Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
alles die Maschine betreten, außer den Passagieren, der Crew und Herrn Rohbach?«
    Misch: »Das übliche, die Caterer, die kenn' ich, zwei Putzfrauen dann, die kenn' ich auch, der Niko von Rettung und Sicherheit, der hat das Emergency-Equipment verstaut, die Schwimmwesten überprüft …«
    Frager: »Das was verstaut, bitte?«
    Misch: »Das Emer … die Sicherheits-Ausrüstung, also den Notsender, gesetzt den Fall, die Maschine ditched …«
    Frager: »Schon gut, weiter?«
    Misch: »Die Schwimmwesten überprüft, da sind so Label dran, also Marken mit dem Gültigkeitsdatum. Der Niko ist ein prima Kerl, den kenn' ich auch gut. Wir sind Nachbarn, wir saufen gern mal einen zusammen, wenn wir von der Nachtschicht kommen, morgens um fünf …«
    Frager: »Gut, ja. Wer sonst noch?«
    Misch: »Sonst niemand. Absolut nicht.«
    Frager: »Herr Misch, eine private Frage. Sie gaben beim erstenmal zu Protokoll, so eine Zeitbombe, die sei ganz schön umfangreich, nicht?«
    Misch: »Ja?«
    Frager: »Woher wissen Sie das eigentlich?«
    Misch: »Bitte?«
    Frager: »Ich meine: Haben Sie sich mal mit Zeitbomben beschäftigt?«
    Spätestens an dieser Stelle riß Gundolf die Geduld:
    »Diese Klugscheißer! Noch nie ein Flugzeug von innen gesehen! Aber unseren alten Misch mies machen wollen, dem seit Bestehen der ›Avitour‹ sämtliche Maschinen in besten Händen anvertraut waren!« Er bastelte an der Armlehne, ihm war jetzt wirklich nicht gut. Er hatte seinen Tiefpunkt. »Diese Paragraphenreiter haben nicht die geringste Ahnung, wo sie anzusetzen haben. Jeder Privatdetektiv, der schon mal eine Stunde Flugunterricht in einer Cessna hatte, würde den Hebel besser ansetzen.«
    »Das Hähnchen und Kassler sind in fünf Minuten oben!« teilte Ulla mit.
    Der Verkehrsminister hatte eine kurze Unterredung mit dem Polizeipräsidenten unter vier Augen gewünscht. Jetzt hatte er sie.
    »Ich wollte Sie vorhin nicht bloßstellen«, begann der Minister und rieb sich, als fröstele er, die Hände.
    »Sie hatten auch keinen Grund dazu. Oder?«
    Erster unverbindlicher Schußwechsel, um das Terrain abzutasten.
    »Sie haben die Spezialtruppe aus Bonn beordert. In eigener Regie.«
    »Sie untersteht dem Minister für Inneres – nicht Ihnen.«
    »Richtig!« Der Minister drückte die Fingerspitzen zusammen und versuchte, die Handflächen zusammenzupressen. »Aber wir sitzen in einem gemeinsamen Katastrophenstab. Da sollte die Rechte wissen, was die Linke tut.«
    »Ich habe die Spezialtruppe angefordert, bevor wir den Stab gebildet haben.«
    »Einer Ihrer berühmten einsamen Entschlüsse, wie?« Der Minister beugte sich vor, als wolle er seine Zielgenauigkeit beobachten.
    »Die Bombe tickt. Da bleibt für bürokratische Mätzchen nicht viel Zeit.«
    Der Minister, mit aufgestützten Ellbogen, faltete jetzt die Hände und funkelte den Präsidenten aus seinen kleinen, aber wachen Schweinsäuglein gespannt an.
    »Was, eigentlich, hat Sie veranlaßt, eine Verwendung dieser eigentlich recht kostspieligen Truppe ausgerechnet hier in Betracht zu ziehen?«
    Querholz sah einen Augenblick lang so unsicher aus, als frage er sich selber: Ja, was war's noch gleich? Dann ließ er sich, wie nebensächlich, vernehmen:
    »Mein sechster Sinn, sozusagen.«
    »So. Ihr sechster Sinn. Hat der Sie damals inspiriert, als Sie den Studentenaufstand so brutal …«
    Der Präsident zuckte zurück; fast konnte man meinen, er hätte einen Volltreffer erhalten. Dann lehnte er sich vor: Er hatte nur ausgeholt.
    »Wir haben hier in kürzester Zeit Entschlüsse zu fassen, die über das Schicksal von über zweihundert Menschen entscheiden. Darf ich fragen, was das mit den Studenten von Anno dazumal zu tun hat. Eine zweite, für mich ungeklärte Frage …«
    »Genehmigt!« unterbrach der Minister rigoros.
    »Inwiefern haben Sie als Verkehrsminister eigentlich Weisungsbefugnis in einer Angelegenheit, die nur die Kripo, den Staatssicherheitsdienst und mich selber angeht?«
    Der Minister sah ihn erstaunt an und tappte mit vollen Segeln in die Falle.
    »Weisungsbefugnis? Die habe ich nie beansprucht – wie kommen Sie überhaupt darauf?«
    »Danke!« Querholz lehnte sich entspannt zurück. »Ich wollte es nur aus Ihrem höchsteigenen Munde bestätigt haben!« Dann ging er zum Angriff über: »Wenn ich Ihre Aufgabe mit eigenen Worten umreißen darf: Die Sicherheit des Luftverkehrs, für den Sie zuständig sind, ist durch diese Bombenaktion gefährdet worden. Ihre Funktion hat darin

Weitere Kostenlose Bücher