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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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unterbrochen von einem kurzen Schmettern meines Kopfs gegen die Trailerwand. Trotz der strahlenden Lichter, die in meinem ohnehin geschundenen Kopf explodierten, erkannte ich meinen alten Freund, den Muskelprotz mit dem geschorenen Schädel. Er schleuderte mich gegen den Wohnwagen und presste, genau wie ehedem in der Kühlkammer, seinen Unterarm gegen meine Kehle.
    Ein Blick an ihm vorbei verriet mir, dass der Trailer auf einer kleinen Lichtung stand, umgeben von der üppigen Vegetation der Everglades. Auf einer Seite verlief ein Kanal, und Moskitos summten und stürzten sich begeistert auf uns. Irgendwo zwitscherte ein Vogel. Und auf dem Pfad am Rand der Lichtung erschien Kukarov, der Clubmanager, gefolgt von zwei weiteren, widerwärtig aussehenden Männern. Einer der beiden trug einen Essensbehälter, der andere eine lederne Werkzeugtasche.
    »Hallo, Schweinchen«, grüßte Kukarov mit einem wahrhaft abscheulichen Lächeln. »Wo wollen wir denn hin?«
    »Ich hab einen Zahnarzttermin«, antwortete ich. »Den darf ich nicht versäumen.«
    »Doch, das darfst du«, sagte Kukarov, und der Muskelprotz versetzte mir eine Ohrfeige. Dank der heftigen Kopfschmerzen, unter denen ich litt, tat sie weitaus mehr weh, als zu erwarten gewesen wäre.
    Menschen, die mich kennen, werden Ihnen versichern, dass Dexter niemals die Geduld verliert, aber jetzt reichte es.
    Ich riss meinen Fuß hoch – schnell und hart – und trat dem Muskelprotz so fest in die Lenden, dass er mich losließ, sich zusammenkrümmte und ein leises Würgen hören ließ. Und nachdem dies so einfach und erfreulich gelungen war, wirbelte ich mit in Kampfstellung erhobenen Händen zu Kukarov herum.
    Und starrte auf eine Pistole, die direkt auf meine Stirn gerichtet war. Eine sehr große und beeindruckende Pistole, eine . 357  Magnum, wie mir schien. Sie war entsichert, und die Finsternis der Öffnung am Ende des Laufs wurde nur von dem Ausdruck seiner Augen übertroffen.
    »Los«, provozierte er mich. »Versuch’s doch!«
    Ein interessanter Vorschlag, aber ich entschied mich dagegen und hob die Hände. Er musterte mich einen Moment, dann trat er, ohne mich aus den Augen zu lassen, ein paar Schritte zurück und rief den anderen zu: »Fesselt ihn. Und tut ihm ruhig ein bisschen weh, aber nicht das Fleisch verletzen. Wir können ein Spanferkel brauchen.«
    Einer der beiden packte mich und bog mir die Arme schmerzhaft weit auf den Rücken, während der andere begann, Paketband von einer Rolle zu wickeln. Er hatte erst ein paar Bahnen um meine Handgelenke gerollt, als ich den schönsten Klang meines Lebens vernahm – das Kreischen eines Megaphons, gefolgt von Deborahs Stimme.
    »Hier spricht die Polizei!«, rief sie. »Sie sind umzingelt. Lassen Sie Ihre Waffen fallen, und legen Sie sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden.«
    Die beiden Helfer ließen von mir ab und starrten Kukarov mit hängenden Kiefern an. Der Muskelprotz lag noch auf den Knien und würgte. Kukarov fletschte die Zähne. »Ich bring das Arschloch um!«, brüllte er, und ich konnte erkennen, wie sich sein Finger am Abzug spannte, als er die Waffe hob.
    Ein einzelner Schuss peitschte durch die Luft, und die vordere Hälfte von Kukarovs Kopf verschwand. Er stürzte zur Seite, als würde ein Seil an ihm reißen, dann brach er zusammen.
    Die beiden anderen Kannibalen warfen sich gleichzeitig hin, und selbst der Muskelprotz ließ sich aufs Gesicht fallen. Ich beobachtete wohlwollend, wie Deborah sich aus der Vegetation am Rand der Lichtung schälte und auf mich zurannte, gefolgt von mindestens einem Dutzend Polizisten, einschließlich einer Gruppe schwerbewaffneter und gepanzerter Männer vom SEK sowie Detective Weems, dem ebenholzfarbenen Riesen von der Miccosukee Stammespolizei.
    »Dexter«, rief Deborah. Sie packte meine Arme und sah mich eindringlich an. »Dex«, wiederholte sie, und die Sorge in ihrem Blick war recht erfreulich. Sie tätschelte mir die Arme und lächelte beinahe, eine bei ihr seltene Offenheit. Aber da sie natürlich Debs war, musste sie die Wirkung umgehend zerstören. »Wo ist Samantha?«, fragte sie.
    Ich betrachtete meine Schwester. Mein Kopf hämmerte, meine Hose war zerrissen, meine Kehle und mein Gesicht schmerzten von der groben Behandlung durch den Muskelprotz, ich war peinlich berührt ob meiner jüngsten Handlungen, meine Hände waren noch immer auf den Rücken gefesselt – und ich hatte Durst. Ich war zusammengeschlagen, entführt, unter Drogen gesetzt,

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