Devil Riders 1 Herz im Sturm
geschlafen haben. Gestern Abend waren Sie noch bleich wie der Tod, doch jetzt sehen Sie aus wie das blühende ...“
„Wo haben sie ihn hingebracht?“, fiel Callie ihr ins Wort. „Wer?“ Mrs Barrow runzelte die Stirn. „Niemand hat Ihren Jungen irgendwo hingebracht, keine Sorge. Er taucht schon wieder auf, wenn sein Magen sich meldet. Jungen sind nun mal so.“ Callie sah prüfend in das runde gerötete Gesicht der Frau, konnte aber keine Lüge in ihrem Blick erkennen, nur freundliche Offenheit. „Nicky ist kein Junge, der einfach wegläuft.“
„Nun, ich arbeite hier schon seit kurz nach Sonnenaufgang.“ Mrs Barrow zeigte auf eine Schale mit Äpfeln auf der Anrichte.
„Jemand hat sich ein paar Äpfel genommen. Die Tür nach draußen war unverriegelt, als ich herunterkam, also wird er wohl in den Stallungen sein. Dorthin gehen Jungen für gewöhnlich.“
Callie schüttelte den Kopf. „Nicky geht nie auch nur in die Nähe von Ställen. Er mag keine Pferde. Jemand muss ihn weggeholt haben.“
„Aber wer? Hier ist niemand außer uns. Außerdem hätte der Hund gebellt, wenn Fremde hier gewesen wären.“
„Der Hund!“, rief Callie. „Ja, der Hund war letzte Nacht bei ihm. Wo steckt der Hund?“
Mrs Barrow faltete ein Handtuch zusammen und zog mit viel Getöse zwei frisch gebackene Brotlaibe aus dem Ofen. „Draußen, wo Hunde hingehören. Mr Gabriel wird Juno nachher ins Haus holen, aber ich will keine Hunde in meiner Küche!“ Geschickt ließ sie die Brote zum Abkühlen auf einen Rost gleiten. Sie dampften, und ein herrlicher Duft breitete sich in der Küche aus. „So, das wird ihn anlocken. Ich habe noch nie einen Mann oder einen Jungen gesehen, der dem Duft von frisch gebackenem Brot widerstehen kann.“
Aber Callie war noch nicht beruhigt. „Wo ist Mr Renfrew?“ „Barrow glaubt, dass er auf seinem morgendlichen Ausritt ist. Trojaner ist nicht da, sein Sattel auch nicht.“
„Aha! Also muss er ...“
„Mr Gabriel reitet jeden Morgen aus, bei Sonne und bei Regen. Manchmal auch nachts. Barrow meint, das hilft ihm, seine Dämonen zu vertreiben. Er schläft nicht mehr gut, der junge Herr. Der Krieg, wissen Sie. Der setzt jungen Männern schwer zu. Nach bald acht Jahren Krieg und einem Leben im Zelt in fremden Ländern fällt es einem Mann sicher nicht leicht, sich wieder an das friedliche Leben in England zu gewöhnen. Unser Harry ist genauso. Rastlos, immer auf dem Sprung.“
Callie hörte gar nicht zu. Durch das Fenster sah sie einen Reiter, der sich schnell dem Haus näherte; einen Reiter auf einem großen schwarzen Pferd. Ein zerlumptes Bündel kauerte vor ihm. Ein schlaffes Bündel mit schmutzigen, nackten Kinderfüßen.
„Nicky!“ Sie rannte zur Tür und riss sie auf, Mrs Barrow folgte ihr. Aus dem Nebengebäude kam Barrow herbeigeeilt.
„Hier, Barrow bringen Sie ihn ins Haus! Seine Nase könnte gebrochen sein ...“
„Eine gebrochene Nase! “ Callie war entsetzt. Sie konnte Nickys
Gesicht nicht sehen, da es von einem blutgetränkten Taschentuch verdeckt wurde.
„... vielleicht aber auch nicht, aber es blutet ziemlich stark.“ Mr Renfrew legte das Bündel in Barrows Arme und stieg vom Pferd.
„Nicky! Nicky! “ Callie wollte zu ihrem Kind eilen, aber Mr Renfrew hielt sie zurück.
„Mit Nicky ist alles in bester Ordnung“, teilte er ihr mit.
„Wie können Sie das sagen? Da ist doch überall Blut!“ Callie wehrte sich verzweifelt. „Lassen Sie mich los! Ich muss zu ihm!“ „Dieser Junge ist nicht Nicky!“
Callie erstarrte und sah ihn mit großen Augen an.
„Nicky geht es gut“, versicherte er eindringlich.
Hektisch sah sie sich um. „Aber wo ist er dann?“
„Noch bei den Klippen; er passt auf Ihre Reisetasche auf.“ „Auf meine Reisetasche?“, wiederholte sie verständnislos.
„Ja, ich musste ihn mit der Tasche zurücklassen.“ Er wollte sich den Schmutz vom Hemd wischen und verrieb ihn dadurch nur noch mehr. „Sie könnte sonst gestohlen werden. Sie ist feucht, schmutzig und sieht nach dem Sturz von der Klippe ziemlich ramponiert aus, scheint aber sonst unbeschädigt zu sein.“
Callie sah ihn an und traute ihren Ohren kaum. „Sie meinen, Sie haben mein Kind irgendwo da draußen allein zurückgelassen, damit es meine Reisetasche bewacht ?“
„So ist es.“ Er lächelte sie beruhigend an. „Ich glaube nicht, dass sie in Gefahr ist, aber ich wollte sie nicht unbewacht dort liegen lassen.“
„Sie glauben also nicht, dass meine Reisetasche
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