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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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verwildertem Garten ein Müllcontainer kauert, und das ist genau das, was wir suchen. Die Häuser nebenan sind ebenfalls dunkel, nur ein Licht in einem Gebäude zwei Türen weiter, alles andere ist stiller Teil unserer Nacht, und das Haus mit dem Müllcontainer ist einfach perfekt. Abseits, leer, wartet es auf jemanden, der es mit einem Traum betritt, und sehr bald wird das jemand tun, aber der Traum wird nicht besonders angenehm sein. Einen Block entfernt entdecken wir eine defekte Straßenlaterne und parken dort neben einer Hecke. Wir steigen langsam aus, genießen die Vorfreude, genießen wie immer die Vorbereitung, das Arrangieren der Dinge für die zukünftigen Ereignisse, die bald eintreten werden, oh, schon so bald.
    Die Hintertür des verlassenen Hauses ist vor neugierigen Augen verborgen und öffnet sich leise und rasch. Im Inneren des Hauses herrscht leere Finsternis – außer in der Küche, wo durch ein Oberlicht Mondstrahlen auf eine Kücheninsel fallen, und als wir sie entdecken, schwillt das innere Wispern zu einem Chor des Entzückens. Dies ist ein Zeichen, dass uns diese Nacht vorherbestimmt war; dieser Raum ist der perfekte Ort für das, was getan werden muss, und wie um die Tatsache zu unterstreichen, dass mit der bösen Welt alles in Ordnung ist, steht sogar ein halbvoller Karton mit Müllsäcken auf der Arbeitsfläche.
    Rasch jetzt; die Zeit drängt, aber Sorgfalt ist vonnöten. Man schlitze die Schweißnähte der Mülltüten auf und verwandle sie in flache Plastikbahnen. Man breite diese sorgfältig über die Kücheninsel, den Boden darum, die nahen Wände, über jede Stelle, auf die zufällig ein widerlicher roter Tropfen spritzen könnte, unbemerkt im fröhlichen Verlauf des Spiels, und schnell ist alles bereit.
    Wir atmen durch. Auch wir sind bereit.
    Es ist nur ein kurzer Spaziergang zu dem kleinen, gelben Haus. Die Hände sind leer, wir brauchen nichts außer der kleinen Nylonschlinge. Reißfeste Angelschnur, perfekt für die Führung, noch perfekter, um einen widerwärtigen Spielkameraden zum Gehorsam zu zwingen, der das Sirren der leichten und kräftigen Schlinge hören wird, wenn sie durch die Luft sirrt und sich ihm um den Hals legt, und zu seiner Überraschung wird er sie sprechen hören:
Komm jetzt mit. Komm und lerne deine Grenzen kennen.
Und er wird gehorchen, weil er muss, während die Welt dunkler wird und verschwimmt, und selbst seine letzten Atemzüge wird er nur unter Schmerzen tun können, und nur, wenn wir es ihm erlauben.
    Falls er heftiger als angemessen zerrt und ringt, werden wir einfach ein wenig heftiger ziehen, bis sein Atem stockt und er nichts mehr hört außer dem panischen Schlagen seines Herzens und dem Wispern des Nylons:
Verstanden? Wir haben dir Stimme und Atem genommen, und bald nehmen wir dir noch mehr, viel mehr, nehmen dir alles, und dann übergeben wir dich dem Staub und der Dunkelheit, nur ein paar Müllsäcke …
    Die Vorstellung wird von einem leichten Keuchen begleitet, und wir halten inne, um uns zu beruhigen, um den eisigen Fingern zu erlauben, unsere surrenden Nerven zu beruhigen und ihnen streichelnd das erste vorfreudige Prickeln zu gewähren.
    Ruhig jetzt: Noch ein Atemzug, bis wir wieder kühl und beherrscht sind. Strahlende, angespannte Bereitschaft, und wir lassen zu, dass die stählerne, reine Wachsamkeit zu der einen Wahrheit der Nacht erblüht:
Es passiert jetzt. Heute Nacht.
    Jetzt.
    Unsere Augen richten sich auf die Landschaft der Schatten, und unsere kühle Wachsamkeit gleitet voraus und erstreckt sich über die Dunkelheit, sucht nach Bewegung, sucht nach jeder noch so kleinen Spur eines Beobachters. Und findet nichts, niemanden, weder Mensch noch Tier oder etwas anderes wie mich. Nichts regt sich oder lauert; heute Nacht sind wir der einzige Jäger auf der Spur, und alles ist, wie es sein soll. Wir sind bereit.
    Einen vorsichtigen Fuß vor den anderen, die perfekte Imitation eines müßigen Spaziergangs, den Block zurück zu dem kleinen, gelben Haus. Oh, so achtsam gleiten wir um das Haus in die nebenan gelegene Hecke, und dann warten wir. Kein Geräusch fordert uns heraus; nichts regt sich oder wartet mit uns. Wir sind allein, unsichtbar und bereit, und wir schleichen näher, vorsichtig und leise, bis zur verblichenen gelben Ecke des Hauses, und wir atmen tief ein, leise, und werden ein kleiner, lautloser Teil der Schatten.
    Näher, noch immer vorsichtig und leise, und alles ist ganz genau so, wie es sein sollte, und wir stehen an

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