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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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verschwindet, ist doch noch alles okay.« Sie war selbstverständlich nicht überzeugt, aber mit seiner nächsten Aussage zog er ihre Aufmerksamkeit aufein völlig anderes Thema. »Was ich eigentlich sagen wollte: Ich hab deine Bücher gefunden.«
    Er brauchte nur diesen Satz sagen und sie wusste, dass er nicht von den Romanen und Klassikern in ihrem Bücherregal sprach. Er meinte
die
Bücher. Ihre Bücher.
    »Oh«, war alles, was ihr dazu einfiel.
    »Ist das schlimm? Und dass ich dir so lange nichts davon erzählt hab?«
    »Ähm, nein, nicht direkt. Ich bin nur   … oh.«
    »Ich wollte gerne mit dir darüber sprechen.«
    Sofort kaute sie wieder auf der Unterlippe. »Das nenne ich eine Überraschung.«
    »Willst du nicht darüber reden? Das fände ich sehr schade, aber–«
    »Nein. Ich rede mit dir darüber. Aber vielleicht nicht heute Nacht?« Bittend sah sie ihn an. »Ich hätte gerne einen Moment, um mich darauf vorzubereiten, okay?«
    Er nickte. »Natürlich. Wann immer du bereit bist.«
    Sie starrte an ihm vorbei, unsicher, was sie von dieser Entwicklung halten sollte. Er hatte sie die ganze Zeit über gelesen? Sie wusste, dass sie sauer sein sollte, doch sie war es nicht. Nicht dass sie stattdessen sonderlich begeistert war, aber trotzdem irgendwie   … erleichtert. Nun kannte er wirklich einen Teil von ihr, den sonst kaum jemand kannte. Zumindest nicht so, nicht in dem Maße. Es war ein Teil, bei dem sie wohl auch noch Ewigkeiten gebraucht hätte, um ihn darin einzuweihen. Von daher war es vielleicht sogar ganz gut? Noel ließ ihr mit seiner überschüssigen Energie leider keine Zeit, um sich dahingehend zu entscheiden.
    »Lea? Kann ich dich noch etwas anderes fragen?«
    Sie seufzte. »Natürlich.« Als ob sie jemals
Nein
sagen würde.
    »Schämst du dich manchmal für mich?«
    Verdattert blinzelte sie ihn an. »Was?« Prompt hatte er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zurück, obwohl ihr seine Themenwechsel langsam wirklich zu schnell gingen.
    Ihr Kuchenmann rutschte auf seinem Platz ein bisschen hin und her, ehe er sie von unten hinauf ansah. »Du hast vorhin von Maria gesprochen und dass du froh warst, dass sie dir keine Fragen über mich gestellt hat. Es ist einfach   … dass ich manchmal das Gefühl habe, dass es dir unangenehm ist, wenn deine Freunde mich kennenlernen.«
    Sie schluckte.
    »Ich hab dir das Gefühl gegeben, dass du mir peinlich bist?« Nun war es an ihr, sich nach vorn zu krümmen und den Kopf in beide Hände fallen zu lassen. Heilige Scheiße, in der Tat. »Oh mein Gott, ich bin der furchtbarste Mensch der Welt.«
    »Was? Nein, das war nicht, was ich damit sagen wollte, es war eher–«
    »Bitte, bitte denk das nicht«, unterbrach sie ihn, wobei ihre Stimme von ihren Händen fast verschluckt wurde. Und schwuppdiwupp, sprach der Wein aus
ihr
. »Wenn, dann eher andersherum. Ich habe ständig Angst, dass du herausfindest, was für ein langweiliges Mädchen ich bin und du abhaust, sobald du genug Verstand entwickelt hast, dass dir das auch auffällt.«
    »Was?« Er lachte verwirrt. »Das ist ja totaler Unsinn.«
    »Nein, ist es nicht!« Sie deutete auf ihn, und all die Gefühle, die sich in der letzten Stunde zwischen ihnen aufgestaut hatten, blubberten mit einem Mal an die Oberfläche. »Guck dich doch an: Du bist einfach wunderbar. Und ich   … ich   … das macht das alles so furchtbar seltsam und unwirklich! Je wunderbarer du bist, desto weniger weiß ich, wie ich mit der Situation umgehen soll. Und du hörst einfach nicht auf. Ich meine, lass dir das doch mal auf der Zunge zergehen: Du bist aus meinem Ofen gekommen. In der einen Sekunde habe ich einen flüssigen Teig in die Form gegossen und in der nächsten bist du plötzlich da. Und du bist wie aus Fleisch und Blut, nur dass du es nicht bist. Und ich habe ständig Angst, dass dir was in dieser Welt passiert, denn dann wärst du weg und wer wartet dann hier auf mich? Du bist doch der Einzige, der mich jemals toll gefunden hat; du   … «
    Seufzend sah sie auf und es drehte sich immer noch alles ein bisschen. Es war ihr höchst bewusst, dass sie gerade mehr sagte, als sie es sonst tun würde –
das
ließ sie der Alkohol keineswegs vergessen. Nur das Schamgefühl, das ihr normalerweise in diesem Moment den Riegel vorgeschoben hätte, das blieb, wie Noel vorhin versprochen, aus. Und verflucht noch mal, wenn sie so blöd war und ihn sich schuldig fühlen ließ, dann hatte sie es nur verdient, ihre Verklemmtheit mal überwinden zu

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