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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Herren«, setzte der Verkehrsminister erneut an. »Rekapitulieren wir noch einmal die Lage!« Querholz räusperte sich, schwieg jedoch. »Bei der Darmstädter Polizei sind zwei Bombenwarnungen eingegangen, die erste von männlicher, die zweite von weiblicher Stimme stammend. Die erste war allgemeiner, die zweite spezieller Art. An der Ernsthaftigkeit der Warnungen ist nicht zu zweifeln; wir haben unsere Informationen. Eine weitere, noch speziellere Anweisung ist von der Anruferin versprochen worden. Wir erwarten jederzeit den dritten Anruf, in dem die Bedingungen für die Bekanntgabe des Bombenverstecks und die Unschädlichmachung mitgeteilt werden sollten. Eine reine Erpressungssache natürlich …«
    Wem erzählt er das, dachte Querholz, halb irritiert, halb amüsiert. Die Informationen hat er von mir; und meine beiden Sicherheitsmänner wissen auch längst Bescheid. Anscheinend probt er schon sein Statement fürs Fernsehen.
    Das Telefon schrillte. Der Radiomann, ein sonniges Rheinländergemüt, der sich seine Sporen im Frankfurter ›Weißwurst-Delta‹ verdient hatte – dem Amüsierviertel zwischen Mosel-, Neckar-Straße und Mainkai –, nahm gelassen ab und übergab an Querholz.
    Das Tonband lief.
    Der Verkehrsminister stierte mit seinen tränensackuntermalten Augen nichts sehend auf den karminroten Afghanteppich.
    »Hören Sie gut zu!« sagte die gleiche weibliche Stimme, die die vorige Warnung durchgegeben hatte. »Hier kommen unsere Bedingungen! Wir wünschen die sofortige Freilassung von Jochen Kampinsky. Sie wissen Bescheid. Er wird zum Flughafen gebracht, zum neuen. Dort nehmen wir ihn in Empfang, ohne Komplikationen, sonst rummst es! Punkt zwei: zweieinhalb Millionen. In bar. Zweieinhalb, keinen Pfennig weniger. Punkt drei: die DC-10, in der unsere hübsche Bombe liegt. Inklusive Besatzung! Sie wird landen, sobald Kampinsky mit zweieinhalb Millionen an der Landebahn steht.«
    »Da muß ich Sie korrigieren!« sagte der Polizeipräsident, ganz stahlhartes Nervensystem und um Zeit zu gewinnen. »Sie haben selber vor der Höhe, wie war sie noch mal, gewarnt! Sie kann nicht landen!«
    »Dreizehntausend Fuß! Sie hat 'ne barometrische Bombe, ein hübsches Osterei, bloß noch besser versteckt! Wir verraten das Versteck, wenn der Kampinsky an der Landebahn steht, mit zweieinhalb in der Tasche. Allein, versteht sich. Wir sehen alles, wir durchschauen jeden Trick.«
    »Wo können wir Sie erreichen?«
    »Wir melden uns. Sobald Kampinsky an der Landebahn steht, verraten wir Ihnen das Versteck der Bombe. Dann landet Ihr Flieger, die Passagiere verschwinden, und die Besatzung fliegt uns an einen Ort, den wir später bekanntgeben. Und merken Sie sich, Kampinsky steht allein an der Bahn. Keine Tricks. Jeder, der sich uns sonst nähert, wird ausgerottet. Und jede Leiche treibt den Preis in die Höhe!«
    »Wo kann ich …« begann der Polizeipräsident wieder; aber die Anruferin hatte schon aufgehängt.
    »Jetzt werden wir handeln müssen!« seufzte der Verkehrsminister und nestelte unbehaglich an seinem Hemdkragen.

14
    »Wie bringe ich das dem Finanzminister bei?« stöhnte der Minister. »Den Kampinsky, den kriegen wir. Aber die Zweieinhalb!«
    »Lassen Sie sich einfach den Safeschlüssel vom Finanzminister geben!«
    Der Polizeipräsident war mit seinen Gedanken schon weit weg. Neben der Landebahn, hatte die Anruferin gesagt. Die Gruppe wollte also ihre Zelte frecherweise mitten auf dem Platz aufschlagen? Sollte sie! Nur ein Depp würde sie daran hindern! Nirgendwo hatte man sie so gut unter Kontrolle. Man konnte sich sozusagen in Ruhe darauf einschießen! Keine undurchsichtigen Wälder, einsame Landstraßen … Herrlich! Seine große Chance!
    Er kämpfte mit der Versuchung, zu pfeifen!
    Der Darmstädter Kripochef blickte ihn mißbilligend an. Er war in den sechziger Jahren unter der CDU großgeworden. Nachdem ihm Stinkbomben aus dem sozialistischen Lager in den Kupferbriefkasten seiner OdenwaldhangVilla geraten waren, hatte er damals besonders scharf das Auftreten der Brandt-Söhne, Lars und Peter, im Katz & Maus-Film Pohlands gerügt: die Unverschämtheit, mit der Lars das Ritterkreuz an der Badehose trug (er hatte nie eines gekriegt, trotz harten Frontkommandeur-Dienstes im Ostfrontmittelabschnitt) und zwischen den Beinen baumeln ließ.
    Und jetzt lief die ganze gigantische Apparatur der politischen Kriminalistik an; Querholz war ihr Dirigent. Das Tonband mit der neuen Warnung schon auf dem Weg nach Wiesbaden

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