheit und sachliche Überlegungen können Ihre schwierigen Fragen lösen. Besser allerdings ist es, wenn Sie sich erst gar nicht in Auseinandersetzungen einlassen. Die Gefahr, das Falsche zu tun, ist noch nicht vorüber.«
    »Großartige Ratschläge!« brummte Gundolf.
    »Ah! Hier folgt noch etwas! Ein harmonisches Wochenende mit der Familie steht bevor!«
    Aber darüber konnte er beim besten Willen nicht lächeln. »Ich wollte, Bloch wäre am Boden!«
    Er ließ seine Blicke über das elektronische Schaltbrett schweifen. Falls sich die optimistischen Träume der Techniker bewahrheitet hätten, hätten durch Tastendruck alle Flüge mit den erforderlichen Daten und Kapitänsnamen erscheinen können. Aber das Gerät hatte nur drei Minuten funktioniert. In dieser Zeit hatte Allermann aus dem Klappbuchstabenmechanismus die Worte ›Alles Scheiße‹ geformt. Dann war die Anlage blockiert; und jetzt prangte das Motto unauslöschbar im Raum. Noch hatte keiner der Oberen Zehntausend der FDZ einen Besuch abgestattet; aber alle sahen diesem Ereignis mit zwiespältigen Gefühlen entgegen.
    Das Telefon läutete.
    »Na endlich, das wird Big Brother sein!« mutmaßte Gundolf.
    »Ich hatte das Gefühl, unser Telefon würde streiken!« erläuterte Allermann. »Als ich eben mit dem Creweinsatz sprechen wollte, gab's keine Verbindung!«
    »Jetzt ist sie da!« stellte Ulla fest und nahm den Hörer ab. Sie winkte Gundolf heran. »Für Sie! Der Boß! Mehr als dringend!« Sie wiederholte die Worte Quandts: »Es geht um Sekunden!«
    »Schon da!« übernahm Gundolf, kurz angebunden.
    »Himmel, Mann! Ich versuche seit Minuten, Sie zu erreichen! Es geht um Sekunden!«
    »Wenn es um Sekunden geht – was gibt's?«
    »Rufen Sie sofort Bloch auf sämtlichen Frequenzen! Er darf nicht landen! Er muß über 13.000 Fuß bleiben! Sonst geht die Bombe hoch!«
    Quandts Stimme stand in krassem Gegensatz zu der Gundolfs.
    »Ich habe mit der linken Hand schon ›Selcal‹ gedrückt!« teilte Gundolf mit unveränderter Stimme mit. »Mit der rechten werde ich telefonisch Zürich-Control anwählen!«
    Er legte ohne weiteren Kommentar auf. Dann stutzte er. Er nahm den Hörer noch einmal auf, sah Ulla an. Die hatte bereits die gleiche Feststellung getroffen.
    »Tot!« teilte Allermann lapidar mit.
    Thomas schlug wie besessen auf den Apparat ein – seine Nerven drohten ihn zu verlassen.
    »Auch die ›Selcal‹- Anlage ist tot. Alles!« kam Ulla.
    Er stürzte in den Nebenraum, kam in wenigen Sekunden zurück:
    »Strom und Telefon tot, im ganzen Gebäude. Gleichzeitig!«
    »Aber wir müssen Bloch benachrichtigen!« schrie Gundolf. »Es geht um seine Sicherheitshöhe! Er darf nicht unter dreizehntausend!«
    Sie starrten sich alle drei an, Panik im Gesicht. Ulla rannte von Apparat zu Apparat und gab nicht auf. Vergeblich. Und in jeder Minute sank die ›Steppenadler‹ um rund 1.000 Meter.
    Ein Blitzschlag hätte keine größere Verwirrung stiften können.
    »Dieser zehnmal verdammte Scheißsupersauflughafen!« tobte Allermann. »Nur der Terror funktioniert!«
    In Gundolfs Gehirn herrschte Alarmstufe eins.
    »Wir brauchen ein Walkie-Talkie!«
    Die drahtlosen Sende- und Empfangsgeräte arbeiteten mit Batteriestrom.
    »Im ganzen Gebäude wird es kein Walkie-Talkie geben!« mutmaßte Allermann, war aber schon an der Tür.
    »Außerdem läßt sich der Kontrollturm nicht damit erreichen!« Gundolf sank zusammen. »Halt einen Wagen an und fahr zum Tower hinüber. Sag, sie sollen Bloch auf sämtlichen Frequenzen rufen!«
    Allermann war schon zur Tür hinaus. Natürlich, der Fahrstuhl funktionierte ebenfalls nicht! Die fensterlosen Flure waren in Dunkel gehüllt. Er stürzte die Notausgangstreppen hinunter. Hier herrschte bereits ein reger Verkehr. Fröhliche Grüppchen junger Bürokräfte, die die zahlreichen Störungen als willkommene Unterbrechung ihrer monotonen Arbeit nahmen, versperrten ihm den Durchgang. Zäh und verbissen kämpfte er sich abwärts; ›Idiot!‹ schrie die Menge hinter ihm her.
    Er taumelte aus dem Notausgang und stand auf dem Vorfeld. Hier durfte sich niemand mehr zu Fuß und ohne Kontrollkarte bewegen. Er rannte los, in Richtung des Kontrollturms der Flugsicherung, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit einer Streife zu erregen. Der Tower, ein fast völlig verglaster

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