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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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erstes wenden würde, um Auskünfte über Flugzeugtyp und fliegerische Besonderheiten zu erhalten – und woher er denn den unbrauchbaren Kabinenaufbauplan bekommen hätte?
    Querholz erwiderte naiv: Der Stationsleiter der betreffenden Fluggesellschaft, das sei doch der höchste Mann; er besitze sämtliche Telefonnummern sämtlicher Stationsleiter Deutschlands.
    Nicht endenwollendes Gelächter der Piloten: Ja dann!
    Bitte? Querholz, mehr als konsterniert.
    Aber ein Stationsleiter sei in erster Linie für die Abfertigung seiner Fluggäste zuständig, der könne doch nicht wissen, wo an Bord sich gerade dieser oder jener Container befinde – es gäbe Dutzende verschiedener Sitzversionen, nur die Piloten könnten da genaue Auskunft geben; er solle sich mal die Nummer der › Vereinigung Cockpit e.V.‹ notieren, Frankfurt-Niederrad 67 60 19; er notierte sie sich.
    Heute war er bestens orientiert; und auch über die voraussichtliche Lage in der Bundesrepublik von 1980 war er bestens orientiert:
    Jeden Tag elf Morde oder Mordversuche. Alle zehn Minuten ein Raub oder eine Erpressung. In weniger als einer Minute jeweils ein Einbruch. Alle drei Minuten würde ein Auto verschwinden. Als Rettung aus dieser katastrophalen Voraussicht plädierte er auf seinen Vortragsreisen und Informationsmeetings immer wieder und von Jahr zu Jahr nachdrücklicher für einen Bekämpfungsapparat, der dem Stand der Wissenschaft entsprach.
    Tatsächlich schlüpfte Querholz oft monatelang in die Rolle eines Callboys für kriminologische Erkenntnisse und psychologische Kriegführung. Kaum hatte er an seinem Bürotisch ganze Stapel von Schriftstücken durchgearbeitet, so fand er schon wieder eine neue Einladung zu irgendeinem Referat über ›Erkenntnisse aus der Guerillataktik französischer Linksradikaler‹ vor.
    Er seufzte und schrak auf. Jetzt hatte er das Stichwort, das ihm die ganze Zeit schon bei der Erwähnung arabischer Guerillas Unbehagen bereitet hatte. Jedermann glaubte bei dem ›Avitour‹ -Fall an Araber …
    Er klopfte nachhaltig mit dem Kugelschreiber auf die Mahagoni-Tischplatte, als wolle er einen Verdacht, dem er auf der Spur war, festnageln. Er hatte eine Menge Auskünfte aus den letzten Tagen kombiniert. Erstens: Der Sicherheitsdienst, der nach seiner Meinung sehr gut über bevorstehende Aktionen der Araber informiert war (meistens wurden sie schon vom Anbordgehen in ihrem Ursprungsland an quer durch Europa verfolgt), hatte nicht die geringsten Informationen über eine bevorstehende Aktion vorzuweisen. Zweitens: Mehr und mehr schienen die Betriebsamkeiten, die sich um die diversen Umweltschutzverbände und Interessengemeinschaften im Zusammenhang mit dem neuen Flughafen entfalteten, Anlaß zu polizeilicher Besorgnis zu geben. Conclusio: Querholz hatte eine Menge Nachforschungen über leitende Funktionäre der Flughafenprotestler anstellen und eine Reihe von Tonbandprotokollen aus Vorträgen und Mitgliederversammlungen sicherstellen lassen. Ergebnis: Alles konzentrierte sich auf Dr. Jason.
    Noch aufschlußreicher für ihn waren die Gruppen oft randalierender Linksradikaler, die bei den Versammlungen stets die harte und härteste Linie vertraten, Journalisten (er hatte mehrere Namen), die diese Meinungen entsprechend positiv in ihren Blättern wiedergaben, sowie … Querholz sog hart die Luft ein, als er in seinen Protokollen und Privatnotizen darauf stieß … sowie eine Anzahl von Zwischenrufen und Aufforderungen, die eindeutig als einziges Mittel gegen den Flugbetrieb Bombenterror forderten …
    Jetzt klopfte er nicht mehr mit dem Kugelschreiber; er trommelte!
    Ein Kellner aus dem Restaurant ›Ikarus‹ erschien und stellte, wortlos, drei Flaschen Selters und eine halbe Flasche Bourbon ab.
    »Danke, ich trinke nicht im Dienst!« sagte Querholz.
    Der Kellner nahm, wortlos, den Bourbon und verschwand schulterzuckend. Die Technik mochte im neuen Terminal einen Riesenkänguruhsprung vorwärts gemacht haben – am Benehmen deutscher Kellner hatte sich nichts geändert.
    Überlegungen Querholzens zur Lage:
    Grundsätzlich gilt: ›Große Scheiße‹. Immer das gleiche Erpressungsschema; und immer gehen wir dabei baden. Dieses Mal nicht, dieses Mal will ich nicht wieder rein in den Schlamassel, dieses Mal mache ich reinen Tisch. Also, die Fakten: drei Anrufe, zwei weiblich, einer männlich. Vom Inhalt her stellen sie sozusagen eine Eskalation der Information, aber auch der Drohung dar. Herrlicher Tag, man sollte mal wieder

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