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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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wuselte bereits geschäftig herum, als ich das Labor betrat. »Hey«, grüßte er. »Ich hab das Zeug aus den Everglades auf Ecstasy getestet.«
    »Wunderbar«, lobte ich. »Das wollte ich soeben vorschlagen.«
    »Das Ergebnis ist positiv. Und es ist noch was anderes drin, ein ziemlich großer Anteil.« Er zuckte die Achseln und hob ratlos die Hände. »Es ist organisch, aber mehr konnte ich nicht feststellen.«
    »Beharrlichkeit«, sagte ich. »Wir werden es herausfinden,
mon frère.
«
    »Ist das schon wieder Französisch?«, nörgelte er. »Wie lange willst du denn noch französisch tun?«
    »Bis die Doughnuts eintreffen?«, gab ich hoffnungsvoll zurück.
    »Tja, die kommen nicht von selber, also
süt alors
dich selbst«, antwortete er, sich offensichtlich nicht bewusst, dass dies in keiner Sprache Sinn ergab, ganz zu schweigen von Französisch. Aber es war nun wirklich nicht meine Aufgabe, seine Bildung zu vervollkommnen, weshalb ich mich zurückhielt und wir uns der Probe aus der Bowleschüssel der Kannibalen-Party zuwandten.
    Gegen Mittag hatten wir nahezu alle Tests durchgeführt, die unser kleines Labor gestattete, und ein oder zwei nutzlose Dinge festgestellt. In der Hauptsache handelte es sich bei der Basis der Brühe um einen sehr populären, hochwertigen Energy-Drink. Diesem war menschliches Blut hinzugefügt worden, und obgleich die Bestimmung anhand der kleinen und unzureichenden Probe schwierig war, ging ich davon aus, dass es aus verschiedenen Quellen stammte. Doch die letzte Zutat, dieses organische Irgendwas, blieb rätselhaft.
    »Okay«, sagte ich schließlich. »Versuchen wir mal etwas anderes.«
    »Was denn?«, knurrte Vince. »Ein Ouija-Brett?«
    »So ähnlich. Wie wäre es mit induktiver Logik?«
    »Na gut, Sherlock«, meinte er. »Macht auf jeden Fall mehr Spaß als der Gas-Chromatograph.«
    »Seine Mitmenschen zu verspeisen ist unnatürlich«, begann ich, während ich versuchte, mich in einen der Partybesucher zu versetzen, doch Vince unterbrach meine langsam einsetzende Trance.
    »Was?«, fragte er. »Machst du Witze? Hast du dich noch nie mit Geschichte beschäftigt? Kannibalismus ist die natürlichste Sache der Welt.«
    »Nicht im einundzwanzigsten Jahrhundert in Miami«, widersprach ich. »Egal, was im
Enquirer
steht.«
    »Trotzdem. Es ist einfach ein kulturelles Ding.«
    »Exakt«, bestätigte ich. »Uns hindert ein gewaltiges kulturelles Tabu, das wir dazu irgendwie überwinden müssen.«
    »Nun, wenn man sie dazu bringt, Blut zu trinken, ist der nächste Schritt nicht mehr so schwierig.«
    »Eine Menschenmenge«, begann ich ein zweites Mal und versuchte, Vince auszublenden und mir die Szene vor Augen zu führen. »Angeheizt von diesem Energy-Drink, aufgeputscht vom Ecstasy und völlig überdreht vom Zusehen, und vermutlich läuft irgendeine hypnotisierende Musik …« Ich hielt einen Moment inne und lauschte meinen Worten nach.
    »Was?«, fragte Vince.
    »Hypnotisch. Was fehlt, ist ein Element, das die Menge in einen geistig empfänglichen Zustand versetzt, etwas, das von der Musik und allem Übrigen verstärkt wird, um sie beeinflussbar zu machen.«
    »Marihuana«, schlug Vince vor. »Funktioniert bei mir immer.«
    »Shit«, fluchte ich, als eine Erinnerung in mir aufstieg.
    »Nein, mit Shit klappt das nicht. Außerdem schmeckt er nicht.«
    »Ich will definitiv nicht wissen, woher du weißt, wie Shit schmeckt. Wo ist die Kladde mit den Verlautbarungen der Drogenbehörde?«
    Ich fand die Kladde, ein großes Ringbuch, in das wir alle interessanten Informationen hefteten, die wir von der Drogenbehörde erhielten. Ich blätterte ein wenig herum und stieß dann auf die Seite, die ich gesucht hatte. »Hier. Das ist es.«
    Vince betrachtete das Blatt.
»Salvia divinorum«,
las er. »Hey, glaubst du wirklich?«
    »Das tue ich. Von einer rein induktiv-logischen Warte aus.«
    Vince nickte langsam. »Vielleicht wäre jetzt das Wort ›elementar‹ angebracht?«, schlug er vor.
     
    »Es handelt sich um eine relativ neue Droge«, erklärte ich Deborah. Sie saß mit mir an einem Tisch in der Einsatzzentrale der Sonderkommission, Vince und Deke standen hinter ihr. Ich tippte auf die Seite in der Drogenkladde. »In Dade County ist Azteken-Salbei erst vor wenigen Jahren für illegal erklärt worden.«
    »Ich weiß, was zum Teufel Salvia ist«, knurrte sie. »Aber ich hab noch nie gehört, dass das Zeug mehr bewirkt, als Leute für fünf Minuten rammdösig zu machen.«
    Ich nickte. »Stimmt. Doch wir

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