Devil Riders 1 Herz im Sturm
daher, weil sie sich kalt, durchnässt und müde fühlte. Und weil er so groß, warm und stark war.
Genau das war das Problem. Weil er größer und stärker war, würde er sich durchsetzen, so wie Männer das immer taten. Männer hörten nie zu. Callie hatte genug davon. Sobald sie bei Tibby war, würde sie nie wieder Befehle von Männern entgegennehmen müssen.
„Ist Ihnen jetzt wärmer?“ Seine tiefe Stimme hallte vibrierend in seiner Brust wider.
„Ja“, antwortete sie, und ihr Gewissen zwang sie hinzuzufügen: „Vielen Dank.“
„Nicky“, rief er etwas lauter, „wir werden jetzt etwas schneller reiten, also halt dich gut fest.“
Callie hörte Nickys gedämpfte Zustimmung. Er klang nicht besonders ängstlich. Doch dann wechselte das Pferd die Gangart, und sie schloss die Augen, hielt sich krampfhaft fest und versuchte, nicht an die aufblitzenden Hufe zu denken ... Statt dessen konzentrierte sie sich ganz auf den Mann, der sie so sicher im Arm hielt.
„Wir sind da“, ertönte die tiefe Stimme einige Zeit später dicht an ihrem Ohr. „Sind Sie wach?“
Callie schlug die Augen auf und starrte ihn an. „Wach?“, rief sie ungläubig aus. „Natürlich bin ich wach!“
„Wirklich?“ Seine weißen Zähne blitzten auf, als er lächelte.
Callie wandte den Kopf, um zu sehen, wo sie war. Sie befanden sich vor einem stattlichen dreistöckigen Gebäude aus Stein mit Fenstergauben in einem Schieferdach. Eine einzelne dünne Rauchfahne stieg aus einem der vielen Schornsteine auf.
Sie ritten durch einen schönen steinernen Torbogen in einen kopfsteingepflasterten Innenhof. Ein großer schwarzer Hund rannte bellend auf sie zu, doch sein Bellen ging über in freudiges Winseln, als er seinen Herrn erkannte.
„Wo sind wir?“, fragte sie angespannt. „Ich dachte ... Das hier ist nicht Lulworth.“
„Ich habe auch nicht gesagt, dass ich Sie nach Lulworth bringen würde. Bis dorthin ist es viel zu weit in einer Nacht wie dieser, und selbst Trojaners Ausdauer hat ihre Grenzen.“
„Aber wo...“
„Willkommen in meinem Zuhause“, sagte er.
2. Kapitel
Wer immer dieses Haus gebaut hat, dachte Callie, hatte eine Vorliebe für Licht. Die Vorderfront des Gebäudes bestand fast nur aus Fenstern, und als sie seitlich am Haus vorbei auf die Stallungen zuritten, entdeckte sie ein riesiges, achteckiges Erkerfenster, das sich fast über die gesamte Höhe der Wand erstreckte. Der Raum dahinter war bei Tag bestimmt sonnendurchflutet.
Jetzt war das Haus still und dunkel, abgesehen von einer einzelnen Laterne am Hintereingang. Durch den eisigen Nieselregen wirkte ihr goldener Schein anheimelnd und einladend, aber sie hielten geradewegs auf das Tor zu den Stallungen zu.
Vor Furcht war Callie flau im Magen. Er hatte sie zu seinem Haus gebracht. Warum? Alle möglichen Gründe schossen ihr durch den Kopf, sie konnte nicht klar denken.
Es war so schwierig zu entscheiden, wem sie trauen konnte und wem nicht. Zu wissen, dass das Leben ihres Sohnes von ihrer Menschenkenntnis und von ihren Entscheidungen abhing. Bislang hatte sich ihre Menschenkenntnis als eher kläglich erwiesen.
Gabriel Renfrew brachte das Pferd zum Stehen. „Nicky, gib mir deine Hand, dann lasse ich dich hinunter.“
Nicky stieg ab und brachte sich so schnell er konnte vor dem Pferd in Sicherheit.
„Er tut dir nichts, das verspreche ich dir.“ Gabriel wandte sich an Callie. „Ich sitze zuerst ab, und dann helfe ich Ihnen ...“
Sie sprang vom Pferd und brachte wie ihr Sohn einen sicheren Abstand zwischen sich und Trojaner. Gabriel fing an, ihn abzusatteln.
»Machen Sie das selbst?“, rief sie ihm zu.
»Im Moment ist sonst niemand da. Barrow, mein Faktotum, verbringt mit Mrs Barrow ein paar Tage in Poole. Ich bin gleich fertig. “
„Ich übernehme das, Mr Gabriel“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Gabriel drehte sich um. Ein Mann mittleren Alters hastete auf sie zu; er hatte sein Nachthemd in den Bund seiner Hose gesteckt, seine Schuhe waren nur lose zugeschnürt. Sein schütteres Haar lugte unter einer roten Nachtmütze hervor.
„Barrow! Ich dachte, Sie wollten bis Ende der Woche in Poole bleiben!“
Barrow schüttelte den Kopf. „Nach ein paar Tagen habe ich es mir anders überlegt. Zu viel Weiberregiment! Da kann ein Mann kaum atmen - vier Frauen in einer kleinen Hütte, drei davon Witwen!“ Mit gequälter Miene nahm er Gabriel die Zügel ab. „Sehen Sie mich nicht so an, Mr Gabriel. Sie haben ja keine Ahnung, wenn Sie das
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