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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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für Onkel Brian zu decken!« Danach folgte ein mehrminütiges Scheppern, in dem sie den Ofen öffnete, mit Töpfen und Pfannen klapperte und das normale Leben sich wieder Bahn brach.
    Cody und Astor wechselten einen Blick, beide eindeutig ohne jede Lust, ihre neue Fernsehwelt zum Abendessen zu verlassen, dann drehten sie sich wortlos gleichzeitig zu Brian um. »Nun kommt schon«, sagte er mit dieser grauenhaft gekünstelten Munterkeit, »ihr müsst tun, was eure Mutter sagt.«
    »Ich will aber noch spielen«, murrte Cody, einige Silben mehr, als ich seit langer Zeit in einem Satz von ihm gehört hatte.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Brian. »Aber im Augenblick geht das nicht.« Er lächelte ihn breit an, und ich konnte erkennen, dass er sich heftig bemühte, mitfühlend zu erscheinen, aber ehrlich gesagt war er nicht besonders überzeugend, nicht mal annähernd so gut wie ich. Doch Cody und Astor schienen ihm die Geste abzukaufen; sie wechselten einen Blick, nickten und trollten sich in die Küche, um beim Abendessen zu helfen.
    Brian sah ihnen nach, dann drehte er sich um und blickte mich an, die Augenbrauen in gespielt höflicher Erwartung fragend gehoben. Selbstverständlich konnte er nicht wissen, was ich ihm sagen wollte, aber als ich tief durchatmete und ansetzte zu sprechen, wurde mir bewusst, dass ich es nicht konnte. Ich spürte, dass ich ihn wegen irgendetwas anklagen sollte – aber weswegen? Dafür, ein teures Spiel zu kaufen, weil ich etwas viel Billigeres erstanden hatte? Dafür, die Kinder zum Chinesen mitzunehmen und womöglich zu etwas unwesentlich Schlimmerem? Für den Versuch, mich zu spielen, während ich zu beschäftigt für diese Aufgabe war? Ich nehme an, der alte, innerlich tote Dexter hätte einfach gesagt: »Was immer du vorhast, hör sofort auf damit.« Aber mein neues Ich brachte all diese vielen komplizierten Dinge –
Gefühle
 –, die in mir tobten, nicht über die Lippen. Um alles noch schlimmer zu machen, saß ich mit im Leerlauf brummenden Verstand und weit offenem Mund da, als Lily Anne rülpste und mein Hemd mit säuerlicher Milchspucke tränkte.
    »Ach du je«, sagte Brian voller Mitleid, das ebenso real war wie seine übrigen Gefühle.
    Ich stand auf und ging in den Flur, Lily Anne weit von mir gestreckt. Im Schlafzimmer stand eine Wickelkommode, in deren Regalfach zu ebendiesem Zweck ein Stapel Tücher wartete. Ich nahm zwei – eins, um mich abzuwischen, das andere, um es unter das Baby zu legen und zu retten, was immer von meinem Hemd übrig war.
    Ich ging zurück zum Sessel und nahm wieder Platz, legte mir das zweite Tuch über die Schulter und Lily Anne mit dem Gesicht nach unten darüber, wobei ich ihr sanft auf den Rücken klopfte. Brian sah mir zu, und erneut setzte ich an zu sprechen.
    »Abendessen!« Rita stürzte mit einer großen Platte ins Zimmer. »Ich fürchte, es ist nicht … Ich meine, es ist nicht richtig angebrannt, aber ich habe … Nur ein bisschen trocken, und, Astor, hol den Reis in der blauen Schüssel. Setz dich, Cody.«
    Das Abendessen war eine muntere Angelegenheit, zumindest, soweit es die Bildschirmkrieger betraf. Rita entschuldigte sich in einem fort für das Orangensafthuhn – was sie tatsächlich auch musste. Es handelte sich um eins ihrer Spezialgerichte, und sie hatte es fast verkochen lassen. Doch Cody und Astor fanden ihre Verlegenheit äußerst lustig und begannen, sie mit einem leichten Hauch von Grausamkeit aufzuziehen. »Es ist trocken«, bemerkte Cody nach Ritas dritter Entschuldigung. »Nicht wie sonst.« Und grinste Brian an.
    »Ja, ich weiß, aber … Es tut mir so leid, Brian«, sagte Rita.
    »Oh, es ist köstlich; mach dir keine Gedanken, meine Liebe«, erwiderte Brian.
    »Denk am besten gar nichts, liebe Mom«, flötete Astor überheblich, und sie und Brian lachten. So ging es weiter, bis das Abendessen beendet war und die Kinder aufsprangen, um den Tisch abzuräumen, angetrieben von dem Versprechen einer weiteren Viertelstunde Wii vor dem Schlafengehen. Rita nahm Lily Anne mit ins Schlafzimmer, um ihre Windel zu wechseln, und einen Augenblick lang sahen Brian und ich uns über den Tisch hinweg in die Augen. Dies war der Moment zu sprechen, die Dinge zwischen uns zu klären, und ich beugte mich vor, um ihn zu nutzen.
    »Brian«, sagte ich.
    »Ja?«, erwiderte er und hob erwartungsvoll die Brauen.
    »Warum bist du zurückgekommen?« Ich bemühte mich heftig, nicht so zu klingen, als wollte ich ihn anklagen.
    Er sah mich

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