Dexter
wusste ich keine Antwort. Wir kamen uns beide blöd vor, seit das, was immer im Wasser gewesen war, seine Wirkung verloren hatte, aber ihr schien es mehr Mühe zu bereiten zu akzeptieren, dass wir unter dem Einfluss von Drogen gehandelt hatten. Während wir allmählich zur Vernunft gekommen waren, durchlief Samantha sämtliche Stadien von peinlich berührt über nervös bis geradezu schockiert, während sie im Trailer herumkroch und Kleidungsstücke einsammelte, die sie zuvor begeistert abgeworfen hatte. Auch wenn ihre Suchaktion nicht besonders anmutig wirkte, beschloss ich, dass die Idee an sich gut war. Auch ich suchte meine Kleidung zusammen und zog sie an.
Zusammen mit meiner Hose kehrte eine gewisse Intelligenz zurück. Ich stand auf und sah mich gründlich im Trailer um. Das nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Er war nur ungefähr zehn Meter lang. Sämtliche Fenster waren mit zwei Zentimeter dicken Spanplatten verbarrikadiert. Ich klopfte darauf. Ich warf mich mit voller Wucht dagegen. Sie gaben nicht nach. Von außen verstärkt.
Es gab nur eine Tür. Dieselbe Geschichte. Mich mit der Schulter dagegen zu werfen, verstärkte nur mein Kopfweh. Und bescherte mir dazu passende Schmerzen in der Schulter. Ich setzte mich, um ihr ein wenig Ruhe zu gönnen. Das war der Punkt, an dem Samantha zu jammern begann. Seit sie wieder vollständig bekleidet war, glaubte sie offensichtlich, sich über fast alles beschweren zu dürfen, denn das Wasser war erst der Anfang. Und aufgrund irgendeines gemeinen akustischen Phänomens, vielleicht war es aber auch nur Pech, bildete ihre Stimmlage den perfekten Resonanzboden für das Pochen meines Schädels. Jedes Mal, wenn sie sich beklagte, jagte ein dumpfer Schmerz durch das übel zugerichtete, graue Gewebe meines Hirns.
»Hier drin riecht es … muffig«, klagte sie.
Es roch tatsächlich muffig, eine Mischung aus uraltem Schweiß, nassem Hund und Schimmel. Doch war es absolut sinnlos, dergleichen zu erwähnen, da es definitiv nichts gab, was wir dagegen unternehmen konnten. »Ich hole mein Duftsäckchen«, antwortete ich. »Es liegt draußen im Auto.«
Sie senkte den Blick. »Du musst nicht sarkastisch werden.«
»Nein«, pflichtete ich ihr bei. »Aber ich muss hier raus.«
Sie sah mich nicht an und antwortete auch nicht, zumindest ein kleiner Segen. Ich schloss die Augen und versuchte, den pochenden Schmerz mit reiner Willenskraft zu besiegen. Es funktionierte nicht, und nach wenigen Minuten meldete sich Samantha erneut zu Wort –
»Ich wünschte, wir hätten das nicht getan«, sagte sie. Ich öffnete die Augen. Sie sah mich noch immer nicht an, sondern starrte in eine leere Ecke des Wohnwagens. Dort gab es absolut nichts zu sehen, aber offensichtlich war es besser als mein Anblick.
»Es tut mir leid«, sagte ich.
Sie zuckte die Achseln, den Blick noch immer abgewandt. »Es ist nicht deine Schuld«, sagte sie, was ich sehr großzügig fand, auch wenn es stimmte. »Ich weiß, dass vermutlich etwas im Wasser gewesen ist. Sie tun immer was rein.« Sie zuckte erneut die Achseln. »Aber ich war noch nie auf Ecstasy.«
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass sie die Droge meinte. »Ich auch nicht«, sagte ich. »War es das?«
»Ziemlich sicher. Zumindest nach dem, was ich darüber gehört habe. Tyler sagt – sie nimmt es oft … nahm es oft.« Sie schüttelte den Kopf und wurde dann tatsächlich rot. »Sie sagte, man kriegt davon Lust … ich meine, alle anzufassen und … du weißt schon. Angefasst zu werden.«
Falls es sich wirklich um Ecstasy gehandelt hatte, konnte ich das bestätigen. Ich muss außerdem sagen, dass unsere Dosis entweder zu hoch war oder diese Droge extrem wirkungsvoll ist. Ich errötete beinah selbst, wenn ich mich daran erinnerte, was ich gesagt und getan hatte. Der Versuch, ein wenig menschlicher zu werden, war eine Sache – aber das war viel zu weit gegangen, bis in den Sumpf dumpfen, jammerköpfigen Menschseins. Vielleicht sollte man das Zeug Exzesstasy nennen. Im Rückblick war ich außerordentlich froh, einer Droge die Schuld geben zu können. Die Vorstellung, dass ich mich verhalten hatte wie eine Witzfigur, gefiel mir ganz und gar nicht.
»Aber nun ja, ich musste es tun«, meinte Samantha, noch immer rot. »Ich werde es nicht großartig vermissen.« Erneutes Achselzucken. »Es war nicht besonders toll.«
Ich weiß nicht viel über das, was man gemeinhin »Bettgeflüster« nennt, war aber ziemlich sicher, dass diese Form der
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