Dexter
war es so weit. Nichole hielt die Skizze hoch, damit die beiden Männer sie studieren konnten, und derjenige, der kein Englisch sprach, musterte sie intensiv und nickte.
»Oui«,
sagte er.
»Das ist er«, sagte der andere und lächelte Nichole unvermittelt breit an. »Wie Magie.« Er sagte
Maschie,
aber die Bedeutung war klar.
Deborah hatte sich im Stuhl zurückgelehnt und Nichole arbeiten lassen. Jetzt erhob sie sich, ging um den Konferenztisch und beugte sich über Nichole, um die Zeichnung zu betrachten. »Verdammt und zugenäht«, sagte sie. Sie blickte zu Hood, der noch immer mit einem schwach verschlagenen Grinsen auf dem Gesicht an der Tür lehnte. »Bringen Sie die Akte her«, wies Deborah an. »Die mit den Fotos.«
Hood ging zum anderen Ende des Tischs, wo neben dem Telefon ein Stapel Akten lag. Er blätterte die oberen fünf oder sechs durch, wobei Deborah zunehmend ungeduldig wurde. »Los doch, verdammt«, schnauzte sie ihn an, und Hood nickte, nahm eine der Akten und brachte sie ihr.
Deborah ließ einen Stapel Fotos auf den Tisch gleiten, sortierte sie kurz, wählte eines aus und schob es zu Nichole hinüber. »Nicht schlecht«, sagte sie, als die Zeichnerin das Foto nahm und neben ihre Zeichnung hielt, und Nichole nickte.
»Ja, insgesamt wirklich nicht schlecht«, sagte Nichole. Mit zufriedenem Lächeln sah sie zu Deborah auf. »Verdammt, ich
bin
gut.«
Sie schob das Foto zu Debs zurück, die es den beiden Haitianern hinhielt.
»Ist das der Mann, der Ihnen den Porsche verkauft hat?«
Der Mann mit dem zugeschwollenen Auge nickte bereits und sagte:
»Oui.«
Sein Cousin machte eine große Schau daraus, das Foto anzustarren, beugte sich vor, um es gründlich zu studieren, ehe er schließlich mit absoluter Gewissheit sagte: »Ja. Mit Sicherheit. Das ist er.«
Deborah sah die beiden an und fragte: »Sind Sie ganz sicher? Sie beide?« Und beide nickten energisch.
»Bon«,
sagte Debs.
»Très beaucoup bon.«
Die beiden Haitianer lächelten, und der Mann mit dem geschwollenen Auge machte eine Bemerkung auf Kreolisch.
Deborah sah den Cousin an und wartete auf die Übersetzung.
»Er sagt, bitte sprechen Sie Englisch, damit er Sie verstehen kann«, sagte der Mann, dessen Lächeln womöglich noch breiter geworden war, und Vince und Hood kicherten.
Aber Deborah war viel zu glücklich über das Foto, um sich von einer kleinen Stichelei stören zu lassen. »Das ist Bobby Acosta«, sagte sie mit einem Blick zu mir. »Wir haben den kleinen Mistkerl!«
[home]
20
D er Polizist in Uniform brachte die beiden Häftlinge zur Arrestzelle, Nichole sammelte ihre Utensilien ein und verschwand, und Deborah ließ sich auf ihren Stuhl fallen und starrte auf das Foto Bobby Acostas. Vince sah mit einem Achselzucken und einer Art »Und jetzt?«-Ausdruck zu mir herüber, als Deborah zu ihm aufblickte. »Bist du immer noch hier?«
»Nein, ich bin vor zehn Minuten gegangen«, erwiderte Vince.
»Zisch ab«, knurrte Debs.
»Ich müsste nicht abzischen, wenn du nicht immer so ungeduldig wärst.«
»Ach, fick dich ins Knie«, sagte Debs, und Vince verließ den Raum unter dem grauenhaften Klang seines künstlichen Gelächters. Deborah sah ihm nach, und da ich sie sehr gut kannte, wusste ich, was auf mich zukam, weshalb ich nicht überrascht war, als sie ungefähr dreißig Sekunden nach Vince’ Abgang zu mir sagte: »Okay, gehen wir.«
»Oh«, sagte ich in dem Bemühen, so zu wirken, als ob ich das nicht erwartet hätte, »willst du damit andeuten, dass wir nicht auf deinen Partner warten, wie das Department und ein Sonderbefehl von Captain Matthews es vorschreiben?«
»Schaff einfach deinen Arsch durch die Tür«, knurrte sie.
»Was ist mit meinem Arsch?«, erkundigte sich Hood.
»Lass ihn dir aufreißen«, blaffte Deborah, schoss aus dem Stuhl und stürmte zur Tür.
»Was sage ich Ihrem Partner?«, fragte Hood.
»Sagen Sie ihm, er soll die Salvia-Dealer überprüfen«, wies sie an. »Komm, Dex.«
Mir ging durch den Sinn, dass ich viel zu viel meiner Zeit damit verbrachte, gehorsam meiner Schwester zu folgen. Da mir jedoch nicht durch den Sinn ging, wie ich das vermeiden konnte, folgte ich ihr.
Wir stiegen ins Auto, und Deborah fuhr uns auf den Dolphin Expressway und dann auf der 95 nach Norden. Sie gab keinerlei Informationen preis, aber es war nicht sonderlich schwer zu erraten, wohin wir unterwegs waren, deshalb sagte ich, nur um ein wenig Konversation zu treiben: »Hast du einen Weg gefunden, Bobby Acosta
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