Devil Riders 1 Herz im Sturm
„Du kannst au Trojaner aufpassen.“
Nicky machte ein verdrießliches Gesicht. „Trojaner ist angebunden. Und letzte Nacht lief er frei herum, aber als Sie nach ihm gepfiffen haben, ist er gekommen.“
Gabriel war es nicht gewohnt, dass jemand seine Anweisungen infrage stellte. Allerdings konnte er einen Siebenjährigen nicht so anschnauzen wie einen aufsässigen Rekruten. „Ja, aber das war in der Nacht“, sagte er. „Bei Tageslicht sind hier mehr Leute. Er ist ein sehr wertvolles Tier, und ich brauche dich, damit du ihn vor hm, Pferdedieben bewachst.“
„Pferdediebe?“
„Jawohl, Pferdediebe. Sehr gefährliche Leute. Sie streifen in Scharen durch die Gegend und halten Ausschau nach wertvollen Pferden. An kleinen Jungen sind sie nicht interessiert“, fügte er hastig hinzu, „nur an Pferden. Wenn du also irgendwelche finsterren Gestalten kommen siehst, musst du mich sofort rufen. So laut du kannst. Ist das klar, Nicky?“
Der Junge schlug wie ein kleiner Soldat die Hacken zusammen. „Jawohl, Sir! Ich werde das Pferd bewachen!“
„ Guter Junge! “ Gabriel setzte seinen Abstieg fort; in dem Matsch rutschte er mehr als er kletterte. Es war wirklich ziemlich gefährlich.
„Was machste denn da?“
Nicky erschrak so, dass er beinahe die Klippe heruntergefallen wäre. Er hatte sich weit nach vorn gelehnt, um besser Ausschau halten zu können. Während er sich umdrehte, hob er die Faust, doch statt einer Horde finsterer Gestalten sah er nur einen zerlumpten kleinen Jungen vor sich, ein wenig älter als er selbst vielleicht, mit einem aufgeweckten Gesicht und lebhaften dunklen Augen. Er zog einen klapprigen zweirädrigen Handkarren hinter sich her. „Wer bist du?“ Er fasste Trojaners Zügel fester.
Der Junge sah ihn grimmig an. Sein Gesicht war bemerkenswert schmutzig, und Nicky bezweifelte, dass er sich in den letzten zwei Wochen auch nur ein Mal gekämmt hatte. Seine Füße waren nackt, die Hose zerrissen, aber er schien sich in keiner Weise deswegen zu schämen. „Ich hab zuerst gefragt! Und was machst du da mit Trojaner?“
Seine schroffe Art irritierte Nicky; er hatte schließlich sofort erkannt, dass der Junge weit unter seinem eigenen Stand war. „Ich bewache ihn“, erwiderte er mit dem vernichtenden Tonfall, den Papa ihm beigebracht hatte.
„Wovor denn?“
„Vor Pferdedieben.“
„Vor Pferdedieben ?“, rief der Junge höhnisch aus. „Als ob hier irgendwer so blöd wäre, Mr Gabriels Trojaner zu stibitzen!“
„Stibitzen?“ Nicky verstand das Wort nicht.
„Ja, stibitzen - weißte denn nicht, was das ist? Mopsen, klauen,
stehlen ...“
„Ach so.“ Nicky dachte einen Moment lang nach. „Also glaubst du nicht, dass es hier irgendwo Pferdediebe gibt?“
Der Junge spie aus. „Nö. Nie davon gehört, und ich wohne hier schon mein Leben lang. Und selbst wenn’s einen gäbe, der würde nicht weit kommen. Jeder hier kennt Mr Gabriel und Trojaner.“ Nachdenklich ließ Nicky die Zügel los. Es war so, wie er es von Anfang an vermutet hatte - Mr Renfrew wollte ihn nur aus dem Weg haben. Genau wie Papa hielt er ihn für unbrauchbar.
„Wo guckste eigentlich hin?“, wollte der schmutzige Junge noch immer leicht feindselig wissen.
Nicky zeigte nach unten. „Dieser Schuh dort unten, der blaue.“
Der Junge kniff die Augen zusammen und nickte. „Ein Schuh also. Dann ist’s ja gut, den kannste haben. Ich hatte schon Angst, du wärst hinter meinen Eiern und so ’nem Zeugs her.“
„Eier und Zeugs?“
Der Junge reckte das Kinn in Richtung Klippen. „Ich hol mir die Eier aus den Nestern da. Sind echt lecker.“
„Ach so.“ Eier von Seevögeln? Sicher eine englische Spezialität, dachte Nicky.
Der Junge blickte wieder über den Klippenrand nach unten und rümpfte die Nase. „Was willste denn mit einem einzelnen Schuh?“ „Das geht dich nichts an.“ Nicky hielt es nicht für schicklich, mit diesem fremden schmutzigen Jungen über die Schuhe seiner Mutter zu reden.
„Du willst ihn also holen?“ Der Junge klang ein wenig skeptisch. „Vielleicht.“
„Aber nicht mit den Stiefeln.“
Nicky betrachtete seine Stiefel. „Warum nicht?“
Der Junge spie erneut aus. „Weil du dir damit den Hals brichst, darum. Mit den schicken Ledersohlen rutschst du sofort weg in dem Matsch. Damit haste doch gar keinen Halt.“
„Ach?“
„Also zieh sie aus.“
„Du meinst, ich soll barfuß dort hinuntersteigen?“
„Ich mach das immer so. Mit den Zehen hat man
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