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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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und wieder kauten sie Chris’ letzte Worte an Maria durch und versuchten, aus seinem Verhalten schlau zu werden.
    »Vielleicht hat er gemerkt, dass er einfach nicht bereit ist für was Festes«, hatte Lea einmal vorgeschlagen. Ein anderes Mal kamen sie zu dem Schluss, dass er sicher immer noch an einer vergangenen Liebe trauerte; wieder ein anderes Mal, dass er nur auf eine schnelle Nummer aus gewesen und ihm schließlich die Lust vergangen sein musste.
    Doch was auch immer seine Beweggründe gewesen sein mochten, Fakt war: Er war weg.
    So schlecht sich Lea bei dem Gedanken fühlte, aber sie war froh, als der Arbeitstag endlich vorbei war. Es schmerzte sie, ihre Freundin derart leiden zu sehen, vor allem da sie nicht wusste, wie sie ihr helfen sollte. Am liebsten würde sie diesem Christian »Chris« Dumpfbacke in den Allerwertesten treten und ihn fragen, woher der Unsinn kam und dass er sich gefälligst ’ne Füllung für die Hose wachsen lassen und zu Maria zurückkehren sollte. Denn auch mal ganz von deren Kummer abgesehen, war Maria schlichtweg eine wahnsinnig tolle Frau und nicht nur die letzte Cola in der Wüste.
    Im Vergleich zu dieser Trauerkloßstimmung war Noels Lächeln wie Sonnenschein nach einem Gewitter oder ein Truthahn-Käse-Sandwich, wenn man den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Er saß wie immer auf dem Sofa und las und fast hätte sie vergessen, dass er den Tag gar nicht mehr nur in der Wohnung verbracht hatte. Das erledigte sich jedoch in Sekundenschnelle, als er begann, von der Arbeit zu erzählen wie ein Kind vom Weihnachtsmann – doch Lea ließ sich gern berieseln. Vorerst lief das Ganze wohl als eine Art Probelauf, noch ganz ohne Arbeitsvertrag oder anderem Papierkram, dafür mit Bargeld auf die Hand am Ende der Woche. Die körperliche Betätigung machte ihm Spaß und alle waren wohl sehr freundlich zu ihm.
    Na ja, wen wunderte das? Jeder liebte Noel. Und wenn er so strahlte, konnte man schlecht anders, als nett zu ihm zu sein. Und genau deswegen ließ sich Lea auch an diesem Tag wieder dazu breitschlagen, mit ihm den verlassenen Parkplatz aufzusuchen und die Fahrstunden fortzusetzen.
    »Also, weißt du noch, wie du ihn startest?«
    »Ja.«
    »Gut. Aber vergiss nicht, dich anzuschnallen!«
    »Bin ich doch schon längst.« Er lachte und deutete auf den Gurt über seiner Brust. »Und ich habe seit gestern nichts vergessen. Was du ständig zu vergessen scheinst.«
    Lea stöhnte und vergrub das Gesicht in den Händen. »Es tut mir leid! Ich bin nur aufgeregt.«
    »Das warst du doch gestern schon.« Er startete den Motor.
    »Und ich werde es sicher auch morgen noch sein!«
    Bevor Noel aufs Gas trat, sah er noch einmal zu ihr herüber und grinste sie an, während Lea immer tiefer im Schal versank. In der letzten halben Stunde hatte sie unerwartet viel geplappert; über das Fahren, Lenken, Bremsen und auch ein wenig über Maria. Doch nun wollte sie ihn machen lassen. Er sollte es selbst lernen und wie sie leider zugeben musste, stellte er sich auch wirklich alles andere als blöd an.
    Die vorangegangene Nacht hatte frischen glitzernden Neuschnee auf die Straßen gezaubert und Noel gab sich besonders viel Mühe, ganz langsam und vorsichtig zu fahren. Nach einer weiteren halben Stunde stieg Lea schließlich aus, damit er alleine seine Runden drehen konnte, während sie ihm zusah und weiße Wolken in die Luft blies.
    Wie am Vortag beendete er die Minitour, indem er neben ihr einparkte. Lea lehnte sich wieder an die Motorhaube und sah in den Himmel, bis Noel neben sie trat.
    »Du hast immer noch den gleichen Gesichtsausdruck wie gestern«, stellte er fest. »Geht es Maria immer noch so schlecht wegen ihres Freundes?«
    »Ja   … auch wenn er inzwischen wohl eher ihr Ex-Freund ist.«
    »Stella meinte, wenn er einfach so abgehauen ist, dann war er wahrscheinlich einfach nicht der Richtige. Und dass Maria deswegen nicht so traurig sein soll.«
    »Stella?«
    Noel nickte. »Meine Kollegin. Die, die mir heute aufgeschlossen hat, du hast sie kurz gesehen.«
    »Ja, habe ich.« Lea runzelte die Stirn. »Hast du ihr etwa von Maria erzählt?«
    »Na ja, ich   … « Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Als du mich heute abgesetzt hast, hat sie mich gefragt, ob du meine Freundin wärst.«
    »Was   … was hast du gesagt?«
    »Nein.« Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich habe gesagt, du wärst meine Mitbewohnerin.«
    »Oh«, machte Lea und schluckte. Ihre Schultern sanken, wenn möglich, noch ein

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