Dexter
was ich begrüßte, aber nicht allzu überraschend fand. Die meisten Gebäudebesitzer sparen ein wenig Geld, indem sie so tun, als könnte man nur im Erdgeschoss einbrechen. Schön zu wissen, dass selbst Vampire knausrig sein können.
Ich griff nach der Brechstange, die mir beim Herausziehen beinah aus den Händen glitt. Der Krach des Aufpralls auf dem Container hätte die gesamte Nachbarschaft geweckt, und mir wurde bewusst, dass meine Hände schweißnass waren. Eine neue Erfahrung, denn früher war ich stets eiskalt und beherrscht gewesen, aber das Schmollen des Passagiers und die wilde Vorstellung der Katze hatten mich offenbar in Wallung gebracht. Gewiss, der Schweiß war verständlich – immerhin war das hier Miami. Aber Angstschweiß? Beim dunklen, tödlichen Dexter, dem König der Selbstbeherrschung? Das war kein gutes Zeichen, und ich hielt inne, um tief durchzuatmen, ehe ich die Arme ausstreckte und die Brechstange zwischen Scheibe und Rahmen ansetzte.
Ich drückte den Griff hinunter, sanft zunächst, dann immer kräftiger, aber das Fenster weigerte sich, nachzugeben. Andererseits wollte ich nicht zu heftig stemmen, weil sonst eventuell auch der Rahmen nachgab, wodurch das Fenster bersten und so viel Lärm machen würde, dass ich ebenso gut ein Dutzend Brechstangen auf den Containerdeckel hätte donnern können. Ich drückte ungefähr zehn Sekunden mit steigender Intensität, und gerade als ich glaubte, ich müsste mir noch einen anderen Zugang verschaffen, machte es
Pop!,
und die Scheibe glitt nach oben. Ich erstarrte und lauschte auf Rufe oder das Schrillen einer Alarmanlage. Nichts. Ich zog mich hoch, schob mich durch das Fenster und schloss es hinter mir.
Ich richtete mich auf und sah mich um. Ich stand in einem Flur. Ich sah nur eine Tür und schlich darauf zu. Sie hatte ein Sicherheitsschloss, aber keinen Knauf, und als ich vorsichtig dagegen drückte, schwang sie auf. Der Raum dahinter lag in völliger Finsternis, doch der schwache Geruch von Desinfektionsmittel und Urin verriet mir, dass es sich um eine Toilette handelte. Ich trat ein, schloss die Tür, ertastete einen Lichtschalter an der Wand und drückte darauf; tatsächlich, eine kleine Toilette mit einem Waschbecken, einem WC und einem Wandschränkchen. Nur um nichts zu vernachlässigen, öffnete ich das Schränkchen, das jedoch nichts Bösartigeres als eine Rolle Toilettenpapier enthielt. Abgesehen davon war der Raum leer, kein Ort, an dem man einen Körper – lebendig oder tot – verstecken konnte, weshalb ich das Licht ausschaltete und mich zurück in den Flur begab.
Auf Katzenpfoten schlich ich zur Ecke, wo ich stehen blieb und zunächst langsam und vorsichtig herumspähte. Der Flur war leer, nur von einer Sicherheitsbeleuchtung erhellt, die über einer Tür ein Stück weiter angebracht war. Es gab noch zwei weitere Türen, und am anderen Ende schien sich ein Treppenhaus zu befinden.
Ich ging zur ersten Tür links. Langsam und vorsichtig drehte ich den Knauf, und sie gab nach. Ich trat ein, schloss sie hinter mir und tastete erneut nach einem Lichtschalter an der Wand. Fand und drückte ihn. Das Licht war noch gedämpfter als die Sicherheitsbeleuchtung im Flur, doch reichte es vollkommen, um zu erkennen, dass dieses Zimmer für Privatfeiern bestimmt war. An der linken Wand hing ein Flachbildschirm, rechts stand ein langes, niedriges Sofa mit einem Couchtisch davor. Hinter dem Sofa war eine Bar mit grünem Marmortresen, darunter ein kleiner Kühlschrank. Die gegenüberliegende Wand wurde von einem roten Samtvorhang verdeckt.
Auf der Bar standen ein paar Flaschen, doch statt Trinkgläsern gab es ein Regal mit Laborgefäßen. Ich griff mir eins: tatsächlich, ein Messbecher. Auf der Seite stand in goldenen Lettern FIRST NATIONAL BLOOD BANK .
Ich schlug den Samtvorhang zurück. Dahinter befand sich eine Tür. Ich hielt den Vorhang fest, zog sie auf und spähte hindurch. Es handelte sich um einen kleinen Wandschrank mit trivialen Putzutensilien: Besen, Schrubber und Eimer, ein Beutel mit Lappen. Ich schloss die Tür und ließ den Vorhang fallen.
Die nächste Tür im Flur war rechts, unter der Sicherheitsbeleuchtung. Sie war verschlossen. Ich wandte mich erst einmal der letzten Tür links zu. Diese war nicht verriegelt; ich schlüpfte hinein und fand einen weiteren Partyraum vor, ein Duplikat des ersten.
Blieb nur noch die verschlossene Tür. Mein Verstand sagte mir, dass man nur einschloss, was nicht gesehen werden sollte, und
Weitere Kostenlose Bücher