Dezembergeheimnis
Fernseher.
»Ich hoffe, dir gefallen Punkte.«
»Ja, ich … ja. Die Bettwäsche ist toll.«
Lea hielt in der Bewegung, den aufgegangenen Teig aus dem Schrank zu holen, inne und musterte ihn mit gerunzelter Stirn. »Warte … hast du mich gerade angelogen?«
Sofort erhob er sich und kam ihr ein wenig entgegen. »Was? Nein, niemals! Ich weiß doch, dass du das nicht magst.«
Mit verengten Augen drückte sie ihm die Schüssel in die Hand. »Weißt du, ich bin selbst eine sehr schlechte Lügnerin. Deswegen weiß ich genau, wie man sich verhält, wenn man schlecht lügt. Letzte Chance: Könnte es sein, dass du kein großer Fan von Punkten bist?«
Er sah auf den hellgelben Klumpen in seiner Schale und fuhr sich mit der anderen Hand über den Nacken. »Nun ja, also vielleicht hast du Recht. Sie sind ganz schön bunt und … «
Ihr erster Impuls war, sich wortlos umzudrehen, aber dann musste sie lächeln. Das Erste, was ihm nicht gefiel. Trotzdem war sie gekränkt. »Mach das nie wieder, Mister. Man lügt sich nicht an, wenn man sich mag – außer es ist ein absoluter Notfall.«
»Aber ich hab nicht gelogen! Ich hab gesagt, dass ich die Bettwäsche mag und das stimmt. Sie ist von dir und du hast sie für mich aufgezogen.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sagte nichts weiter, aber schlicht und ergreifend deswegen, weil ihr darauf nichts mehr einfiel.
Zusammen sahen sie noch ein wenig fern, wobei sie Noel mehrmals dabei ertappte, wie er statt zu dem flimmernden Apparat entweder zu ihr oder seinem Bett schaute. Dass er dabei bereits an eine Verbindung dachte, bezweifelte Lea, doch trotzdem machte sie sein Starren nervös. Während er völlig ruhig wirkte, hibbelte sie auf ihrer Seite der Couch vor sich hin. Als es zehn Uhr schlug, war es endlich spät genug, um, ohne seltsam zu wirken, schlafen zu gehen.
»Ich denke, ich geh ins Bett.«
»Oh, alles klar. Ich glaube, ich auch. Irgendwie kann ich mich heute nicht auf die Show konzentrieren.« Damit schaltete er den Fernseher aus. Sie sagte gar nichts weiter, sondern verschwand einfach im Bad. Sobald sie fertig war, schielte sie um den Türrahmen herum, um sicher zu gehen, Noel nicht mitten beim Umziehen zu unterbrechen. Doch der lag schon fix und fertig unter seiner gepunkteten Decke.
»Und, liegt es sich bequem?«
Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und seufzte. »Einfach himmlisch.«
»Ja, dann … schlaf gut. Und träum was Schönes. Was man in der ersten Nacht in einem neuen Bett träumt, soll in Erfüllung gehen.«
»Ich gebe mir Mühe.«
Damit schaltete sie das Licht aus und wandte sich zum Gehen.
»Lea?«, rief er sie zurück, wie immer, sobald es dunkel war.
»Ja?«
»Magst du mich wieder?«
Lea wusste, dass sie rot wurde, und fragte sich, ob er sich diese Sachen absichtlich immer für den Abschluss des Tages aufhob. Offensichtlich schien es ihm nicht entgangen zu sein, dass ihr das Antworten im Dunkeln leichter fiel. Verdammter aufmerksamer Kuchen.
»Das weiß ich noch nicht.«
Noel lachte leise. »Ich mag dich.«
Kapitel 13
»Prost«, murmelte Lea. »Auf mich.«
Sie stupste mit ihrem Wein in die Luft, doch anstatt etwas zu trinken, seufzte sie nur, ließ das Glas wieder sinken und starrte auf die dunkelrote Flüssigkeit. Obwohl das Licht brannte, wirkte die Wohnung seltsam ruhig und leer. Kein Noel.
Kein hibbeliges, anstrengendes umeinander Herumgetanze, kein Teig anrühren, keine Gameshow, kein Erklären, keine peinlichen Situationen, kein Herzklopfen oder rote Wangen. Ein Abend nur für sie.
Lea stöhnte, nahm einen viel zu großen Schluck und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Es war von Anfang an klar gewesen, dass das in einem Desaster enden würde – wenn nicht für Noel, dann allemal für sie.
Mit dem Glas erhob sie sich und verließ – bereits ein wenig benebelt – das Wohnzimmer. Vor zehn Minuten hatte sie noch den Plan gefasst gehabt, früh ins Bett zu gehen, doch wenn sie ehrlich war, war das eine Schnapsidee. Sie würde ohnehin nicht schlafen können, bis Noel wieder da war.
Wenn
er denn in einem Stück wieder bei ihr ankam.
»Wieso hab ich das nur zugelassen?«, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Natürlich hatte es mit dem Gespräch vom Vortag zu tun gehabt. Er wollte, dass sie ihm vertraute, ihn auch mal Risiken eingehen ließ; vor allem, da sie ihn ja eigentlich selbst dazu ermutigte, sich auszuprobieren. Aber wie zur Hölle stellte er sich das vor? Dass sie innerhalb eines
Weitere Kostenlose Bücher