Devil Riders 1 Herz im Sturm
Zufriedenheit nicht an. Sie war in seine Falle getappt, und nun hatte er noch einen weiteren Tag Zeit. Vielleicht noch einen mehr, wenn er sie überreden konnte. Seine Briefe waren bereits unterwegs.
„Er wird dort vollkommen sicher sein“, sagte er. „Niemand weiß, dass Sie hier sind, und es gibt nichts, was diesen Ort mit Miss Tibthorpe in Verbindung bringt.“
Er sah, dass sie über seine Worte nachdachte und dabei an ihrer Unterlippe nagte. Plötzlich war die Erinnerung wieder da, wie er selbst an dieser Lippe geknabbert hatte. Noch immer glaubte er, ihren Geschmack nach Honig zu spüren. Ein beinahe schmerzhaftes Verlangen durchströmte ihn.
Sie erinnerte sich auch daran, das erkannte er, weil sie plötzlich aufhörte, an ihrer Lippe zu nagen, und ihm einen verlegenen Blick zuwarf. Ihr war nicht entgangen, dass er sie beobachtet hatte, und sie errötete noch stärker.
Auch konnte er ihr ansehen, dass sie wütend auf ihn war, weil er sie überlistet hatte. Trotzdem sagte sie zu ihrem Sohn, dass sie, also gut, noch einen Tag bleiben würden und ja, wenn Mr Renfrew mit zum Angeln ginge und für seine Sicherheit sorgte, dann würde sie ihre Erlaubnis dazu geben.
„Es wäre mir ein Vergnügen“, stimmte Gabriel zu.
„Vielen Dank, Mama, Sir.“ Er konnte seine Aufregung kaum im Zaum halten, dennoch brachte er eine lobenswerte Verneigung zustande, ehe er wieder zum Schachspiel zurückeilte.
Callie sah Gabriel ironisch an. „Ich hoffe, Sie haben viel Spaß beim Angeln.“
Er lachte. „Nein, das hoffen Sie nicht.“
„Sie sind sehr unhöflich“, tadelte sie ihn. „Woher wollen Sie wissen, was ich denke?“
„Wie schon gesagt, Ihr Gesichtsausdruck verrät Sie.“
„Unsinn! erwiderte sie. „Das hat noch nie jemand behauptet! “
„Aber ich weiß ganz genau, was Sie denken“, murmelte er.
Sie zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Ach ja? Dann verraten Sie es mir doch bitte.“
Er beugte sich nach vorn, wohl zu weit für ihren Seelenfrieden, denn sie wich zurück. Prüfend betrachtete er ihr Gesicht, dann schmunzelte er. „Im Moment hoffen Sie, dass ich in sehr kaltes und sehr schmutziges Wasser falle - mit vielen Blutegeln darin.“ „Und viel schleimigem Seegras“, gab sie kühl zurück. Sie sah sich im Zimmer um, auf der Suche nach einem anderen Gesprächsthema, nach etwas Unverfänglichem, Langweiligem. Ohne verborgene Fallstricke. Es gab einige Gemälde an den Wänden; eher düster wirkende Landschaftsbilder und ein paar offensichtlich schon alte Porträts.
Ein Porträt über dem Kamin fiel ihr besonders auf. Es zeigte eine Frau mittleren Alters mit herben Gesichtszügen und strengem Blick. Mit leuchtend blauen Augen über einer gewaltigen Hakennase schaute sie auf die Gesellschaft im Zimmer herab.
Die arme Frau, mit einer solchen Nase geschlagen zu sein. Callie war plötzlich dankbar für ihre eigene kleine Stupsnase.
„Meine Großtante Gertie“, sagte Gabriel, und Callie zuckte zusammen. „Sie hat mich und Harry in diesem Haus großgezogen." Er stand auf. „Da ich also nicht mit Ihnen flirten darf, werde ich jetzt meinen Stolz retten und Ihrem Sohn eine Partie Schach anbieten. Er sieht ein wenig gelangweilt aus, und in dem Schrank dort befindet sich ein weiteres Schachbrett. Möchten Sie sich zu uns gesellen?“
„Nein, danke, ich habe noch Näharbeiten zu erledigen“, lehnte sie höflich ab. Sie sah ihm nach, wie er durchs Zimmer ging und ihren Sohn um eine Partie bat. Er tat das so, als fordere er einen anderen Erwachsenen zum Spiel auf.
Callie sah wieder zu dem Porträt der herb aussehenden Frau über dem Kamin, und sie fragte sich, wie es kam, dass eine ältliche Großtante die beiden jüngeren Söhne eines Earls großgezogen hatte, aber nicht die beiden älteren. Und warum Harry ein Halbbruder war. Und ein wildes Kind gewesen war.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück hielt Gabriel Wort und ging mit Jim und Nicky zum Angeln. Das Frühstück war eher schlicht ausgefallen; vier Dienstmädchen hatten an diesem Morgen die Arbeit aufgenommen, und Mrs Barrow war damit beschäftigt, ihnen Anweisungen zu erteilen.
Callie und Tibby zogen sich in den Salon mit dem Erkerfenster zurück und nahmen ihre Näharbeiten mit. Nicky brauchte neue Hemden und Callie ein paar Unterröcke, und so saßen die beiden Frauen in dem warmen sonnendurchfluteten Zimmer und tauschten wichtige Einzelheiten aus den Jahren aus, in denen sie getrennt gewesen waren.
Gegen elf Uhr erschien Mr
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