Devil Riders 1 Herz im Sturm
gut so etwas tat.
Was wohl aus Nanny geworden war? Sie kannte nicht einmal ihren richtigen Namen. Papa hatte sie entlassen, als Callie sechs Jahre alt gewesen war, kurz nach Mamas Tod. Er hatte sie dabei ertappt, wie sie schläfrig auf Nannys Schoß gesessen und sich eine Geschichte angehört hatte. Papa hatte gesagt, sie wäre inzwischen viel zu groß, um noch wie ein Baby behandelt zu werden. Geschichten waren nur Zeitverschwendung... sie setzten einem kleinen Mädchen Flausen in den Kopf.
Danach hatte sie jahrelang keine Geschichten mehr erzählt bekommen, bis Miss Tibthorpe ihre Gouvernante geworden war. Die gute Tibby mit ihren strengen Blicken und ihrem steifen Auftreten ... Papa war nie dahintergekommen, dass Miss Tibthorpe eine begeisterte Leserin von Liebesgeschichten und romantischen Gedichten war, denn sonst hätte Tibby auf der Stelle ihre Koffer packen müssen.
„Ach, da kommt Barrow ja.“ Mrs Barrow legte Callie die Decke um die Schultern. „Ich gehe jetzt, Liebchen. Mr Gabriel kommt gleich und bringt Sie nach oben.“
„Er möchte gern alle in Sicherheit wissen, unser Mr Gabriel“, ergänzte Barrow und legte liebevoll den Arm um die Taille seiner Frau. „Bist du fertig zum Schlafengehen, meine Hübsche?“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Mrs Barrow errötete wie ein junges Mädchen. „Hör auf, Barrow, was soll die Dame denn denken? Gute Nacht, Ma’am, träumen Sie schön.“ Arm in Arm verließ das ältere Paar die Küche.
Ihre unverhohlene Zuneigung rührte Callie. Wie schön musste es sein, nach so vielen Jahren noch zu lieben und geliebt zu werden.
Sie seufzte wehmütig. Das war etwas, was sie nie erleben würde. Prinzessinnen heirateten wegen der Staatsraison, wegen der Blutlinie oder wegen eines Vermögens, aber niemals aus Liebe. Das hatte sie auf die harte Art und Weise erfahren müssen.
Sie sah zum Tisch. Dort lag immer noch die Pastete, Mrs Barrow hatte vergessen, sie wegzuräumen.
Ihr Magen knurrte ...
Gabriel kehrte in die Küche zurück und sah gerade noch, wie Mrs Prynne schuldbewusst vom Tisch zurückwich. Er tat so, als hätte er es nicht bemerkt. Sie war eingehüllt in Unmengen rosa Flanell; Mrs Barrow war eine große, ziemlich umfangreiche Frau, Mrs Prynne hingegen war klein und wirkte geradezu verloren in diesem Nachthemd. Es war bis zu ihrem Kinn zugeknöpft, zu ihren Füßen bauschte es sich auf dem Boden. Dazu trug sie ein Paar viel zu großer Hausschuhe, ebenfalls von Mrs Barrow.
„Er ist gut zugedeckt und schläft tief und fest“, berichtete er. „Wie ich sehe, haben Sie ein Nachthemd bekommen - Sie sehen reizend darin aus. So, sind Sie sicher, dass Sie keinen Hunger haben?“ Er sah auf die Pastete, die beträchtlich kleiner geworden war, sagte aber nichts dazu.
Sie warf ihm einen unschuldigen Blick zu. „Nein, vielen Dank.“ „Dann räume ich sie jetzt weg.“ Gabriel legte die Pastete zurück in die Vorratskammer. „Und nun ist es wohl Zeit zum Schlafengehen“, fügte er hinzu und bot ihr seinen Arm.
Sie sah ihn argwöhnisch an und war sich plötzlich im Unklaren über seine Absichten.
Er lächelte. „Sie können sich oben bei mir bedanken.“
Ihre Augen weiteten sich. „Aber ich bin eine ehrbare verheiratete Frau!“
„Die sind mir am liebsten.“ Er führte sie die Treppe hinauf in ein Zimmer mit einem großen Himmelbett mit blauen Vorhängen. Im Kamin hinter einem kunstvoll geschmiedeten Gitter brannte ein Feuer. „In so einer Nacht wird es Ihnen gefallen, etwas Heißes im Bett zu haben“, murmelte er.
Sie erstarrte. Was wollte er damit andeuten? „Ich warne Sie —! “ „Leise, Sie wecken Nicky noch auf“, flüsterte er. „Juno passt auf ihn auf. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, mit einem Hund im Zimmer zu schlafen, aber die beiden haben eine große Schwäche für einander entwickelt, und ich dachte mir, so fällt es Ihrem Jungen leichter, in einem fremden Haus zu übernachten.“
Callies Augen gewöhnten sich langsam an das dämmerige Licht. Auf einer Seite des Betts waren die Decken einladend zurückgeschlagen, auf der anderen nahm sie eine kleine Erhebung wahr -ihren Sohn, der fest schlief. Neben ihm auf dem Fußboden lag die Hündin, die kurz aufsah und mit dem Schwanz wedelte, sich aber nicht von der Stelle rührte. „Ach so“, murmelte Callie. Er hatte sie nur geneckt.
Er warf ihr einen trockenen Blick zu und raunte ihr ins Ohr: „Mrs Prynne, hatten Sie etwa unkeusche Hintergedanken über meine Absichten? Ich
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