Dezemberglut
retten können. Er fasste Charis bei der Hand, wusste, dass sie sicher war und er sie halten konnte.
„Sebastian …“ Er suchte seinen Blick.
Sebastian sah ihn an und lächelte sein stilles Lächeln . D er Vorsprung gab nach, Charis schrie und drehte sich in seinem Griff, er hielt ihr Gewicht, doch Sebastian war lautlos in d ie Tiefe verschwunden.
Nein! Nicht schon wieder.
Damian erwachte. Er hatte lange nicht mehr von Sebastian geträumt.
Damals, vor vielen Jahren, hatte er versagt . Er hatte sich nicht vergewissert, ob Sebastian ihm folgte.
Es war zu spät – Sebastian schon lange verloren.
D ies war nur ein Traum. Keine Vision, die seine Zukunft beeinflusste, es gab keine Entscheidung, die er treffen musste. Dennoch dauerte es lange, bis er sein Entsetzen abschütteln konnte. Er kannte sich und seine Intuition gut genug, um beunruhigt zu sein.
Neumond.
Der Nachthimmel war hell und voller Wolken. Es hatte angefangen zu schneien, große, schwere Flocken.
Damian spürte die leichte Aufregung, die Ungewissheit. Er dachte an den let z ten Einsatz, die Schüsse, die ihn trafen. Der Vampir d ämon war inzwischen tot, dennoch, der Einsatz zu Neumond bedeutete alles andere als schlichte Routine, sie wussten nie, was sie am Tor erwartete und was geschehen würde – wirklich nie.
Julian, der seit Sebastians Tod nie eine Patrouille verpasst hatte – es sei denn durch sein Arkanum – fuhr mit Pierre und Oliver vor ihnen her. Murat und Sarah folgten. Er selbst saß mit Armando und Max in einem dunkelblauen Audi. Sie waren unterwegs zu dem Tor in Mitte, während sich Andrej und Jack mit ihren Begleitern um die beiden kleineren Tore kümmerten.
Damian lauschte mit halber Aufmerksamkeit der Diskussion auf dem Vorde r sitz. Ob die Berliner Handballmannschaft schon um die Meisterschaft mitspielen konnte, ob der Berliner Fu ß ballverein überhaupt erstligatauglich waren, World of Warcraft, und wie man die Magie der Schwerter verbessern konnte, um den D ä monen zu Neumond noch besser in den Hintern treten zu können.
Max parkte hinter Julian s Mercedes und stieg aus. Das Gelände war bereits ges i chert, Menschen würden sich heute Nacht vom Kupfergraben fernhalten , ohne zu wissen, warum.
Ein scharfer Wind fuhr am Kanal entlang und wehte ihm immer wieder Schne e flocken ins Gesicht. Damian setzte seine Mütze auf. Es gab Orte, an denen er jetzt lieber wäre. Und eine Frau, die er gern bei sich hätte. Er dachte an grüne Augen, glaubte, den Duft eines bestimmten Körpers wahrzunehmen und seufzte. Plöt z lich spürte er einen Schlag auf die Schulter, der so heftig war, dass er fast zusa m menbrach , und der ihn aus all seinen Träumen riss.
„Was geht ab, Mann?“ Max grinste ihn an. „Nicht viel, oder?“
Damian warf ihm einen unwilligen Blick zu, musste aber ebenfalls grinsen. Es war einfach unmöglich, auf Max sauer zu sein.
„Grüß sie von mir, hörst du?“
Damian nickte.
Sie stellten sich im Kreis auf, sammelten und fokussierten ihre Kräfte. Damian konzentrierte sich und nahm sich vor, Charis für mindestens eine Stunde aus se i nen Gedanken zu verbannen.
An der Stelle, wo sie das Tor erwarteten, nahmen sie ihre Positionen ein. Dam i an stand vorn neben Julian, Max hinter ihm und Oliver hinter Julian. Dann folgten Pierre und Armando, die vor allem die beiden jungen Vampire absicherten.
Das Tor zeigte und öffnete sich, und Damian blickte gespannt in die Leere, das Nichts. Dann kam der Nebel, und mit ihm wurde das Tor durchlässig. Damian sah Schatten, die sich vorsichtig näherten, spürte Hass und Bosheit. Seine Wunde pulsierte und schmerzte.
Damian hob sein Schwert und sah, dass Julian es ihm gleichtat. Die Schatten wuchsen, wurden dichter, größer, schließlich stürmten sie hervor.
Sie wehrten den ersten Vorstoß ab und hielten stand. Doch immer neue Däm o nen versuchten den Durchbruch, der Angriff ließ nicht nach.
„Vorsicht“, meinte Julian warnend.
Damian nickte. Die Magie am Tor war endlich schwächer geworden, doch es war noch lange nicht vorbei. Die Dämonen, die ihnen entkommen waren , b e gnügten sich nicht damit, durchzubrechen. Anstatt das Weite zu suchen mit dem Ziel, so schnell wie möglich einen menschlichen Körper in Besitz zu nehmen, sammelten sie sich und wagten nun selbst einen Angriff.
Damian warf Julian einen erschrockenen Blick zu. Das Vorgehen der Dämonen war mehr als ungewöhnlich. Doch das Tor stand noch immer offen, und sie mus s ten ihre Positionen
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