Dexter
Endlose Reihen brutaler Spielzeuge, fast als hätte ich ein Spezialgeschäft für Kinder des alten Dexter betreten. Es gab Säbel, Messer, Lichtschwerter, Maschinengewehre, Bomben, Pistolen und Gewehre, die kleine Plastikgeschosse, Paintballs und Nerfs abfeuerten, Raketen, die die eigenen Freunde oder die Heimatstädte der eigenen Freunde in die Luft jagten – endlose Gänge mit Übungsgeräten für erholsames Schlachten. Kein Wunder, dass unsere Welt ein so heimtückischer und gewalttätiger Ort ist – und kein Wunder, dass es Personen gibt, wie ich eine gewesen war. Wenn wir die Kinder lehren, dass Töten Freude macht, dürfen wir dann wirklich überrascht sein, falls hin und wieder eines klug genug ist, es zu begreifen?
Ich wanderte durch die Fabrik des Grauens, bis ich schließlich eine kleine Nische entdeckte, über der das Schild PÄDAGOGISCH hing. Dort fanden sich mehrere Regale mit Bastelsachen, Chemie- und Biologiebaukästen und einige Brettspiele. Ich betrachtete alles gewissenhaft, auf der Suche nach etwas, das genau den richtigen Ton traf. Pädagogisch sollte es selbstverständlich sein, doch nicht langweilig oder albern und nichts zum Bauen oder Basteln. Ich brauchte etwas, das inspirierte und trotzdem allen Spaß machte.
Schließlich entschied ich mich für ein Quiz mit dem Titel »Klassenbester«. Ein Mitspieler stellte Fragen, und die anderen antworteten abwechselnd – perfekt. Wir konnten es als Familie spielen und viel dabei lernen – und dabei Spaß haben. Cody würde sogar in ganzen Sätzen sprechen müssen. Ja, das war es.
Auf dem Weg zur Kasse kam ich an einem Regal mit Geräuschbüchern vorbei, diese Dinger mit einer Reihe von Knöpfen, die Klangeffekte produzieren, wenn man darauf drückt. Es gab mehrere mit Geschichten, und ich dachte unvermittelt an Lily Anne. Welch großartige Methode, sie in ein Leben freudigen Lesens zu locken: Ich konnte ihr die Bücher vorlesen, während sie die jeweils in Frage kommenden Knöpfe drückte, und das alles beim Lesen klassischer Märchen. Die Gelegenheit war zu gut, um sie verstreichen zu lassen, deshalb wählte ich drei der verheißungsvollsten Märchen aus.
Ich ging mit dem Spiel und den Büchern zur Kasse. Das Spiel kostete fast zwanzig Dollar, aber das schien es mir wahrlich wert, gut angelegtes Geld, und ich bedauerte die Ausgabe nicht im Geringsten.
Als ich in unsere Straße einbog, war es fast dunkel. Ein Dreiviertelmond hing tief am Horizont und rief mir mit lockender Stimme wehmütige, verspielte Vorschläge zu, was Dexter in einer Nacht wie dieser mit einem Messer anstellen konnte.
Wir wissen, wo Chapin wohnt,
wisperte er.
Wir könnten ihn bis auf die Reißzähne aufschneiden und ihn dazu zwingen, uns viele nützliche Dinge zu verraten, und alle würden zufrieden sein …
Einen Moment ließ ich mich von der verführerischen Vorstellung einfangen, dem berauschenden Sog der dunklen Wogen, die mich umspülten und an meinen Beinen zerrten. Doch dann spürte ich das Gewicht des Spiels und der Bücher, die ich gekauft hatte, und sie entrissen mich der steigenden Flut des Mondlichts und zogen mich zurück auf das trockene Ufer des Neuen Dexter. Nie mehr; ich würde der mondstimmigen Versuchung widerstehen. Mit ein paar barschen Worten drängte ich den Passagier zurück auf seinen Platz tief in der eisigen Truhe.
Verschwinde,
kommandierte ich, und mit einem reptilienhaften Zischen schlängelte er sich davon. Ich musste endlich begreifen, dass ich nicht länger dieser Mann war. Ich war Dex-Daddy, der Mann, der voller Sehnsucht nach Lily Anne und all den sauberen, gewöhnlichen Annehmlichkeiten häuslichen Lebens nach Hause kam. Ich war der Brotverdiener, der Pfadfinder für kleine Füße, der Schild gegen alle Unbill. Ich war Dex-Daddy, der Fels, auf dem Lily Annes Zukunft ruhte, und ich hatte Klassenbester dabei, um das zu beweisen.
Doch als ich bremste und vor unserem Haus Brians Auto parken sah, wurde mir bewusst, dass ich außerdem anscheinend Dex-Dämlack war, da ich keine Ahnung hatte, was mein Bruder schon wieder hier wollte. Auf jeden Fall gefiel es mir nicht, warum auch immer er hier war. Er verkörperte alles, was ich gewesen war und nicht mehr sein wollte, und ich duldete nichts davon in Lily Annes Nähe.
Ich stieg aus, umrundete langsam Brians kleines rotes Auto und musterte es, als wäre es die eigentliche Gefahr. Das war natürlich albern. Autobomben waren nicht Brians Stil, er bevorzugte das rasche Zustoßen mit der
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