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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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auffällig. Bist du sicher, dass bei dir alles in Ordnung ist?«
    Lea versicherte ihr, dass es nur mit dem üblichen Stress um Weihnachten und Neujahr herum verbunden war, nur um fünf Minuten später wieder tief in Gedanken zu versinken.
    Sie musste Noel klar machen, dass es nicht schlimm war, kein Teil ihrer Vergangenheit zu sein. Sie musste ihm deutlich zeigen, dass – so unheimlich, befremdlich und gleichzeitig aufregend dieser Gedanke auch immer noch war – er ab jetzt ein Teil ihres Lebens war. Aber erst, als sie ihren Einkaufszettel schrieb, kam ihr die zündende Idee.
    Sobald es vier Uhr war, sauste sie zu ihrem Wagen und mit ihm zur Bank. Dort löste sie den Check ihres Bonus‘ ein und ratterte weiter zum größten Einkaufszentrum der Stadt, um direkt alles in einem Rutsch erledigen zu können.
    Zuerst jagte sie durch den Supermarkt und stellte einen neuen Rekord im Wagenschieben auf. Die Sachen gerade verstaut, ging es weiter zur Herrenmode. Sie ahnte bereits, dass Noel ein wenig geknickt sein würde, dass sie ohne ihn einkaufen gegangen war, aber zu zweit hätten sie für all diese Besorgungen mindestens zwei Tage gebraucht.
    Da Noels Grundausstattung immer noch mehr als dürftig war, schlug sie nochmal bei einfachen Shirts, dünnen Pullovern, Socken, Unterhosen und zwei Hemden zum Preis von einem zu. Jeans, Schuhe und andere Jacken würden sie ein anderes Mal zusammen weiter aufstocken müssen, aber für den normalen Alltag sollte er nach diesem Großeinkauf vorerst ausgerüstet sein.
    Aber dann kam die große Herausforderung. Mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend betrat sie die Möbelabteilung. Es dauerte länger, als sie gehofft, aber immerhin kürzer als sie befürchtet hatte, bis sie schließlich auch dort fündig wurde und mit unzähligen Beuteln und Kisten beladen – und nur mithilfe des netten Personals – den Heimweg antreten konnte.
    Noel war vor Sorge schon in der ganzen Wohnung auf und ab getigert, als sie endlich mit ihren Tüten durch die Tür trat. Als sie ihm aber erzählte,dass sie seine Hilfe beim Ausladen brauchte, schluckte er herunter, was auch immer ihm auf der Zunge lag, und folgte ihr zum Wagen.
    »Was ist das alles?« Als die komplette Fracht endlich auf Wohnzimmer und Küche verteilt ihren Platz gefunden hatte, konnte sich Noel diese Frage nicht mehr verkneifen. Ratlos stand er im Raum und sah Lea auffordernd an.
    »Nun ja, ich war ein wenig   … einkaufen.«
    »Ja, das sehe ich. Aber was?«
    »Essen für uns, noch ein paar Klamotten für dich–«
    »Ich habe doch etwas zum Anziehen.«
    »Aber nicht genug.«
    Er machte den Mund auf, bevor er erneut schwieg, den Blick durch den Raum gleiten ließ und sich tief durchatmend durch die Haare fuhr. Und dann schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen.
    Lea lächelte zurück. Aber innerlich war sie aufgeregt und angespannt. Dass er sich über die Anziehsachen freuen würde, hatte sie erwartet, aber von den großen Dingen hatte er ja noch gar keine Ahnung. Unsicher zupfte sie an dem Saum ihres Oberteils. Noel schien ihre Nervosität zu spüren und folgte ihrem Blick auf die braunen, fest zugeklebten Pakete.
    »Was ist da drin?«
    »Also, ähm   … « Sie räusperte sich und wuselte ein wenig durch den Raum, um die Kartons herum. »Du weißt das nicht, aber als du
angekommen
bist«, sie malte mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft, »da wusste ich ja noch nicht, wer oder was du wirklich bist und ob ich dir trauen kann. Deswegen hatte ich mir selbst gesagt, dass, ähm, also dass ich dich eine Woche bei mir wohnen lasse, bevor ich mich entscheide, was ich mache.«
    »Und nun sind es eineinhalb Wochen.« Er studierte sie eingehend, denn er verstand ganz genau, was sie damit zur Sprache bringen wollte.
    »Ja, nun sind es eineinhalb Wochen.«
    Sie schwiegen einen Moment, ließen diesen Fakt in der Luft zwischen ihnen schweben, während Lea weiterhin die Finger vor dem Körper ineinander verknotete. »Nun ja, also   … wie du siehst, bist du noch hier und   … ich, also du   … «
    Sie wandte den Blick von ihm auf ihre Hände und kam sich selten dämlich dabei vor, wie ein kleines Kind vor ihm zu stehen und ihre Gedanken nicht einfach in Worte packen zu können. Die Augen auf den riesigen rechteckigen Karton gerichtet, holte sie tief Luft und sagte: »Du warst so traurig gestern wegen der Fotos und da wollte ich gerne irgendwas machen. Es steht völlig außer Frage, dich wegzuschicken, also wirst du jetzt

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