Dezembergeheimnis
so mache.«
Maria schenkte ihr einen Blick, der sagte:
Infos, Infos, Infos!
und erwiderte stattdessen: »Ach ja? Das ist aber nett von ihm. Dann führ ihn doch am besten mal ein bisschen rum und ich … gehe wieder zurück zum Tresen. Und warte da.«
»Eine gute Idee.« Lea setzte ein – nicht wirklich überzeugendes – Lächeln auf, bis die Rothaarige den Gang, mit einem letzten Blick auf Noel, verließ.
Kaum war sie weg, sackte Lea in die Hocke. Mit einem »Puhh« atmete sie auf, strich sich die Haare aus der Stirn und sah zu Noel nach oben. Derpresste die Lippen aufeinander, ehe sie erneut in Gelächter ausbrachen. Er setzte sich neben sie auf den Boden, mit dem Rücken an das Regal.
»Reagieren Menschen immer so, wenn man ihnen jemand Neues vorstellt? Und bist du dabei immer so aufgeregt?«
»Nein. Nur bei dir.« Lea lehnte sich ebenfalls an und drehte den Kopf zu ihm. »Das kennt keiner von mir. Dass da ein Mann an meiner Seite ist.«
»Eine Tatsache, die ich nie begreifen werde«, antwortete er. Sie verdrehte die Augen und sah auf ihre Hände, konnte sich ein kleines Lächeln aber nicht verkneifen.
»Soll ich dir die Bibliothek zeigen?«
»Nichts lieber als das.« Kaum hatte er seinen Satz beendet, war er auch schon wieder aufgesprungen und half ihr auf die Beine. Sie sahen sich kurz an und Leas Herz machte bei seinem erwartungsfreudigen Lächeln einen kleinen Sprung.
Die große Eingangshalle entlang führte sie ihn durch die verschiedenen Bereiche im Erdgeschoss und ersten Stock, bis sie schließlich bei der klassischen Literatur endeten.
»So und hier ist meine Lieblingsabteilung. Ich glaube, hier steht kein Buch, was ich noch nicht gelesen habe.«
»Warum ist es dann deine Lieblingsabteilung, wenn du alles schon kennst?«
»Nun ja, ich … « Lea stockte und kratzte sich am Arm. »Also, ich kenne hier schon alles, weil ich die Sachen aus der Zeit gerne lese, nicht andersrum.«
Er nickte und fuhr mit den Fingern die Buchrücken nach. Bei einem kam er zum Stehen und zog es heraus.
»Die kleine Prinzessin Sara.« Er lächelte und blätterte durch die Seiten.
»Willst du dich mal alleine umsehen? Vielleicht findest du ja auch ein Buch, das dir gefällt?«
Er zögerte einen Moment, wobei er sich in dem weitläufigen Saal umsah, und beinahe hätte sie ihr Angebot wieder zurückgezogen. Wahrscheinlich war es zu viel Auswahl für ihn. Doch dann schob er den Roman von Frances Hodgson Burnett wieder zurück und nickte. »Gerne.«
»Gut, ich … ich muss noch ein bisschen arbeiten, okay? Um vier hab ich Feierabend. Und gib mir meine Autoschlüssel wieder, damit ich den Wagen ordentlich parken kann.«
Mit einem letzten ausgetauschten Lächeln und einem mulmigen Gefühl im Bauch wandte sie sich ab. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht noch mal zurück zu sehen, aber ihr flatternder Magen spielte nicht nur wegen dem, was hinter ihr lag, verrückt. Mit jedem Schritt näherte sie sich Maria und damit der nächsten Lügenherausforderung. Was sollte sie ihr erzählen? Dass Noel bei ihr wohnte, konnte sie nun nicht mehr leugnen, also war es wohl das Vernünftigste, noch mal an der Rohrbruchgeschichte festzuhalten.
Sobald Maria Leas Schritte durch den Eingangsbereich hallen hörte, legte sie den Stift weg und drehte sich um. Für einen ganz winzigen Moment war Lea versucht, einfach an ihr vorbeizurennen und zu ihrem Wagen zu flüchten. Doch andererseits war es ja nicht so, dass sie sich für Noel schämte oder sie nicht auch irgendwie wollte, dass Maria es wusste. Aber sie hatte einfach keine Ahnung, wie sie es erklären sollte.
»Dein Mitbewohner, mhm?«, fragte Maria leiser als nötig, als sie neben ihr zum Stehen kam. Lea setzte sich auf die Tischplatte und sah erst auf ihrebaumelnden Schuhspitzen, ehe sie tief Luft holte und sich mit flehendem Blick zu ihrer Freundin wandte.
»Tut mir leid, dass ich es dir nicht schon früher erzählt hab, ich … «
»Nein, mir tut es leid! Ich habe die ganzen letzten Tage nur von mir gesprochen und wie glücklich ich mit Chris bin, dass ich dir überhaupt keine Chance gelassen habe, es zu sagen.«
Wirklich niemand anderes würde in einer solchen Situation die Schuld immer noch bei sich suchen.
»Ach, rede keinen Unsinn«, entgegnete Lea. »Ich hatte zahllose Gelegenheiten, ich hab nur nicht gewusst, wie ich anfangen sollte.« Ein kleines Grinsen wanderte ihr auf die Lippen, das schließlich die Erklärung aus ihr herausbrechen ließ. »A-also,
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