Devil Riders 1 Herz im Sturm
glauben, dass sie diesen bösartigen Männern sicher und mit heiler Haut entkommen war. Sozusagen.
In gestrecktem Galopp zu reiten, entführt von einem wildfremden Iren, war nicht ganz das, was sie unter in Sicherheit sein verstand.
„Hat Ihnen dieser Schurke etwas angetan?“
„N...nein, danke.“ Tibby verzog schmerzerfüllt das Gesicht, weil der Mann sie so fest umfangen hielt. Sie versuchte, zurückzublicken. Was ging hier bloß vor? Sie hatte erwartet, dass die Männer die Verfolgung aufnehmen würden, aber sie konnte niemanden sehen. „Niemand verfolgt uns“, stellte sie fest.
„Sind sie bewaffnet? Mit Gewehren, meine ich.“
„Nein. Ich glaube, der Anführer hatte ein Gewehr, aber der ist verschwunden, “
„Wie viele sind im Moment dort?“
„Vier. Sie sind einfach so aufgetaucht.“ Tibby erschauerte bei der Erinnerung. Sie hatte die Hintertür geöffnet, um ihren Kater hinauszulassen, und plötzlich waren sieben groß gewachsene Fremde auf sie zugestürzt. „Heute Morgen waren sie zu siebt, aber der Anführer und zwei seiner Leute sind gegangen, nachdem man mich gefesselt hatte.“ Sie rieb sich die Handgelenke.
Er hob ihr Handgelenk an und begutachtete es. Es war rot und hatte Schürfmerkmale. „Diese Teufel“, murmelte er.
Sie starrte auf seine große raue Pranke voller Narben, Zeichen eines harten Lebens - nicht weich wie die Hand eines Gentlemans. Seine andere Hand konnte sie nicht sehen, aber spüren. Damit hielt er sie ganz fest.
„Sie haben mir die Fesseln abgenommen, damit ich für sie kochen konnte“, berichtete sie. „Und an die Tür gehen.“
„Sie haben Sie nicht... in irgendeiner Weise verletzt?“
Tibby wusste, worauf er anspielte. „Nein. Alte Jungfern sind nicht nach ihrem Geschmack, zum Glück.“
Er warf ihr einen seltsamen Blick zu. „Aber Sie mussten für sie kochen?“
„Ja, sie haben sämtliche Vorräte aufgegessen. Und sie haben vollkommen ungeniert meine Sachen durchwühlt“, fügte sie zornig hinzu. „Geraucht haben sie auch! Einer von ihnen hat mein armes Kätzchen getreten, woraufhin die anderen völlig kaltherzig gelacht haben.“ Sie war zutiefst erschüttert, aber nun, da sie entkommen war, erwachte in ihr der Zorn, den sie den ganzen Tag lang unterdrückt hatte. „Vielen Dank, dass Sie mich gerettet haben. Es war sehr mutig von Ihnen, sich in die Schwierigkeiten eines anderen Menschen einzumischen.“
„Schwierigkeiten sind mir bestens vertraut, Miss. Es war richtig, dass Sie mich auf Ihre Notlage aufmerksam gemacht haben.“ Er meinte ihren Zettel. Sie hatte gehofft, dass er ihr helfen würde, aber etwas Derartiges hatte sie sich nicht vorgestellt. So mutig! So tollkühn - sie einfach aus den Fängen dieser schrecklichen Unholde zu befreien und mit ihr davonzureiten wie ... wie der Held Young Lochinvar.
Die Zeilen des Gedichts hallten im Rhythmus der Pferdehufe in ihr wider.
Ein Wort in ihr Ohr, ein Wink seiner Hand ,
Und vor der Tür schon sein Schlachtross stand,
Wie leicht aufs Pferd er die Dame schwang ,
Wie leicht er vor ihr in den Sattel sprang!
Sie war nicht die schöne Ellen aus dem Gedicht und auch niemandes Braut. Sie hatte auf den Zettel geschrieben, er solle die Behörden verständigen - nicht mit ihr davongaloppieren.
Es war eine so tollkühne Tat gewesen. So heldenhaft. Aber er hatte nicht einen Moment gezögert.
„Was war das für ein Lärm, als wir ... weggeritten sind?“
„Das war Captain Renfrew, der für ein wenig Ablenkung gesorgt hat, während ich Sie da herausgeholt habe.“
„Das klang nicht nach nur ein wenig Ablenkung. Ich hoffe, mein Häuschen steht noch.“ Sie konnte nicht reiten, aber seltsamerweis hatte sie gar keine Angst, vom Pferd zu fallen. Sein Arm lag wie ein eisernes Band um ihre Taille; seine Brust fühlte sich wie ein warm harter Fels an. Und noch immer galoppierte sein Pferd mit unverminderter Geschwindigkeit dahin. „Was hat er denn gemacht?“ Weiße Zähne blitzten flüchtig auf. „Er hat dafür gesorgt, das sie beschäftigt sind.“
Sie sah sein Lächeln, schimmerndes Weiß in einem tief gebräunten Gesicht. Sie sah seine Haut, die feinen Linien darin und de dunkel nachwachsenden Bart. Sein Lächeln vertiefte sich, und ihrwurde klar, dass sie ihn angestarrt hatte.
„Sollten wir nicht lieber zurückreiten?“
„Wozu?“
„Um Ihrem Freund beizustehen. Sie sind vier gegen einen.“ „Mag sein, aber ich habe ihn schon mit Schlimmerem fertigwerden sehen. Mein Befehl lautet, Sie
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