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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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müssen.
    »Ich mag dein Lächeln wirklich sehr gerne«, gestand sie und zauberte ihm damit eben dieses ins Gesicht. Er griff nach ihrer Hand und schaute auf ihrer beiden Finger, während sie weitersprach. »Es tut mir wirklich leid. Ich will nicht, dass du dich meinetwegen unwohl fühlst. Ich verspreche, in Zukunft stelle ich mich besser an. Ich gebe mir Mühe, wirklich, ich verspreche es. Ich gebe dem hier«, sie drückte seine Hand fester, »wirklich eine Chance, versprochen. Bitte sag mir immer, wenn ich was besser machen kann. Du hast es verdient, dass man dich als das schätzt, was du bist. Auch wenn du in meinen Sachen wühlst und das für dich behältst. Denn ich bin froh, dass du da bist. Wirklich. Ich bin nur so ungeschickt darin, es zu zeigen.«
    Ihre Stimme war zum Schluss hin immer leiser geworden und Noel passte sich dem an, als er erwiderte: »Das war schon ziemlich perfekt.«
    Obwohl sie das gerne hinterfragt hätte, klang jede Formulierung bereits in ihrem Kopf furchtbar, weswegen sie einfach schweigend das Gefühl genoss, das sich in ihrem gesamten Körper ausbreitete, als Noel ganz vorsichtig die kleinen Linien in ihrer Handfläche nachzeichnete. Und sie hatte nicht einmal das Gefühl, dass er ihre Hände hässlich finden könnte, und sie konnte vollkommen normal atmen.
    »Welche ist heute deine Lieblingsfarbe?«
    Lea sah zu ihm auf und einen Moment sahen sie sich lediglich in die Augen. Seine Augen, sein Gesicht; er war wirklich ein so schöner Mann. Und er saß hier mit ihr. Ihr Herz klopfte wild in der Brust. Es war wie ein Zauber, der über ihnen lag; wie ein schwerer Dunst, der die Zeit anhielt. Lea konnte es langsam nicht mehr leugnen.
    Beinahe hätte sie vergessen, dass er sie etwas gefragt hatte und nur mit größter Mühe konnte sie ihm ein »Rotweinrot« bieten.
    Sie blieben noch eine Weile auf dem Sofa sitzen und taten nichts weiter, als die Hand des anderen zu halten. Sie sprachen nicht weiter und erzählten sich auch nichts, denn für den Moment war das gar nicht nötig. Für den Moment waren sie vollkommen zufrieden damit, die Nähe des anderen zu spüren und selbst Lea konnte ihren ewig debattierenden Kopf ruhigstellen.
    Aber je müder sie wurde, desto tiefer kuschelte sie sich in die Kissen, bis sie irgendwann davon aufwachte, dass Noel sie auf beiden Armen ins Schlafzimmer trug. An einem anderen Tag hätte sie vielleicht protestiert, aber an diesem Abend wusste sie, dass sie zum Laufen viel zu erschöpft war. Also ließ sie sich von ihm unter die Decke packen, bis er sich zu ihr auf die Matratze setzte. Sie drückte ihr Gesicht ins Kissen.
    »Tut mir leid, dass du miterleben musstest, wie furchtbar ich bin, wenn ich was getrunken hab«, nuschelte sie.
    »Warum denkst du, du wärst furchtbar?«
    »Das haben die anderen früher immer gesagt   … «
    »Welche anderen?«
    »An der Uni   … Sie fanden mich nervig.«
    »Ich fand es eher liebenswert. Ich wünschte manchmal, du würdest öfter so ehrlich mit mir reden.«
    »Glaub mir«, murmelte sie, »das wünsche ich mir auch.«
    Und dann war sie praktisch schon im Land der Träume und sie hörte gerade noch, wie Noel sagte: »Danke, Lea. Du hast mir heute sogar zwei Wünsche erfüllt.«

Kapitel 14
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, stöhnte Lea. »Gerade Zahlen sind so viel schöner! Die kann man so wunderbar in der Mitte teilen – dann geht alles auf. Dann gleicht sich alles aus und es ergibt eine Symmetrie.«
    Noel sah sie verständnislos an. »Aber die gibt es bei ungeraden Zahlen doch genauso: Es ist immer eins in der Mitte und die anderen kannst du drum herum positionieren.«
    »Aber wozu brauche ich denn zwingend eine Mitte? Zum Beispiel meine Lieblingszahl, die Vier, die geht perfekt auf. Vier Punkte stehen sich exakt gegenüber, bilden den perfekten Kreis und dazu das perfekte Quadrat. Es sind immer genau zwei, egal, wie du eine Figur aus vier Punkten teilst; einfach wunderbar symmetrisch.«
    »Aber nimm doch mal die Drei: Mit drei Punkten kannst du ein perfektes Dreieck bilden. Genau wie das kleine Dreieck auf deinem Schulterblatt.«
    »Ich hab ein perfektes Dreieck auf dem   …? Woher weißt du denn, dass ich   …?« Lea verstummte und schielte mit roten Wangen zu ihrer Schulter. Das war unfair; immer behielt er bei ihren Diskussionen das letzte Wort, weil sie sich irgendwann durch einen solchen Spruch aus dem Konzept bringen ließ.
    Es war Sonntag und Noel und sie hatten das ganze Wochenende auf dem Sofa

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