Devil Riders 1 Herz im Sturm
Gemütlichkeit der Küche wirkten beruhigend auf sie. Zu viele Menschen hatten sie schon belogen, daher vertraute sie Fremden nicht so ohne Weiteres, aber eine blank gescheuerte Küche ... das war etwas anderes.
Auch böse Menschen können sauber und freundlich wirken, rief sie sich in Erinnerung. Sie mochte zwar erschöpft sein - sie wusste nicht mehr, wann sie zum letzten Mal nachts richtig gut geschlafen hatte -, dennoch musste sie wachsam bleiben. Ihre Reise war noch lange nicht zu Ende.
Mr Renfrew legte seinen nassen Umhang ab und hängte ihn an einen Nagel an der Tür. Dann zog er seine feuchte Jacke und Weste aus und drapierte beides über eine Stuhllehne, ehe er die Hemdsärmel hochkrempelte, die Herdklappe öffnete und in den glühenden Kohlen herumstocherte.
Callie starrte auf seine nackten gebräunten Unterarme und die' großen kräftigen Hände, während er Holzspäne auf die Kohlen gab und schließlich größere Scheite darüberlegte. Er griff nach einem Blasebalg, und Flammen loderten auf. Ihr Schein fiel auf sein Profil und betonte die kühne Nase und das kantige Kinn.
Sein Hemd stand etwas offen, und Callie betrachtete seinen starken Hals. Die Flammen züngelten und knisterten. Sie hätte ihn nicht so anstarren sollen, aber sie musste die Augen offen halten, um nicht einzuschlafen, und er stand nun einmal genau vor ihr.
Er war nicht direkt ein schöner Mann, nicht so wie die jungen. Männer, die Callie als Mädchen bewundert hatte, und doch sah er auf eine eigenartige Weise äußerst attraktiv aus. Straff, stark und furchtlos. Ein wohlgestalter markanter Krieger, reduziert auf das Wesentliche. Beeindruckend.
Er hatte sie über den Haufen geritten, hatte ihre ausdrücklichen Wünsche einfach ignoriert - und sie und ihren Sohn dennoch mit überraschender Sanftheit behandelt. Sie fühlte sich umsorgt, beschützt ...
Als er sich aufrichtete, konnte sie nicht umhin, ihn weiter anzustarren. Er trug hohe Stiefel und eine Reithose aus Hirschleder, die sich feucht an seine langen, muskulösen Beine schmiegte. Ihr fiel ein, wie er ihr gesagt hatte, seine Schenkel wären stark. Nun, sie sahen auch stark aus.
Auch Rupert hatte kräftige Oberschenkel gehabt. Wahrscheinlich war das bei allen Reitern so, aber Ruperts waren irgendwie ...fleischiger gewesen.
Er war mit dem Schüren des Feuers fertig und wandte sich an Nicky. „So, und nun sehen wir uns einmal dein Bein an.“
Nicky wich verschämt zurück. „Es ist alles in Ordnung“, murmelte er.
„Hab keine Angst. Ich tue dir nicht weh, aber du hast eben ziemlich stark gehinkt, und es ist nicht gut, eine Verletzung nicht zu beachten; lass dir das von einem alten Soldaten gesagt sein.“
Nicky sah zur Seite. „Es ist nichts.“
„Nickys Bein hat bei seiner Geburt Schaden genommen“, erklärte Callie steif. „Es macht sich nur deutlicher bemerkbar, wenn er müde ist, das ist alles.“ Jedes Mal, wenn Nicky darüber reden musste, empfand sie das wie einen Messerstich ins Herz. Sie wusste, es war ihre Schuld, dass ihr Sohn diese Bürde zu tragen hatte. Sie bereitete sich innerlich auf das vor, was als Nächstes kommen würde - Verlegenheit, Mitleid, Fragen.
Mr Renfrew überraschte sie. „Ach, dann ist es ja gut“, sagte er sachlich zu Nicky. „Ich hatte nur Angst, ich hätte dich verletzt. Wenn das so ist, wie wäre es, wenn du mir ein paar saubere Handtücher aus dem Schrank dort drüben holen würdest, Nicky? Ich bringe inzwischen heißes Wasser.“
Nicky eilte davon, und Callie warf Gabriel Renfrew stumm einen dankbaren Blick zu. Nur sehr wenige Männer aus ihrem Bekanntenkreis vermochten einem kleinen verkrüppelten Jungen das Gefühl zu vermitteln, zu etwas nützlich zu sein.
Nun nahm Renfrew einen Fidibus aus einer Blechdose, hielt ihn ins Herdfeuer und richtete sich auf, um die Lampe anzuzünden, die über ihnen von der Decke herabhing. Dazu musste er sich strecken, und Callie sah, wie das Hemd über seiner mächtigen breiten Brust spannte. An diesem Mann schien überhaupt nichts Weiches zu sein.
Sie hatte die Wange an diese Brust geschmiegt. Sie hatte seinen Herzschlag gehört.
Er hatte ihren Sohn so einfühlsam behandelt und seine Würde geachtet. Und er hatte sie beide aus der Kälte ins Warme geholt.
Sanftes Lampenlicht erhellte die Küche, und als Callie den Kopf hob, trafen sich ihre Blicke.
„Grün!“, sagte er zufrieden. Er stutzte den Docht und trat einen Schritt zurück.
Sie runzelte die Stirn. „Wie
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