Devil Riders 1 Herz im Sturm
entkommen wäre, dann würde er jetzt an allen wichtigen Straßen, die von Lulworth wegführten, Männer postieren und an den meisten Kutschenstationen auf dem Weg nach London ebenfalls. Eine allein reisende Frau und ein kleiner hinkender Junge waren leicht aufzuspüren.
Wenn sie schließlich doch nach London reiste, beschloss Gabriel, würde sie von den vier Besten begleitet werden: den Duke’s Angels, oder - wie sie auch genannt wurden - den Teufelsreitern, Rafe, Harry und Luke. Und von ihm selbst natürlich.
Harry war bereits unterwegs und brachte Pferde mit.
Rafe weilte zurzeit auf dem Lande in Aldershot und versuchte, sich zu dem durchzuringen, was seine Familie von ihm erwartete, nein, wozu sie ihn förmlich drängte, obwohl ihm die Vorstellung gar nicht behagte; nämlich eine Erbin zu heiraten.
Was Luke betraf, so hielt er sich in London auf, aber der Teufel mochte wissen, was er dort trieb - wahrscheinlich alles, was die Erinnerung an die Klosterschule verdrängen konnte. Armer Luke. Von ihnen allen wurde er am meisten von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht. Wenn er nicht lernte, sie zu bändigen, würde er den Verstand verlieren, befürchtete Gabriel. Es würde ihm gut tun, ein echtes Problem zu haben, mit dem er sich beschäftigen konnte; ein Problem im Hier und Jetzt, eine Frau mit einem Kind, die er wirklich beschützen konnte.
Gabriel tauchte die Feder in die Tinte und begann zu schreiben.
Das Essen wurde an diesem Abend im kleinen Frühstückssalon serviert, und wieder spannte Mrs Barrow die Jungen als Bedienung ein, nur fragte sie dieses mal Callie um Erlaubnis.
Sie erklärte, die Jungen hätten bereits in der Küche zu Abend gegessen. „Die Manieren des jungen Jim sind noch nicht gesellschaftsfähig, Hoheit. Ihr Nicky hingegen ist ein so perfekter kleiner Gentleman, dass es schon beinahe schmerzt, ihm dabei zuzusehen Ich vermute daher, dass Jim sich schon bald etwas Benimm von ihm abschauen wird.“
Callie war nicht überrascht über Mrs Barrows Worte. Nicky war in der Tat beinahe schmerzhaft korrekt, was in dieser Umgebung noch mehr auffiel, wo alles so viel entspannter ablief.
Zu Hause hatte Rupert seinen Sohn bei den Mahlzeiten immer bombardiert mit Anweisungen und Kritik - wegen seiner Manieren, seines Verhaltens und seiner Bemühungen, auf die Gespräche zu reagieren, die sein Vater mit ihm anfing.
Rupert war ein guter Mann, dachte sie traurig, aber er hatte seinen Sohn unbedingt zu einem Prinzen machen wollen, der den Titel auch verdiente. Seine Methoden waren für einen so kleinen empfindsamen Jungen geradezu erdrückend gewesen.
Das war etwas, das sie ändern musste. Vielleicht gab die Rolle des Vorbilds für Jim ihm etwas von dem Selbstbewusstsein, das ihm fehlte.
„Sehr schön“, stimmte sie daher zu, da sie wusste, wie sehr Nicky es am Morgen genossen hatte, zu servieren. „Aber nach den Essen schicken Sie ihn bitte zu mir in den Salon.“ Es war ein auf regender Tag gewesen, und sie wollte mit ihrem Sohn reden, sich seine Gedanken anhören und ihn, wenn nötig, beruhigen.
Auch war sie etwas besorgt, wie er ihre Ankündigung aufgenommen hatte, dass sie abreisen würden. Natürlich hatte er nichts dazu gesagt - er war nun einmal absolut gehorsam und gut erzogen aber sein trauriges Gesicht hatte Bände gesprochen.
Es würde schwer sein für ihn, das war ihr klar. Er hatte sich in diesem Haus eingelebt wie ein Fisch im Wasser und schien sogar Mrs Barrows burschikose Art gut leiden zu können. Er hatte Blutegel gesammelt, seinen ersten Kampf ausgetragen und dadurch einen Freund gewonnen - männliche Wesen waren wirklich sehr seltsam.
Er hatte sogar seinen ersten Ausritt überstanden, der nicht damit geendet hatte, dass er voller Schmerzen auf dem Boden gelandet und dem Gelächter - und, noch demütigender, dem betretenden Schweigen - der anderen ausgeliefert gewesen war.
Selbst wenn sie hundert Jahre alt wurde, würde sie nie vergessen, wie er sie an diesem Morgen begrüßt hatte - schmutzig von Kopf bis Fuß, über das ganze Gesicht strahlend und auf dem Rücken eines riesigen Pferdes vor Gabriel sitzend, außer Atem vor Glück und Triumph. Und mit zart aufkeimendem Selbstvertrauen.
Er war glücklich hier, glücklicher als je zuvor, und es brach ihr das Herz, ihn von alldem trennen zu müssen. Doch nun stand sein Glück gegen seine Sicherheit. Graf Anton war ihnen nicht so weit gefolgt, um jetzt einfach aufzugeben und friedlich wieder umzukehren.
Sie hatte sich
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