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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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stehen geblieben und der große Durchbruch hätte nie stattgefunden.

Kapitel 40
     
    „Julian. Sebastian ist aufgewacht.“
    „Ich komme.“ Julian forschte in Damians reglosem Gesicht und stand auf.
    Während Charlotte unentwegt mit Blut transfusionen beschäftigt war , um den Zustand von beiden zu stabilisieren, hatte er abwechselnd bei Damian und Seba s tian gesessen, um sie zu stärken. Ellen saß oft an seiner Seite, um seine Kräfte zu stärken . Oder Pierre, Oliver, Jack und Andrej. Nun hatten sie es immerhin g e schafft, Sebastian zurückzubringen.
    Ein schwaches Lächeln flackerte über Sebastians Gesicht. „Sprich mit mir.“ Se i ne Stimme war rau. „Es ist so lange her.“
    „Wie fühlst du dich?“
    „Gut, eigentlich. Die Schmerzen sind weg.“
    Julian betrachtete den Freund forschend. Sebastian war nicht länger gefährlich, nicht für andere und auch nicht für sich selbst. Die dämonische Energie, die Bö s artigkeit, die ihn bei seiner Rückkehr noch so intensiv umgeben hatte, war ve r schwunden.
    „Wie ist es … draußen?“
    „In Berlin ist es relativ friedlich. Noch immer. Die dunklen Zeiten sind nicht z u rückgekehrt.“ Julian lächelte. „Aber die technischen Veränderungen werden dich erstaunen. Möchtest du mitkommen? Nach oben?“
    Sebastian sah lange durch die offene Tür. „Ja. Aber ich wage es nicht. Er ist stark, und ich bin … schwach. Ich spüre, dass ich alle meine Kräfte verloren h a be.“
    „Du wirst dich wieder erholen, und deine alte Stärke wird zurückkehren. Späte s tens nach deinem Arkanum.“
    „Vielleicht.“
    „Was kann ich tun, um dir zu helfen?“, fragte Julian vorsichtig.
    „Ich weiß es nicht.“ Sebastians Augen wirkten dunkler als früher, fast schwarz.
    Julian spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog. Sebastian war sein Freund, sein Gefährte seit fast vierhundert Jahren.
    „Es tut mir so leid, Sebastian. Dass ich euch nicht beigestanden habe in jener Nacht. Die vielen Jahre de ine r Gefangenschaft.“
    Sebastian schüttelte den Kopf. „Nichts davon war deine Schuld.“
    „Ich hätte dich in dieser Nacht begleiten sollen.“
    „Nein. Es war gut, dass wenigstens du nicht dabei warst. Du bist jetzt schon stärker, als Bernhard es je gewesen war. D ennoch bezweifle ich, dass du dem D ä monenfürst hättest widerstehen können.“
    Sebastian schloss kurz die Augen. „Ich schlafe. Ich träume“, meinte er abrupt. Er streckte seine Hände aus, spreizte die Finger und betrachtete sie. „Mein Kö r per. Alles fühlt sich so fremd an. Mich zu erinnern.“ Er runzelte leicht die Stirn. „Wissen, wer ich bin. Manchmal war alles … schön. Ich war zufrieden, wie aufg e löst in warmer Dunkelheit, nur ein winziger Tropfen in einem Meer aus Bewuss t sein. Dann war da Friede.“ Er sah Julian an, und in seine n Augen glomm ein schwacher Funke. „Manchmal hatte ich einen Körper, eine Erinnerung, manchmal wusste ich nicht, wer ich war …“ Über sein Gesicht huschte ein Schatten. „Und es gab Zeiten, da wusste ich es nur zu gut. Wenn er meinen Körper genutzt und ihn durch die Dimension herausgeführt hat in unsere Welt.“
    „Du warst … hier?“
    „Nicht in Berlin. Aber anderswo.“ Sebastian schüttelte den Kopf. „Ich hatte s o gar Sex mit Frauen.“
    „Dann warst du in der Tat nicht Herr deines Körpers.“
    Sebastian nickte ernst. „Ich war … ich habe Dinge getan.“ Er stockte. „Ich habe Dinge getan, so widerwärtig und schlecht, ich habe …“
    „Er hat deinen Körper genutzt, und du konntest dich nicht dagegen wehren.“
    „Manchmal war es so, aber nicht immer. Es war nicht nur mein Körper, der g e foltert, vergewaltigt und gemordet hat. Ich erinnere mich, dass es mir Spaß g e macht hat.“
    „Das warst nicht du, Sebastian.“
    „Doch, glaub mir. Ich hatte genug Zeit, über meinen Dämon nachzudenken. Meinen inneren, den, der in jedem von uns steckt. Und meiner ist so stark und machtvoll, wie ich es nie für möglich hielt.“
    „Das mag sein. Aber du bist stärker. Das weiß ich.“
    Sebastian lächelte sein stilles Lächeln und nickte. „Damian … Wie geht es ihm? Warum war er noch nicht hier?“
    „Seit du dich für ihn geopfert hast …“
    „Geopfert? Ich habe mich nicht für ihn geopfert.“
    „Damian sagte, du hättest dich damals dem Dämon gestellt, anstatt dich zum Kanal durchzuschlagen. Erinnerst du dich?“
    Sebastian dachte nach. „Ja. Aber so war es nicht. Ich habe es versucht, genau wie er. Sie

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