Dexter
der hinteren Tür des Mustang.
Unverschlossen – der verachtenswerte kleine Mistkerl macht es uns viel zu leicht, und wir gleiten ach so vorsichtig-leise auf den Rücksitz und verschmelzen mit der unsichtbaren Dunkelheit auf dem Fahrzeugboden – und dann warten wir.
Sekunden, Minuten – die Zeit vergeht, und wir warten. Warten ist einfach, natürlich, Teil der Jagd. Unser sanfter, leiser Atem geht stetig, und wir sind absolut kühl und beherrscht und warten auf den Moment, der kommen muss.
Und er tut es.
Ein entfernter Schrei; die Haustür öffnet sich, und der Rest eines langen Streits dringt zu uns.
»… die Anwältin gesagt hat!«, sagt er mit seiner gemeinen, dünnen, zornigen Stimme. »Ich muss jetzt zur Arbeit, kapiert?« Und er knallt die Tür zu und stürmt zum Mustang. Seine dünne, widerwärtige Stimme murmelt vor sich hin, während er die Tür aufreißt und sich auf den Fahrersitz wirft. Als er den Schlüssel in die Zündung steckt und den Motor anlässt, formt sich aus den Schatten hinter ihm eine Gestalt, und wir kommen lautlos und rasch über ihn, begleitet vom Sirren der Nylonschlinge, die sich ihm um den Hals legt und ihm Verstand und Atem raubt.
»Kein Laut, keine Bewegung«, sagen wir mit unserer schrecklichen, kalten Anderen Stimme, und er erstarrt zu absoluter Reglosigkeit. »Hör genau zu und tu, was wir dir sagen, dann lebst du ein wenig länger. Hast du verstanden?«
Er nickt steif, die Augen weit aufgerissen vor Angst. Sein Gesicht läuft vor Luftmangel allmählich dunkel an, und wir lassen ihn spüren, wie es ist, nicht mehr atmen zu können, nur ein Vorgeschmack dessen, was ihn erwartet, eine Kostprobe der nahenden Ewigkeit, der endlosen Dunkelheit, in der jegliches Atmen endet.
Wir ziehen ein wenig, gerade genug, um ihm klarzumachen, dass wir sehr viel heftiger ziehen können, bis alles vorüber ist, und sein Gesicht läuft noch dunkler an, während seine Augen aus den Höhlen treten und Äderchen platzen …
… und dann lassen wir ihn Luft holen, erlauben unserem Arm, sich zu entspannen, die Schlinge zu lockern, nur ein wenig, gerade ausreichend für ein trockenes, rasselndes Keuchen, und dann ziehen wir wieder an, ehe er husten oder sprechen kann.
»Du gehörst mir«, versichern wir ihm, und die eisige Wahrheit dessen ist in unserer Stimme zu erkennen. Für einen Moment vergisst er, dass er nicht atmen kann, als ihm die wahre Gestalt seiner Zukunft zu Bewusstsein kommt. Er schlägt sekundenlang mit den Armen, ehe wir erneut ziehen, diesmal ein wenig fester.
»Das reicht«, sagen wir, und das kühle Zischen unseres Kommandotons stoppt ihn umgehend. Erneut lassen wir seine widerwärtige Welt versinken, doch nicht so lange jetzt, gerade lange genug, damit er ein wenig Hoffnung schöpft, wenn wir die Schlinge wieder lockern – zerbrechliche Hoffnung, Hoffnung, geschaffen aus Mondstrahlen, eine Hoffnung, die ihn lange genug gefügig und still sein lässt, bis auch diese Stille ewig währen wird. »Fahr los«, befehlen wir mit einem leichten Ruck an der Schlinge und lassen ihn kurz atmen.
Einen Augenblick rührt er sich nicht, und wir reißen an der Schlinge. »Jetzt!«, präzisieren wir, und er legt mit einer krampfhaften Bewegung, die uns seinen Gehorsam demonstrieren soll, den Gang ein, und wir rollen langsam aus der Zufahrt, fort von dem blassgelben Haus, fort aus seinem kleinen, schmutzigen Erdendasein, in die dunkle und freudvolle Zukunft dieser wunderbaren, mondbeschienenen Nacht.
Wir bringen ihn, die Nylonschlinge fest um seinen Hals, zu dem leeren Haus, marschieren rasch und vorsichtig durch die Dunkelheit in den Raum, den wir vorbereitet haben, in den mit Plastik ausgeschlagenen Raum, wo goldene Mondstrahlen durch das Oberlicht fallen und die Kücheninsel wie einen Altar in einer Kathedrale des Schmerzes erleuchten. Und das ist er, ein wahrer Tempel des Leidens, und in dieser Nacht sind wir seine Priester, Herrscher der Rituale, und wir werden ihn durch unser Ritual zur letzten Epiphanie geleiten, zur abschließenden Erlösung in die Gnade.
Wir halten ihn an der Kücheninsel fest und lassen ihn atmen, nur einen Moment, gerade lang genug, um ihn erkennen zu lassen, was ihn erwartet, und seine Angst wächst, als er begreift, dass dies alles für ihn bestimmt ist, und er dreht sich um, um uns anzusehen, in der Hoffnung, dass es sich um einen rohen Scherz handelt …
»He!«, sagt er, seine Stimme bereits gebrochen. Erkenntnis schleicht sich in seine Miene, er
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