Dezembersturm
hart.
»Natürlich nicht. Konrad und Fridolin werden dir mit dem nächsten Zug folgen und zur Flucht verhelfen. In zwei Monaten bist du sechzehn und damit heiratsmündig. Zudem nimmt man es in den skandinavischen Ländern nicht so genau mit Vormündern und Ähnlichem. Also kannst du Fridolin dort heiraten. Damit geht deine Vormundschaft auf ihn über, und wenn ihr zurückkommt, kann Ottokar von Trettin sich vor Wut auf den Kopf stellen, aber er hat keine Gewalt mehr über dich. Als Fridolins Frau kannst du nach Bremen zurückkehren und weiterhin Nathalias Gouvernante, Gesellschafterin und Freundin in einer Person sein. Du magst ihn doch, oder nicht?«
Lore nickte zaghaft. Sie hätte jeder Lösung zugestimmt, die sie vor Ottokar von Trettin und dessen Frau retten konnte, und eine Heirat mit Fridolin schien ihr eine der angenehmeren Alternativen zu sein.
Nur Nati war mit dieser Planung nicht einverstanden. Sie wollte Lore für sich haben und sie nicht mit einem anderen Menschen teilen müssen, wie sie lautstark verkündete. Dorothea bat sie, leiser zu sein, und legte ihr mit wenigen Worten dar, dass dies die einzige Möglichkeit war, Lore als Gefährtin zu behalten. Während sie Nati beruhigte, suchte sie die Sachen zusammen, die Lore mitnehmen sollte, und verstaute sie in einem Koffer. Zuletzt umarmte sie das Mädchen und küsste es auf die Wangen.
»Du wirst sehen, es wird alles gut!«
»Hoffentlich!« Lore dachte mit Schrecken daran, dass eine gemeinsame Flucht mit Fridolin bedeutete, sich erneut an Bord eines oder sogar mehrerer Schiffe begeben zu müssen. Doch ehe sie in Malwines Gewalt blieb, würde sie trotz der sie immer noch quälenden Schrecken, die sie auf der
Deutschland
und der
Strathclyde
erlebt hatte, eine Flucht über das Meer antreten.
»Ich gehe jetzt! Da wir uns vorerst nicht mehr sehen, wünsche ich dir alles Glück der Welt, Lore. Vertraue auf Gott, auf mich und auf Fridolin! Bald sehen wir uns wieder.« Damit küsste Dorothea Lore noch einmal, nahm Nati kurz in die Arme und verließ anschließend mit beherrschter Miene den Raum. Die Heiterkeit, die sie erfüllte, durfte ihr niemand ansehen, damit Ermingarde und Ottokar von Trettin nicht gewarnt wurden.
Dorothea war mit der gesamten Entwicklung höchst zufrieden. Zwar mochte sie Lore, sah sie aber nach wie vor als eine mögliche Gefahr für ihre Ehe an. Auch wenn Lore Thomas nicht mehr so verliebt ansah wie bei ihrer Ankunft, war sie froh, dass das Mädchen sich zu einer Ehe mit Fridolin bereit erklärt hatte. Der junge Mann war zwar nicht frei von Fehlern, doch Dorothea war sicher, dass sie und ihr Mann ihm diese austreiben konnten.
XVI.
Ottokar von Trettin lag bereits im Bett, als es draußen klopfte.
»Wer da?«, fragte er nicht gerade freundlich.
»Ich, Herr von Trettin, die Elsie! Ich muss Ihnen etwas sagen«, kam es leise zurück.
Nach kurzer Überlegung stand der Gutsherr auf und öffnete die Tür. Das Dienstmädchen schlüpfte sofort herein und fasste nach seiner Hand.
»Lieber Herr von Trettin. Sie werden doch eine Zofe für Lore brauchen, wenn Sie Ihr Mündel nach Ostpreußen mitnehmen.«
Tatsächlich war eine Zofe das Letzte, das seine Frau Lore zugestehen würde. Aber der Gutsherr begriff, dass er übler Nachrede Vorschub leisten würde, wenn er mit dem minderjährigen Mädchen allein, also ohne Gesellschafterin oder Zofe, zu Hause einträfe. Einige Nachbarn würden ihm böse Absichten unterstellen und sich zu anzüglichen Bemerkungen hinreißen lassen, die er gerade jetzt nicht brauchen konnte. Dennoch war er nicht bereit, das frühere Dienstmädchen seines Onkels in seine Dienste zu nehmen.
»Ich werde Frau Klampt bitten, mir eine ihrer Dienerinnen mitzugeben«, sagte er barsch.
So leicht gab Elsie sich nicht geschlagen. »Die übrige Dienerschaft gehört zum Haus und ist Thomas Simmern verpflichtet. Von denen wird Sie niemand begleiten. Außerdem kann ich auf Trettin auch andere Aufgaben übernehmen. Ich wäre eine gute Zofe für Ihre Frau Gemahlin, und ich könnte auch für Sie etwas tun.«
»Was denn?«, fragte der Gutsherr spöttisch.
Da kniete Elsie vor ihm nieder, hob sein Nachthemd hoch und griff forsch darunter. Er stöhnte, als sich ihre kühlen Finger um sein Glied legten, es leicht massierten, bis es fest und steif wurde,und dann dort weitermachten, wo Reinalde im »Le Plaisir« aufgehört hatte.
»Also gut, du kannst mitkommen!«, versprach er keuchend und nahm sich vor, all das an Elsie
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