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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte, so urplötzlich gegen den Nazismus wetterte, ohne seine offenbaren Falschbeschuldigungen zurückzunehmen, war sein Schicksal, will sagen, das seines Anzeigenteils, besiegelt.
    Der Teufel mochte wissen, woher der Redakteur seinen offiziell gar nicht mehr nachprüfbaren Beleg aus dem sogenannten VÖLKISCHEN BEOBACHTER hatte – der Präsident wußte es nicht. Ihm war klar, daß hier eingeschritten werden mußte: zugunsten der Klarheit gegen diffuse Gerüchtemacherei. Es wurde eingeschritten. Es bedurfte keiner allzu großen Intelligenz, zu erkennen, weshalb namhafte Industriefirmen, die jahrelang im Blatt inseriert hatten, ihre Anzeigenaufträge nicht mehr erneuerten.
    Als der Chefredakteur, er hieß Jan Kaller, seines Postens enthoben worden war, wurde er freier Mitarbeiter mehrerer namhafter Zeitungen, ging als Reporter zum RHEINSPESSART-ECHO und machte sich einen Namen als sozialkritischer Beobachter in Industriebetrieben.
    Schlimmer war, daß er den Polizeipräsidenten eine Woche vor der Flughafen-Eröffnung in einem aufsehenerregenden Artikel angegriffen hatte. Kaller hatte von einer Frankfurter Detektei ein Gutachten der Universitätsaugenklinik zugespielt erhalten, das, verwendete man es entsprechend, den Präsidenten mit seiner Truppe der fahrlässigen Körperverletzung und Gefährdung der Gesundheit anklagte. Es ging um die Tränengasmunition der deutschen, insbesondere der Querholz unterstellten Polizeieinheiten. Sie basierte auf dem Kampfstoff Chlor-Azetophenon. Kaller strich besonders heraus, daß es sich dabei um das berüchtigte und vom Völkerbund verdammte ›Weißkreuz-Gas‹ handelte, dessen Anwendung im Ersten Weltkrieg Millionen aller Völker empört hatte. Ging heute die Polizei härter – und noch dazu ungestraft – gegen oft harmlose Unruhestifter vor als die deutschen Soldaten im Krieg gegen ihre Feinde? Chlor-Azetophenon erzeugte bei direktem Kontakt bleibende Augenschädigungen und schon bei mittlerer Konzentration Hornhauttrübungen.
    Kallers Bericht war Anlaß für die Jungsozialisten, sofort ein Verbot aller Tränengaswaffen auf Bundesebene zu fordern. Querholz nahm die Vorwürfe zunächst mit der üblichen Gelassenheit auf; die Verbindung mit der Kriegführung traf ihn überhaupt nicht: Schließlich war Feind nun einmal Feind, ganz gleich, ob es sich um Engländer im Schützengraben oder um Rowdys hinter Barrikaden handelte. Beide wollten das gleiche: die Ordnung des deutschen Staates zerstören, die er zu schützen hatte.
    Ferner konnte er Kaller den Schein von Falschinformation anhängen, indem er vage andeutete, der wackere Zeitungsschreiber habe da wohl einiges durcheinandergebracht: Weißkreuz, Gelbkreuz, Senfgas und einiges mehr.
    Aber dann war er zunächst erstaunt, später erbost über die haushohen Wellen, die diese Angelegenheit in der Öffentlichkeit schlug. In dieser harten Woche wurde sein Lieblingsstatement: Natürlich könne man auch mit Staubwedeln und Weihrauch gegen Radikale und Chaoten vorgehen. Das Wort vom ›Staubwedel und Weihrauch‹ wurde zum Anlaß zahlreicher Schlagzeilen und Karikaturen. Querholz, weihgefäßschwingend, aber unverzagt gegen eine Geschützbatterie Radikaler vorgehend. Querholz im Bischofsgewand, mehr segnend als strafend. Übler traf ihn sein eigener Bumerang: Der Spitzname ›Weihrauchquerholz‹ bürgerte sich ein.
    Und jetzt war ihm hinterbracht worden, sein Gegner habe an fast allen Veranstaltungen teilgenommen, die in Zusammenhang mit dem Flugzeugterror gebracht werden konnten. So schien er einer der treibenden Kräfte gegen den neuen Flughafen gewesen zu sein. Welche Möglichkeiten gab es für Querholz, sich zu rächen?
    Querholz seufzte. Er fragte sich, weshalb er seinen Katastrophenstab ausgerechnet am Flughafen hatte ansiedeln lassen. Schließlich gab es kaum Gewißheit, daß sich auf Main-Spessart entscheidende Dinge vollziehen würden. Er hatte sich vor wenigen Minuten mit Fachleuten der ›Avitour‹ unterhalten, sich den Kabinenaufbau einer DC-10 erklären lassen. Ihr Fachenglisch verwirrte ihn. Er war nicht für Flugzeuge, er war für Flughafenaufgaben zuständig.
    Geistesabwesend blickte er auf seinen Radiomann, der Informationen über den Standort der anreisenden Spezialtruppe empfing. Sein hellbraunes, kurz geschnittenes Haar fiel ihm in Strähnen über die Augen, wenn er nicht, mit einer einstudierten Gebärde, rechtzeitig Abhilfe schaffte. Sein Teint war sehr hell, fast transparent. Er vertrug keine Sonne.
    »Meine

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