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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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und sie waren ja auch wie immer ganz schnell wieder weg.«
    »Nur dieses Mal nicht.«
    Noel sah sie an und schließlich auf seine Oberschenkel. Da war ein großer Ball in Leas Brust, wie ein Luftballon, nur dass er ihr die Luft zum Atmen nahm.
    »Wo hat es wehgetan?« Sie musste sich räuspern, damit ihre Stimme lauter als ein Mäusefiepen war.
    »Überall«, sagte Noel leise.
    »Kannst du dir erklären, woher es kommt?«
    »Ich weiß es nicht genau. Aber es gibt nur einen Zusammenhang, den ich gefunden habe   … Wenn es passiert ist, war das immer, nachdem ich mir etwas gewünscht habe. Oder etwas richtig wollte.«
    Lea beobachtete ihn, wie er unruhig hin und her rutschte. »Bin
ich
der Auslöser?«
    »Nein!« Er riss die Augen auf. »Es kommt von mir und was ich fühle und hat nichts mit dir zu tun!«
    Lea sah ihn weiter an. Er ließ den Kopf hängen.
    »Ja. Natürlich sind meine Wünsche größtenteils auf dich bezogen, aber nicht nur. Es ging auch schon um andere Dinge.«
    »Das ist aber nicht normal, oder?«
    »Ich weiß es nicht.« Er atmete tief durch. »Ich denke nicht.«
    »Weißt du irgendwas, was dagegen helfen könnte?«
    »Ich habe keine Ahnung   … Ich weiß nicht, ob das schon mal vorgekommen ist. Wie du weißt, wurde ich nicht gerade mit Erinnerungen geboren.« Er meinte es als Scherz, aber keiner von ihnen lachte.
    »Du hättest wirklich etwas sagen sollen«, beharrte sie.
    »Es ist doch ganz einfach   … ich darf nur nichts mehr wollen.« Lea brachte nur ein müdes Lächeln zustande. Vor ihrem inneren Auge erschienen all die Zwischenfälle. Sie sah sein schmerzverzerrtes Gesicht und wie er in den letzten Tagen alleine hier gelitten hatte. Wie konnte sie ihn unterstützen?Wenn Frau Peters kein Heilmittel kannte, waren sie aufgeschmissen. Sie fühlte sich so hilflos, als ob ihre Arme und Beine zentnerschwer wären. »Lea, du zitterst.«
    Das tat sie wirklich, aber bis Noel es aussprach, hatte sie es nicht gemerkt.
    »Mir ist nur kalt«, murmelte sie. »Ich hab schon auf der Zugfahrt gefroren. Eigentlich sogar schon in Zürich.«
    Mit einem kleinen Kopfschütteln und Schmunzeln stand Noel auf, holte eine Decke und breitete sie um Lea und sich herum aus. Neben ihr sitzend, legte er sich ihre Beine über den Schoß und hielt sie an sich gedrückt. Das Zittern wurde merklich weniger und Lea schloss die Augen.
    »Ich mache mir solche Sorgen«, flüsterte sie.
    »Ich weiß.« Noel lehnte seinen Kopf gegen ihren. »Gleich Montag werde ich Frau Peters fragen, ob sie mir helfen kann.«
    »Ihr habt mir immer noch nicht erklärt, warum sie überhaupt so viel über Kuchenmänner weiß.« Lea konnte nicht mal sagen, warum sie dieser Sache nicht schon länger auf dem Zahn gefühlt hatte. Es war so viel passiert, doch das schien im Moment sehr weit entfernt. Und sie fühlte sich plötzlich
so
erschöpft. Sie saßen noch keine fünf Minuten und schon fiel die Anspannung der letzten Tage in einem Ausmaß von Lea ab, dass sie all die verbleibende Energie gleich mitnahm und nur die Müdigkeit einer Woche zurückblieb.
    »Wie kannst du so warm sein, wenn du selbst nicht frieren kannst?«, nuschelte sie.
    Noel hielt sie noch einen Moment an sich gedrückt, ehe er ihr über den Rücken streichelte und sagte: »Vielleicht sollten wir für heute lieber schlafen. Es ist schon spät.«
    Lea nickte, bewegte sich aber nicht. Konnte sie nicht einfach hier ein Nickerchen machen?
    »Komm, ich bringe dich ins Bett.« Noel machte Anstalten, mit ihr aufzustehen, was ihr Signal wurde, sich doch selbst hoch zu kämpfen und die Augen zumindest so weit aufzumachen, dass sie es bis zum Schlafzimmer schaffte.
    »Tut mir leid«, murmelte sie. »Ich hab die letzten Nächte nicht so gut geschlafen.«
    »Dann solltest du das jetzt nachholen.«
    »Würdest du mit mir schlafen?«
    »Auch wenn ich das Angebot zu schätzen weiß, bin ich nicht sicher, ob das der richtige Zeitpunkt wäre. Und selbst das könnte sich wohl als schwierig gestalten. Wegen der Flüssigkeiten und so.«
    Es dauerte einen Moment, bis Lea verstand, was er von ihr wollte, und ihr mit einem fast hörbaren
Puff
-Geräusch das Blut in den Kopf schoss. »Nein, nein, so hab ich das gar nicht gemeint! Echt, nur ganz normal, also ohne irgendwas, ich wollte nur neben dir, oh Gott!« Sie drehte sich um und stapfte zum Schlafzimmer. »Okay, vergessen wir das einfach und gehen ganz normal schlafen   … Gute Nacht.«
    »Warte doch mal.« In drei langen Schritten war Noel bei ihr

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