Devil Riders 1 Herz im Sturm
Panik geraten, schon gar nicht wegen einer Frau. Doch das Gefühl in seiner Brust, als sie verkündet hatte, sie würde abreisen, hatte sich verdächtig nach Panik angefühlt.
Der Soldat in ihm hatte augenblicklich reagiert, um seine Position zu festigen - er hatte ihr Gepäck beschlagnahmt. Hatte es sozusagen in Geiselhaft genommen, bis sie das richtige Losungswort nannte. Nicht gerade eine seiner glorreichsten Aktionen.
Erst hinterher hatte er sein Vorgehen genauer analysiert. Es hatte ihn zutiefst schockiert, sich dessen bewusst zu werden, aber das war es. Unmissverständlich.
Nach so kurzer Zeit der Bekanntschaft stand es ihm nicht zu, zu denken, was er dachte, oder solche Pläne zu schmieden. Er schmiedete sie trotzdem, er kam nicht dagegen an.
Vollkommen unbewusst, wie ein Heckenschütze in der Nacht, hatte sie ihn mitten ins Herz getroffen.
Er hatte keine Ahnung gehabt, dass so etwas einfach passieren konnte. Er hatte nie vorgehabt, sich häuslich niederzulassen; hatte nicht einmal im Traum an eine Ehe gedacht.
Ehe? Nein, das konnte nicht sein.
Eine Ehe war etwas für Familienmenschen, für älteste Söhne, die einen Erben brauchten; für Männer, die nach einer reichen Erbin suchten, oder für verliebte Narren.
Gabriel war in keiner Weise ein Familienmensch. Er hatte seinen Vater nie kennengelernt, war noch nie auf dem Familiensitz gewesen. Soweit er sich erinnerte, war er seinen beiden älteren Brüdern gerade zweimal im Leben begegnet, vielleicht dreimal. Diese Zusammentreffen waren steif und ungemütlich verlaufen und keiner, von ihnen hatte Anstalten gemacht, ein solches Treffen zu wiederholen, nachdem sie erwachsen geworden waren.
Sein Vater war gestorben, als Gabriel im Krieg gewesen war, und seine Brüder hatten noch nicht einmal daran gedacht, ihn darüber in Kenntnis zu setzen. Kurze Zeit später hatte man ihn über den Tod seiner Mutter informiert - nicht, dass er sie seit seiner frühen Kindheit noch einmal wiedergesehen hätte. Großtante Gerties Tod hingegen hatte ihn schwer getroffen; das Ausmaß seiner Trauer um die gestrenge alte Dame hatte ihn selbst überrascht. Seine am weitesten entfernte Verwandte war für ihn das engste Familienmitglied gewesen, abgesehen von Harry. Daher... Nein. Er war wirklich kein Familienmensch.
Auch brauchte er keinen Erben. Als dritter Sohn war er wenig mehr als ein überflüssiges Anhängsel, und das galt erst recht für jeden potenziellen Erben, den er in die Welt setzte.
Und er musste auch keine reiche Erbin heiraten oder sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Großtante Gertie hatte ihm den Gutshof und den größten Teil ihres Vermögens hinterlassen; zusammen mit ein paar daran geknüpften Bedingungen, Gott sei der lieben alten Tyrannin gnädig. Die Bedingung zu heiraten war allerdings nicht darunter gewesen.
Was die armen Narren betraf, die sich Hals über Kopf verliebten, so hatte er nie geglaubt, dass ihm das je passieren könnte. Er hatte sich fest vorgenommen, das niemals zuzulassen. Verliebte Menschen konnten einander schreckliche Dinge antun, und dann hatten Unschuldige darunter zu leiden. Er und Harry hatten das am eigenen Leib erlebt, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Es war schon schlimm genug, sein eigenes Leben zu ruinieren, aber Kinder wurden zu wehrlosen Schachfiguren, wenn eine Ehe scheiterte.
Gabriel zog ein paar Bögen Briefpapier hervor, die schon leicht vergilbt waren, da sie seit Tante Gerties Zeiten niemand mehr angerührt hatte. Ja, er hatte wieder und wieder miterlebt, wie andere sich verliebten, und sich selbst für immun dagegen gehalten. Er war sich nicht einmal sicher, ob er jetzt verliebt war.
Er wusste nur, jedes Mal, wenn er sie sah, wollte er sie berühren, küssen und im Arm halten. Und im Moment wollte er sie auf keinen Fall gehen lassen. Er schüttelte das Tintenfass. Sein Gespür hatte ihm geholfen, die acht Kriegsjahre zu überleben, und er war nicht gewillt, es jetzt zu ignorieren.
Die letzten Sonnenstrahlen streiften das achteckige Erkerfenster. Bald würde es dunkel werden. Noch hatte sie nicht nachgegeben, aber immerhin hatte sie ihm einen Aufschub gewährt. Ihm blieb noch eine Nacht Zeit, doch im Grunde brauchte er noch zwei weitere. So lange würde es dauern, bis die anderen hier sein konnten.
Sobald sie sich auf den Weg gemacht hatte, wurde sie noch verwundbarer als ohnehin schon. Er hatte sie nicht unnötig erschrecken wollen, aber wenn er an Graf Antons Stelle und Callie ihm um Haaresbreite
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