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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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köstlich«, flüsterte ich.
    Sie lächelte und schloss die Augen.
    »Ich glaube wirklich nicht, dass uns genug Zeit für sentimentale Szenen bleibt«, sagte Brian. »Nicht, wenn du deine verdammte Schwester retten willst.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Entschuldige.«
    Ich ließ Samantha ohne besonderes Widerstreben allein und blieb nur noch einmal stehen, um eins von Alanas hübschen Messern vom Tisch neben dem Grill an mich zu nehmen.
    Wir fanden Deborah hinter dem Tresen des ehemaligen Getränke-Kiosks in der Hauptkabine des alten Piratenschiffs. Sie und Chutsky waren an ein paar alte Rohre gefesselt, die von einem fehlenden Abfluss zum Deck führten. Ihre Hände und Füße waren mit Paketband verschnürt. Zu Chutskys Ehre sei bemerkt, dass er eine Hand schon fast befreit hatte – zwar seine einzige Hand, aber Ehre, wem Ehre gebührt.
    »Dexter!«, rief er. »Gott, bin ich froh, dich zu sehen. Sie atmet noch, wir müssen sie hier rausschaffen.« Dann bemerkte er Brian, der hinter mir aufragte, und runzelte die Stirn. »He, das ist der Typ mit dem Taser.«
    »Schon gut«, sagte ich wenig überzeugend. »Äh, das ist …«
    »Es war ein Versehen«, sagte Brian rasch, als hätte er Angst, ich könnte seinen Namen nennen. Er hatte die Kapuze wieder hochgeschlagen, um sein Gesicht zu verbergen. »Wie auch immer, ich hab dir das Leben gerettet, also lass uns schnell von hier verschwinden, ehe jemand auftaucht, okay?«
    Chutsky zuckte die Achseln. »Klar, sicher, hast du ein Messer?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte ich.
    Ich beugte mich über ihn, aber er schüttelte ungeduldig den Kopf.
    »Scheiße, nein, Dexter, Deborah zuerst«, fauchte er.
    Mir schien, als sollte ein Mann mit nur einer Hand und einem Fuß, der zudem mit dieser Hand und diesem Fuß an ein Rohr gefesselt ist, nicht in diesem beleidigenden Ton Anweisungen erteilen. Doch ließ ich es ihm durchgehen und kniete mich neben Deborah. Ich schnitt das Paketband von ihren Gelenken und ergriff ihre Hand. Ihr Puls schlug kräftig und regelmäßig. Ich hoffte, dies bedeutete, dass sie nur ohnmächtig war; sie war sehr gesund und sehr zäh, und wenn sie keinen Schädelbruch erlitten hatte, würde sie sich vermutlich wieder vollständig erholen, aber ich wünschte, sie würde aufwachen und mir das persönlich versichern.
    »Komm schon, hör mit der Fummelei auf, Kumpel«, knurrte Chutsky in unverändert nörgelndem Ton, und ich schnitt das Seil durch, das Deborah an das Rohr fesselte, sowie das Paketband, das ihre Knöchel zusammenhielt.
    »Wir sollten uns wirklich beeilen«, mahnte Brian leise. »Müssen wir ihn auch mitnehmen?«
    »Echt komisch«, knurrte Chutsky, aber ich wusste, dass mein Bruder es ernst meinte.
    »Ich fürchte, ja«, erwiderte ich. »Deborah würde sich schrecklich aufregen, wenn wir ihn zurücklassen.«
    »Dann schneid ihn um Himmels willen los und lass uns abhauen«, sagte Brian, trat an die Kabinentür und sah mit angelegter Schrotflinte hinaus. Ich befreite Chutsky, und er rappelte sich auf die Füße – oder, um akkurat zu sein, auf einen Fuß, da es sich bei dem anderen um einen prothetischen Ersatz handelte, genau wie bei seiner Hand. Er sah einen Moment auf Deborah hinunter, und Brian räusperte sich ungeduldig.
    »Also gut«, sagte Chutsky. »Ich werde sie tragen. Hilf mir mal, Dexter.« Er wies mit dem Kopf auf Debs.
    Gemeinsam hoben wir sie an und legten sie über Chutskys Schulter. Das Gewicht schien ihm nichts auszumachen; er ruckelte einmal, damit er sie in eine bequemere Position brachte, und bewegte sich dann zur Tür, als bräche er mit einem kleinen Rucksack zu einer Wanderung auf.
    An Deck blieb Chutsky kurz bei Samantha stehen. Brian zischte vor Ungeduld. »Ist das das Mädchen, das Debbie so unbedingt retten wollte?«, fragte Chutsky.
    Ich betrachtete meinen Bruder, der vor lauter Eifer, endlich zu verschwinden, praktisch von einem Bein aufs andere hopste. Dann musterte ich meine Schwester, die über Chutskys Schulter hing, und ich seufzte. »Das ist sie«, bestätigte ich.
    Chutsky verschob Deborah ein bisschen und streckte die Hand aus. Er legte sie an Samanthas Kehle und fühlte ihren Puls, dann schüttelte er den Kopf. »Zu spät«, murmelte er. »Sie ist tot. Debbie wird sich furchtbar aufregen.«
    »Das tut mir schrecklich leid«, knurrte Brian. »Können wir jetzt gehen?«
    Chutsky sah ihn an und zuckte die Achseln, wodurch Deborah ein wenig ins Rutschen geriet. Er packte sie – glücklicherweise nicht mit

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