Deutschlandflug
Establishment-Scheiße zum Kochen bringen.«
»Wir reden nicht von der Energiekrise; wir machen sie!«
»Die Kapitalisten-Kacker haben ihre Profite damit gemacht; wir legen die deutsche Wirtschaft wirklich lahm!«
»Ein paar Minen unter die Autobahn an mercedesträchtigen Stellen: Nur Fliegen ist schöner! Oder: Weshalb nicht, wie Hesses Harry Haller, sie vom Gebüsch aus abknallen? Mit Panzerfäusten natürlich!«
»Schließlich hat man uns das beim Bund ausgezeichnet beigebracht. Ein Trottel, wer den Wehrdienst verweigert. Es gibt keine bessere Vorbereitung für den Guerillakrieg gegen die Scheißer.«
»In Amerika kannst du vom Verteidigungsministerium kostenlos ausgezeichnete Handbücher anfordern, die an und für sich dem Bürger das Überleben ermöglichen sollen. Zum Beispiel: ›Physical Security‹ oder ›Army Installations in the Continental United States‹. Die amerikanische Armee ist der größte Experte in der Verwirklichung persönlicher Freiheit und im Schaffen von Zerstörungspotential. Ihre Handbücher übertreffen in der Verwendbarkeit bei weitem Che Guevaras ›Guerilla Warfare‹.«
»Um zu lieben, müssen wir überleben. Um zu überleben, müssen wir kämpfen!«
»Steck dir deine Scheißhausparolen in deinen Hämorrhoidenarsch! Morgen legen wir den deutschen Luftverkehr lahm. Dort, wo die deutschen Industrieschweine ihre SuperSelbstbefriedigungsorgie feiern! Auf Otto Lilienthal!«
»Der Mann muß in Ordnung gewesen sein. Hat der sich auch nicht träumen lassen, daß sein Name herhalten muß für eine babylonische Gigantomanie, in der der letzte Individualist seines Schlages zermalmt wird!«
Ob er nicht doch zwei, drei Sätze über die Möglichkeiten eines Sonderkommandos rekapitulieren könne?
Querholz schrak auf. Er verscheuchte die Bilder. Seine Phantasie hatte verschiedene Möglichkeiten durchgespielt.
Er baute auf, was dem Herrn Minister so total aus dem Bewußtsein geglitten war. Ein Sieben-Mann-Trupp. Scharfschützen, das Beste vom Besten. MPs und Zielgewehre (er ersparte ihm die Typenbezeichnung). Panzermunition, wenn es sein mußte. Einzelkämpferausbildung. Fallschirmspringerausbildung; ein Hubschrauber stand in Egelsbach bereit, konnte auf Abruf hierher beordert werden, die Mannschaft an jedem gewünschten Ort der Bundesrepublik absetzen.
»Zum Beispiel«, führte Querholz aus. »Hätten wir damals bei der Olympiade zweiundsiebzig einen solchen Trupp gehabt: Alles wäre anders verlaufen. Zeitweilig war, wie Sie sich vielleicht gerade noch erinnern werden, der Ausgang nur durch eine einzelne Person überwacht. Vom Hubschrauber aus hätten wir ein paar Männer absetzen können – die hätten sie ohne Schwierigkeiten unschädlich gemacht. Und selbstverständlich verfügt dieses Kommando auch über umfangreiches Infrarot-Gerät. Zielfernrohre, Fotoausrüstung. Und, was wichtiger ist: Diese Männer verstehen, damit umzugehen.«
Er stellt die Dinge so dar, als sei der Aufbau sein persönliches Verdienst, dachte der Minister. In Wirklichkeit war das Sonderkommando in Bonn stationiert, unterstand dem Innenminister und konnte durch die Polizeichefs der einzelnen Bundesländer für den Katastrophenfall jederzeit abberufen werden. Eben das war, über den Verkehrsminister, geschehen.
»Danke, das genügt!«
Er wollte sich seine Handlungsfreiheit nicht nehmen lassen. Schon gar nicht von Querholz, den er für einen Ehrgeizling hielt, der sich rücksichtslos von der Pike hinaufgeboxt hatte.
Der Polizeipräsident litt unter einem peinlichen Schönheitsfehler: Er transpirierte an Händen und Füßen. Bei jeder Gelegenheit, ob passend oder nicht. Er gewöhnte sich an, vor Galaabenden die Innenseite seiner rechten Hosentasche mit feinem Kalkstaub (rosa Tafelkreide) einzustäuben. Vor den befürchteten Händedrücken langte er mit offener Handfläche hinein. Es wirkte im Prinzip; manchmal allerdings betrachteten die ihm Vorgestellten heimlich ihre Innenhand.
Seine Gattin wurde auf den Gesellschaften, die er oft und gern gab, hauptsächlich dadurch bekannt, daß sie stets eine Piaget-Uhr mit Platinspange und Brillanten zu tragen pflegte – teurer als ein Luxuswagen. ›Was wollen Sie‹, kommentierte der Gastgeber oft, ›dafür fährt sie einen gebrauchten Volvo. Lassen Sie ihr die kleine Marotte.‹
Anfang 1973 hatte er sich einen recht guten Namen verschafft, weil er – es war im Internationalen Presseklub in Wiesbaden – als erster auf eine neue Art von Straßenterror
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