Deutschlandflug
und liebevoll wieder aufzubauen.«
»Ist sie im Krieg zerstört worden?«
»Die letzten deutschen Rückzugkommandos hatten sich in ihr festgesetzt, um den Übergang über die Nowak zu verteidigen. Es hat mörderische Kämpfe gegeben, und sie ist damals zur Hälfte zerstört worden.«
»Möchte ich gern mal sehen, ja. Hat man in der Geschichtsstunde drüber gehört.«
So fuhren sie über Osterrode/Ostroda nach Malbork und reihten sich vor der Burg in die Schlange der mit Bussen angereisten polnischen Touristen ein. Ihr Burgführer war ein gebürtiger Schlesier, ein Studienrat, der keine Lust mehr spürte, nach Deutschland zurückzukehren.
In einer kaschubischen Kaschemme, südlich von Danzig, aßen sie zu Mittag: eine schmackhafte Suppe als kaschubische Spezialität, Karbonade und Rotkohl mit Äpfeln, Eiscreme.
Als sie abends zurück in Warschau waren, duzten sie sich.
18
»Es geht mich ja nichts an«, sagte Gundolf. »Aber interessieren würde es mich trotzdem: Was hat die Kripo herausgefunden? Ich meine, in bezug auf die Bodenkontrollen vor dem Start? Hat jemand gegoofed?«
Allermann legte einen Stapel Durchschläge auf Gundolfs Schreibtisch; sein Gesicht strahlte.
»Hier sind die ersten Polizeiberichte. Hat 'ne Menge gekostet, sie auszuleihen, sozusagen.«
»Wann hast du die denn besorgt? Doch nicht etwa, als ich dich zum Essen geschickt habe?«
Allermann senkte schuldbewußt den Kopf.
»Also noch nichts im Bauch, was? Mit so jemand kann ich nicht arbeiten!«
»Wir mit Ihnen auch nicht!« mischte sich Ulla ein. »Ihr Magen hat seit heute morgen nichts als Kaffeebraun gesehen. Ich ruf' mal in der Kantine an und lass' was raufbringen. Wir können alle etwas vertragen.«
»Für mich ein halbes Hähnchen und Gemüsesalat!« bestellte Allermann prompt.
Gundolf hatte sich schon in die Akten vertieft. Allermann sah Ulla fragend an.
»Ich mach' das schon!« beruhigte sie und rief die Kantine an. »Für ihn kaltes Kassler mit Sauerkraut, das mag er immer mal gern zwischendurch!«
»Die High Society der Polizeispitzen hat übrigens so eine Art Katastrophenstab in unserer Nähe angesiedelt«, informierte Allermann Gundolf noch.
»Wußte ich auch nicht; geht mich ja ebenfalls nichts an.« Er strich sich über die Stirn und stützte sich schwer auf. Die linke Lehne brach wieder weg. Er fühlte sich plötzlich müde und verzweifelt. »Nach diesen Unterlagen kann keine Bombe an Bord sein.«
»Das Essen kommt ja gleich!« tröstete Ulla.
Er blätterte in den Unterlagen …
Aus dem Protokoll über die Befragung der ›Avitour‹-Angestellten Peter Rohbach und Alexander Misch, die für die Überwachung und Kontrolle bei der Gepäckbeladung verantwortlich waren:
Rohbach: »Also, das ist ganz unmöglich, daß da Koffer oder so, gänzlich ausgeschlossen, ich habe jeden Passagier seinen Koffer identifizieren lassen. Wir wußten ja: verschärfte Sicherheitskontrollen, da lass' ich nicht mit mir spaßen, und das ging auch auf, jeder trug seinen Koffer an den Container, da blieb nichts übrig blieb da, und der wurde ja dann an Bord verstaut, das können die ja jederzeit nachprüfen in der Luft. Der steht ja hinten in der Kabine, da werden sie nichts finden …«
Frager: »Und Sie, Herr Misch, Sie sind Mechaniker und für die technische Überwachung zuständig?«
Misch: »Das bin ich, jawohl. Ich sorge für die Bereitstellung der Bodenaggregate, das, was die External Power ist und die Galley Power und die …«
Frager: »Ja, Herr Misch. Aber wie ist das? Hätte zum Beispiel jemand an die Maschine gelangen können – nehmen wir mal an, er hätte es bis aufs Vorfeld geschafft –, um dann eine Bombe im, zum Beispiel im Fahrwerkschacht zu verstecken – oder so?«
Misch: »Ausgeschlossen, da bin ich die ganze Zeit dabeigewesen, vom Augenblick an, da die Maschine aus der Werft bereitgestellt wurde, da war niemand, den ich nicht gekannt habe. Und so eine Zeitbombe oder barometrische … also, die ist ja doch ganz schön umfangreich, auch wenn das alles transistoriert ist; ich kenn' mich da nicht aus, aber das weiß ich. Nein, unmöglich, da kann nichts auf die Maschine gelangt sein.«
Frager (in einem zweiten, als Informationsgespräch deklarierten Verhör des Mechanikers Misch): »Herr Misch. Sie waren doch am längsten an der Maschine, vom Bereitstellen bis zum Anrollen, nicht wahr, und zwar, wie Sie sagten, ununterbrochen?«
Misch: »Ununterbrochen, jawoll, das war ich.«
Frager: »Wer hat denn sonst noch
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