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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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und fasste nach ihrer Hand. »Ich versteh schon. Und ich wäre heute Nacht auch lieber bei dir.«
    Lea hob den Kopf und lächelte. Das hier war wirklich ihre kleine Welt, in die nicht mal ihr Kummer eindringen konnte.
    Sie machte sich bettfertig und nur weil sie wusste, dass Noel bereits in ihrem Bett auf sie wartete – oh je, oh je, wie das klang! – beeilte sie sich und verbrachte nicht erst die nächste Stunde damit, sich im Spiegel von allen Seiten zu betrachten und zu bemängeln. Sie schliefen ja auch nur im gleichen Bett nebeneinander, gar nichts Außergewöhnliches und Aufregendes.
    Der Moment, in dem sie ins Schlafzimmer trat, war ihr natürlich trotzdem unangenehm – das hätte ihr mal jemand vor einem Jahr, ach was, einem Monat, erzählen sollen, ha! – aber eine halbe Stunde später war von dieser Unsicherheit nichts mehr übrig.
    Es war warm und Lea war froh, dass es dunkel war. Sie lag auf dem Rücken und Noel neben ihr, seitlich aufgestützt, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Ihre Decke hatten sie halbwegs über sie beide ausgebreitet. Sie konnte ihr Herz in der Brust spüren, während Noel ihr in die Augen sah, immer wieder wechselte vom rechten zum linken, und ihr abwesend die Haare aus der Stirn strich; seine Mimik wirkte, als hätte er nie etwas Faszinierenderes gesehen.
    Lea ließ dieses Gefühl auf sich wirken. Sie hatte seine braun-grünen Augen und den Menschen dahinter schon so oft angehimmelt und zu begreifen versucht, dass sie es beinahe aufgegeben hatte, sich darüber zu wundern, wie jemand wie sie es geschafft hatte, mit jemanden wie ihm in diese Situation geraten zu sein. Nachdem sie derart lange auf ihn hatte verzichten müssen, genoss sie einfach seine Nähe.
    Wie sie jemals hatte glauben können, dass ein Telefonat auch nur annähernd ausreichen könnte, war ihr unbegreiflich. Zugegebenermaßen war
das
hier auch ein Elefantenschritt auf ihrer Intimitätsskala, aber der sonst immer aufkommende leichte Anflug von Panik blieb an diesem Abend aus. Das machte Platz, um all die Stellen, wo sie sich Pyjama an Pyjama genau wie Haut an Haut berührten, besonders aufmerksam und empfänglich werden zu lassen.
    Es war aufregend, mit ihm so zu liegen, dass alles kribbelte, aber gleichzeitig auch wunderbar beruhigend. Als ob die Zeit still stünde oder wenigstens einen weiten Bogen um ihr Schlafzimmer machte.
    »Weißt du«, flüsterte er, während seine Finger von ihren Haaren zu ihrer Wange wanderten. »Ich war wirklich sauer, nachdem du mich geküsst hast.«
    Oh, oh
.
    »Ich weiß, dass das unfair war und dafür entschuldige ich mich«, fuhr er fort. »Aber
ich
wollte derjenige sein, der dich als Erster küsst.«
    Lea wusste darauf nichts zu sagen – außer:
Ich hab’s ja gesagt!
– und blieb deswegen stumm.
    »Die ganze Zeit warte ich auf eine perfekte Gelegenheit und dann schnappst du mir meine Chance einfach weg. Und jetzt sitze ich hier und warte wieder drauf. In dem Bezug bin ich wohl noch ein ziemlicher Anfänger.«
    »Wir haben nicht mal eine Woche getrennt voneinander ausgehalten. Ich denke, es ist legitim zu sagen, dass wir beide Anfänger sind.«
    Noel grinste, ehe er wieder ernst wurde und sie musterte. »Du bist so wunderschön.«
    »Noel«, flüsterte sie und er verstand. Er ließ die Hand ruhig auf ihrer Wange liegen, als er sich runterbeugte und sie küsste. Ihre Lider schlossen sich wie automatisch und für einen kurzen Moment machte ihr Herz einen Satz und ihre Zehen kräuselten sich und überhaupt fühlte sich das ganz anders an als ihr Kuss im Mehldesaster. Nur leider war es viel zu schnell wieder vorbei.
    »Tja«, murmelte sie kleinlaut. »Du kannst halt nicht in allem immer der Erste sein.«
    Das brachte Noel zum Lachen, ehe er sie noch mal küsste und noch mal und dann auf die Nase und noch mal auf die Lippen und Lea die Augen schon nur noch halb aufbekam, weil sie ständig von alleine zufielen.
    »Vielleicht sollten wir jetzt wirklich schlafen, du siehst müde aus.« Er begann wieder, über ihren Wangenknochen zu streichen, bis zum Ohr und wieder zurück.
    »Da hast du deine Augenringe noch nicht gesehen.«
    Er lachte wieder. »Ja, wir sind beide nicht viel zur Ruhe gekommen.«
    Leas Lächeln ließ sich auch nicht mehr unterdrücken. Sie mochte, wie er es klingen ließ, dass sie beide gleich empfanden, den anderen gleichermaßen vermisst hatten.
    Mit einem »Na komm« ließ er den Kopf neben ihren sinken und schob sie mit einem Arm um ihren Bauch so zurecht,

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