Dezemberglut
fasste ihn an der gesunden Schulter.
Er reagierte nicht und hörte, wie Max wütend fluchte, aber er war in einem beruhigenden Zustand aus Schmerz und Mattigkeit und schloss die Augen.
„Willst du heldenhaft verbluten? Das werde ich verhindern, also versuch au s nahmsweise, kein Idiot zu sein. Diese Runde geht auf mich.“
„Nein.“ Damian öffnete die Augen. Sie sprühten vor Zorn. „Lass mich los!“ Sein Blick bohrte sich mit Wucht in Max ’ Kopf, bevor der auch nur an Abwehr denken konnte.
„Du bist ja vollkommen irre.“ Max stöhnte.
Der Schmerz der Verletzung hatte geschafft, was nicht möglich erschien. Der Panzer, mit dem Damian sich umgeben hatte, war zerbrochen, und für einen Moment zeigte sich blanker Hass in seinem Gesicht.
„Mit Charis ist es nicht so, wie du …“
„Kein! Wort!“
Max wich zurück.
Beide atmeten schwer. Max wegen des unerwarteten Schmerzes, und Damian wegen der Anstrengung, d ie ihn sein Angriff gekostet hatte.
„Du bist ein verdammter Idiot“, wiederholte Max erbittert. „Du würdest Freundschaft noch nicht einmal dann erkennen, wenn sie dir ins Gesicht beißt.“
„Freundschaft? So wie du alles, was geschehen ist, aus Freundschaft gemacht hast?“
„Damian. Hör mich einfach an. Charis …“
Eine dunkelblaue Limousine hielt mit quietschenden Bremsen. Sam und Aaron sprangen hinaus.
Max ballte die Fäuste und wandte sich ab. Aaron , der sah, wie sch wer Damian verletzt war, warf Max einen entrüsteten Blick zu, entblößte sein Handgelenk und ging vor Damian auf die Knie. Damian hatte großen Anteil an der Rettung seiner Gefährtin Sonya gehabt, nachdem sie von Gregor angegriffen und fast getötet worden war. Seitdem hatte Damian angestrengt versucht, Aaron und seiner Dankbarkeit aus dem Weg zu gehen. Doch nun akzeptierte er von ihm jene Hilfe, gegen die er sich bei Max vehement gewehrt hatte.
Max knirschte mit den Zähnen.
Nachdem er getrunken hatte, ließ sich Damian die Wunde widerstandslos von Aaron versorgen.
„Sam, bitte kümmere dich um meinen Wagen. Er muss weg von hier.“
Sam sah kurz zwischen Max und Damian hin und her. „Später, Damian . V e r sprochen.“ Seine Augen verrieten nichts. „Aber zuerst bist du dran.“
Damian s Blick war alles andere als freundlich.
„Du hast vorn gestanden“, meinte Max. „Am Kofferraum. Wenn ich meinen Kram nicht schon hineingeworfen hätte, hätte der Vampirdämon mich erwischt.“
„Nein. Er hatte es auf mich abgesehen.“
Max sah Damian prüfend an. „Vielleicht hättest du deinen Hintern heute besser in der Zentrale lassen sollen.“
Damians Gesicht zeigte ein grimmiges Lächeln das deutlich machte , dass dies nie geschehen wäre.
Damian, Max und Aaron standen vor dem Aufzug zur Krankenstation.
Damian war in übler Verfassung. Vielleicht hätte sich Andrej gegen ihn durc h gesetzt, aber der war nicht da , und von den Anwesenden wagte niemand, ihm gegen seinen Willen zu helfen.
„ Bitte geh “ , meinte Max zu Aaron.
„ Aber … “
„ Lass mich mit ihm allein. Ich muss mit ihm reden. “
Aaron starrte auf Damian, der ihnen den Rücken zukehrte, während er sich an der Wand abstützte . „Was …?“
„Später. Bestimmt.“
Aaron zögerte. Sein Gesicht war eine einzige Frage.
Als der Aufzug kam, stieg Damian ein, Max folgte, Aaron drehte sich um und ging davon.
„Aaron. Wo ist er hin?“
„Ich habe ihn gebeten zu gehen. Ich muss unbedingt allein mit dir reden.“
„Nein.“
„Aber …“
Damian warf Max einen wütenden Blick zu, und diese Wut war äußerst schmerzhaft.
„ Lass das! “ Endlich wurde auch Max zornig und sagte nichts mehr.
Auf dem Weg zur Krankenstation stolperte Damian mehr, als dass er ging, und musste sich immer wieder an den Wänden des Flurs abstützen.
„Du bist wirklich süchtig nach Schmerz“, bemerkte Max, hütete sich aber, ihm Hilfe anzubieten. „Du hinterlässt ein interessantes Muster an der Wand.“
Damian starrte auf die blutigen Abdrücke. „Ich werde versuchen, weniger zu bluten.“
„Fein. Seit dir das Fleisch in Fetzen vom Körper hängt, bist du endlich höflicher geworden.“
Damian erreichte die Krankenstation, Max folgte dicht dahinter.
Charlotte, die die Krankenstation leitete, erwartete sie bereits. „Lange nicht mehr gesehen“, meinte sie fröhlich. „Seit dem Angriff auf Sonya, soweit ich mich erinnere.“ Charlotte trug Jeans und einen engen Pullover. Mit ihrem kurzen dun k len Haar hatte sie gleichzeitig
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