Devil Riders 1 Herz im Sturm
Delaney?“
„Ich habe mich gefragt...“
„Ja?“ Sie neigte den Kopf zur Seite.
Ethan fuhr mit dem Finger unter sein Halstuch. Es saß viel zu eng. Er hatte fast eine halbe Stunde gebraucht, es so zu binden, und jetzt erstickte ihn das verdammte Ding beinahe. Er räusperte sich. „Miss Tibby, wie Sie wissen, plane ich, mit Mr Morant ins Geschäft zu kommen. Und mit Mr Renfrew, natürlich“, fügte er hinzu, aber Harry Morant war im Grunde die treibende Kraft bei ihrem Vorhaben.
„Ja, das weiß ich. Es hört sich sehr aufregend an.“
„Das ist es auch. Das Problem ist, Miss Tibby, es gibt da .. Dinge ... die ich lernen muss. Ich möchte den anderen ein gleichwertiger Partner sein, und das hat nichts mit Geld, Pferdeverstand oder Arbeit zu tun.“
„Nicht?“
„Nein.“ Am liebsten hätte er sich das Halstuch abgerissen. Er wanderte durch das Zimmer. „Miss Tibby, ich möchte Sie einstellen.“
„Aber Mr Delaney, ich verstehe nicht das Geringste von Pferden oder Pferderennen.“
„Nein, darum geht es nicht.“ Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich damit über die Stirn. „Als Geschäftspartner muss ich gewisse Dinge beherrschen, damit ich mich mit den Leuten, mit denen ich zu tun habe, auf Augenhöhe befinde.“
Sie wirkte verwirrt, doch dann glaubte sie zu verstehen. „Sie meinen, ich soll Ihnen beibringen, wie man sich in feineren Kreisen benimmt?“
„Nein.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich habe lange genug mit Offizieren zu tun gehabt, ich weiß, wie man einen Gentleman nachäfft.“
„Mr Delaney“, erwiderte sie streng. „Sie haben es nicht nötig, einen Gentleman ,nachzuäffen, wie Sie es nennen. Sie sind mehr Gentleman als viele andere Männer in den gehobenen Kreisen. Glauben Sie mir ruhig, ich kenne mich damit aus.“
„Vielen Dank“, sagte er nach einer Weile. Das unerwartete Kompliment hatte ihn ganz aus der Fassung gebracht - und er war ohnehin schon so nervös. Er konzentrierte sich wieder auf sein Hauptanliegen; er wollte die Sache jetzt hinter sich bringen, um jeden Preis. „Ehrlich gesagt, Miss Tibby, ich möchte gar nicht sein, was ich nicht bin, aber es gibt Dinge, die ich lernen will. Und Sie sollen sie mir beibringen.“
„Aber Mr Delaney, was könnte ich Ihnen schon beibringen?“ Ethan holte tief Luft. „Bücher“, krächzte er heiser. So, jetzt war es heraus.
„Bücher? Was für Bücher?“
„Egal. Alle.“
„Ich verstehe nicht recht...“
Ethan straffte die Schultern, als befände er sich vor einem Erschießungskommando. „Ich kann nicht lesen, Miss Tibby. Und auch nicht schreiben.“
Sie sagte kein Wort. Nach einer Weile sah er sie an. Der Blick ihrer braunen Augen ruhte warm auf seinem Gesicht. „Mr Delaney“, sagte sie sanft, „es wäre mir eine Ehre, Ihnen das Lesen und Schreiben beibringen zu dürfen.“
13. Kapitel
London war größer, als sie es in Erinnerung gehabt hatte.
Größer, lauter, schmutziger und aufregender. Callie fing an, sich ein wenig beklommen zu fühlen.
Beim Mittagessen hatte sie mit Gabriel gestritten. Er war ziemlich unvernünftig gewesen. Sie hatte ihn einfach nur gebeten, ihr ein Hotel zu empfehlen, und er hatte ihr unmissverständlich mitgeteilt, dass sie nicht in einem Hotel, sondern bei seiner Tante, Lady Gosforth, wohnen würde, keine Widerrede. Er hatte ihr bereits geschrieben, und Tante Maude erwartete sie.
Callie hatte ihn darauf hingewiesen, dass sie seine Tante nicht belästigen und ihre Gastfreundschaft nicht in Anspruch nehmen wollte. Er hatte gesagt, seine Tante würde hocherfreut sein, und damit sei das Thema erledigt.
Callie hatte nicht verstehen können, wie eine Tante darüber erfreut sein sollte, wildfremde Menschen aufgehalst zu bekommen. Er hatte geschnaubt und gemeint, er würde seine Tante besser kennen als sie.
Nun traf die kleine Truppe vor einem imposanten Haus in der Mount Street ein. Gabriel half Callie und Tibby aus der Kutsche und führte sie die Stufen zum Vordereingang hinauf. Sogleich wurde ihnen die Haustür geöffnet.
„Guten Tag, Sprotton. Ich hoffe, Sie sind wohlauf?“
Der würdevolle Butler verneigte sich. „Guten Tag, Mr Gabriel, ich hoffe, Ihre Reise war angenehm und verlief ohne Zwischenfälle. Darf ich anmerken, wie schön es ist, Sie hier zu sehen, Sir? Meine Damen.“ Er verneigte sich vor Callie und Tibby. „Lady Gosforth hat mich gebeten, Sie nach oben zu führen, damit Sie sich ein wenig frisch machen und ausruhen können
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