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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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dem eins der kleinen dunklen Herzen ruhte. Sie hatte doch keinen Fehler gemacht und er interpretierte da jetzt zu viel hinein, oder?
    »Herzen können auch für Freundschaft stehen«, bemerkte sie.
    »Hab ich gelesen.« Er nickte, aber das Grinsen, mit dem er sich den Löffel in den Mund schob, war breit genug, dass ihr klar war, dass er sie nicht ernst nahm. Wortlos ließ sie sich ein wenig gegen seine Schulter sinken.
    In dieser Position verweilten sie immerhin, bis die Teller leer gegessen waren. Den Aufbau des Bettes verschoben sie auf den nächsten Tag, weil sie dafür das gesamte Wohnzimmer würden umräumen müssen. Stattdessen weihte Noel seinen ganzen Stolz – den neuen Schrank – mit seinen Klamotten und ein paar Kleinigkeiten ein. Der restliche Abend verlief eher ruhig, aber in einer sehr angenehmen Atmosphäre. Es schien, als hätten sie für einen Tag genug gesagt.

Kapitel 12
    Es war etwa gegen elf Uhr am folgenden Vormittag in der Bibliothek, als Lea ein schlechtes Gefühl bekam.
    Davor war alles in Ordnung gewesen. Maria hatte ihr noch am vergangenen Abend eine freudige Nachricht über den gelungenen Kauf eines neuen Autos geschrieben und sie direkt diesen Morgen damit abgeholt. Es war ein alter Toyota, bei dem der Lack bereits abblätterte, doch er schien im Gegensatz zu ihrem verrosteten Ford noch voll funktionstüchtig zu sein. Chris hatte ihr wohl versprochen, ihn für sie zu lackieren, weswegen sie nun schon den gesamten Vormittag damit verbrachte, heimlich im Internet nach einer passenden Farbe zu suchen. Als Frau Löwenberger kam, hielten sie zu dritt einen kurzen Plausch über die künftigen Wochenpläne, bei dem sie ihnen von einer baldigen Geschäftsreise nach Zürich erzählte.
    Und dann hatte es plötzlich angefangen, in ihrem Inneren unruhig zu werden. Als stünde eine kleine bis mittelschwere Katastrophe bevor.
    Zuerst versuchte sie, es zu ignorieren, und beschäftigte sich stattdessen damit, Bücher wegzuräumen und sich in der Mittagspause nochmals Marias Wagen bei Tageslicht vorführen zu lassen. Aber nichts davon war von Erfolg gekrönt.
    Ihre Gedanken wanderten natürlich sofort zu Noel. Ihm konnte nichts passiert sein, oder? Nein, er wusste, dass er sich von Wasser fernhalten und insgesamt vorsichtig sein musste. Sie war dreimal kurz davor, ihn anzurufen, um auf Nummer sicher zu gehen und dieser bösen Vorahnung ein Ende zu setzen, doch hielt sie sich im letzten Moment immer zurück. Er war schließlich nicht dumm. Aber vielleicht war ihm doch etwas zugestoßen?
    Nervös malte sie immer wieder mit dem Zeigefinger Muster in die verstaubten Umschläge. Es lag auf der Hand, dass ihre Fantasie mal wieder mit ihr durchging. Kopfschüttelnd widmete sie sich den Büchern auf dem Rollwagen. Sie wollte gerade ein dickes Tierlexikon zurück ins Regal schieben, als ein ohrenbetäubendes Quietschen vom Parkplatz ertönte und ihr der Wälzer vor Schreck aus der Hand rutschte. Er landete mit einem nachhallenden
Thock
auf dem Boden und verfehlte nur knapp ihre Zehen.
    Für gewöhnlich hätte sie dem Krachen vor dem Gebäude keine weitere Beachtung geschenkt und einfach das Buch aufgehoben, aber an diesem Tag war es anders. Zu Anfang noch zögerlich, ließ sie das Nachschlagewerk liegen, bis sie mit immer schneller werdenden Schritten durch die große Halle zur Eingangstür eilte. Als sie diese ein Stück weit aufschob, schlug ihr sofort die kalte Winterluft mit ein paar Schneeflocken entgegen, doch darum konnte sie sich nicht kümmern.
    Mitten auf dem Besucherparkplatz stand über drei Lücken hinweg
ihr Wagen
. Der, der eigentlich in ihrem Hinterhof von Schnee berieselt werden sollte.
    Lea dachte, sie müsste eine Nussknackerimitation hinlegen, so weit wie ihre Kinnlade nach unten sackte, als sie einen sich am Kopf kratzenden Noel erkannte. Er stieg aus der Fahrerkabine und ging um den Wagen herum. Vor der Motorhaube blieb er stehen, nur um festzustellen, dass der Abstand bis zum nächsten Laternenpfahl noch knapp eine Faust breit betrug.
    »Noel!«, rief Lea, noch nicht ganz sicher, ob sie vor Wut schäumen oder vor Angst in Ohnmacht fallen sollte. Sein Kopf flog bei der Erwähnungseines Namens nach oben und sobald er sie entdeckte, zog er sich seinen Schal aus dem Gesicht und lächelte sie erleichtert an.
    »Hallo Lea!« Er winkte ihr zurück, blieb jedoch stehen.
    »Komm hierher, schnell! Du wirst ganz nass!« Sie fuchtelte wild mit der Hand in ihre Richtung und mit einem letzten Blick auf

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