Devil Riders 1 Herz im Sturm
tätschelte er ihm mit zunehmendem Vertrauen den Hals.
Gabriel gewährte ihnen ein paar Minuten, ehe er Trojaner nach draußen führte.
Nicky folgte ihm, sein Hinken war jetzt nicht zu übersehen. „Wohin reiten Sie?“
„Ich dachte, ich sehe mal nach, ob ich die Reisetasche deiner Mutter finden kann.“ Er schwang sich in den Sattel. „Wenn jemand fragt, wo ich bin, sag ihm, ich bin zum Frühst...“ Er verstummte. Auf Nickys Gesicht lag ein so sehnsüchtiger Ausdruck, dass Gabriel es kaum ertragen konnte. „Möchtest du gern mit mir kommen, Nicky?“
„Ich? Mit Ihnen?“
„Trojaner hat nichts dagegen, er mag dich.“
Der Junge sah verlangend auf das Pferd, dann zurück zum Haus. „Ich bringe dich zurück, bevor deine Mutter aufwacht.“
Der Junge war hin- und hergerissen.
„Du fällst nicht herunter, das verspreche ich dir“, versicherte Gabriel. „Du kannst vor mir im Sattel sitzen.“
„Wie ein Baby?“
„Nein, wie Harry und ich damals, als wir noch Kinder waren und nur ein Pferd hatten. “ Nach kurzem Schweigen fügte Gabriel hinzu: „Soldaten machen das auch dauernd, wenn es nicht genug Pferde gibt.“
Das gab offenbar den Ausschlag. Der kleine Junge gab sich einen Ruck, verneigte sich steif und sagte feierlich: „Ich nehme Ihr Angebot an.“ Jeder andere Junge wäre vor Freude in die Luft gesprungen, hätte in die Hände geklatscht oder zumindest vor Vergnügen gelacht. Mrs Prynnes Kind verneigte sich förmlich. Oder war das Papas Kind?
„Ausgezeichnet. So und jetzt halt dich an meinem Arm fest. Wenn ich bis drei gezählt habe, springst du hoch und ich erledige den Rest. Eins, zwei, drei!“ Mit einem Schwung hob er Nicky vor sich auf das Pferd, sodass er nach vorn sehen konnte. Nicky klammerte sich fest an Gabriels Unterarme. „Bereit?“
„Ja.“
Gabriel ließ Trojaner im Schritt die Auffahrt hinuntergehen. Der Junge saß ganz steif da und hielt sich krampfhaft an Gabriel fest. Wie die Mutter, so der Sohn, dachte Gabriel. Armer kleiner Junge, aufs Pferd gezwungen, nur um immer wieder herunterzufallen. Gabriel erinnerte sich, dass auch Harry sehr oft vom Pferd gefallen war, aber es war Harrys freie Entscheidung gewesen, es immer wieder aufs Neue zu versuchen. Harry konnte sich von Pferden einfach nicht fernhalten.
Als sie ins offene Hügelland kamen, sagte Gabriel: „Wir reiten jetzt ein bisschen schneller, ja?“
Nicky nickte, und Gabriel ließ Trojaner in den Trab wechseln. Der Junge hielt sich fest und fand allmählich den Rhythmus.
„Es wäre leichter, wenn du einen Sattel hättest, der zu dir passt“, erklärte Gabriel.
„Ich habe noch nie einen Sattel benutzt“, erwiderte Nicky. „Nur ohne Sattel lernt man richtig reiten. Dadurch lernt man, das Pferd zu beherrschen. Mein Vater hat versucht ...“Er verstummte. „Ich soll eigentlich nicht über Papa sprechen.“
„Macht nichts“, gab Gabriel leichthin zurück. Allmählich konnte er sich ein Bild von Nickys Vater machen. „Sollen wir noch ein wenig schneller reiten?“
„Ja“, erwiderte Nicky ohne zu zögern.
„Sag mir Bescheid, wenn ich wieder langsamer werden soll.“ Nicky schwieg. Trojaner hatte eine sehr weiche Gangart. Sie trabten zügig, bis das im Sonnenschein glitzernde Meer in Sicht kam.
Das Pferd wurde nicht schneller, aber es hob den Kopf und blähte die Nüstern. Trojaner sehnte sich nach einem Galopp. Gabriel ebenfalls „Wie wäre es, wenn wir noch schneller reiten würden? Du falls nicht herunter, versprochen.“
Der Junge nickte, und so trieb Gabriel sein Pferd an. Als von dem Jungen kein Einwand kam, hielt er Trojaner nicht mehr zu rück und ließ ihm freien Lauf. In gestrecktem Galopp flogen sie dahin, die Mähne des Tieres flatterte im Wind, Erdklumpen stoben unter seinen Hufen auf. Der Junge gab keinen Ton von sich. Sein kleinen Hände lagen auf Gabriels Unterarmen.
Schon bald hatten sie den schmalen Klippenpfad erreicht, und Gabriel zügelte schweren Herzens sein Pferd.
„Wie war das?“, fragte er das Kind. Keine Antwort. Gabriel drehte das Gesicht des Jungen zu sich herum. Er hielt die Auge fest geschlossen, sein blasses kleines Gesicht wirkte vollkomme ausdruckslos. Gabriel erschrak. Warum hatte das Kind bloß nicht gesagt, wenn es solche Angst hatte? Er kam sich vor wie ein egoistischer Grobian.
Als er sich gerade entschuldigen wollte, schlug Nicky die Augen auf. Er schluckte. „Noch einmal“, flüsterte er. „Machen Sie das noch einmal.“
Plötzlich erkannte Gabriel,
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