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DGB 01 - Aufstieg

DGB 01 - Aufstieg

Titel: DGB 01 - Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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an den Stoff kam. Jemand hatte gemutmaßt, Zinkman habe eine
private Vereinbarung mit einem Besatzungsmitglied aus der Bordklimakontrolle,
der das Zeug destilliere. Zinkman schuldete Karkasy mindestens eine Flasche von
einer nicht beendeten Partie Merci Merci vor zwei Tagen.
       Er fragte an zwei oder drei
Tischen nach Zinkman und zog bei verschiedenen herumstehenden Gruppen
Erkundigungen über seinen Verbleib ein. Die Violinenmusik hatte für den Moment
aufgehört, und einige der Anwesenden klatschten, als Carnegi, der Komponist,
auf einen Tisch stieg. Carnegi hatte eine halbwegs annehmbare Baritonstimme,
und in den meisten Nächten ließ er sich dazu bewegen, eine beliebte Arie zu
singen oder Wünsche zu erfüllen.
       Karkasy hatte einen.
       Lautes Gelächter perlte aus
der Nähe herüber, wo sich eine kleine lebhafte Gruppe auf Hockern und Sesseln
zusammengefunden hatte, um einem Memorator bei einer Lesung aus seinem letzten
Werk zuzuhören. In einer der Wandnischen, die durch eine ehemals goldene
Kolonnade gebildet wurden, sah Karkasy, wie Ameri Sechloss ihre letzte Arbeit
sorgfältig mit roter Tinte auf eine Wand schrieb, die sie mit gestohlener
Wandfarbe weiß getüncht hatte. Sie hatte ein Bildnis des auf Cyclonis
siegreichen Imperators übermalt. Jemand würde sich darüber beschweren. Teile
des Imperators, von allen geliebt, lugten unter den Ecken ihres weißen Fleckens
hervor.
       »Zinkman? Weiß jemand, wo er
ist?«, fragte er.
       »Ich glaube, er ist da
drüben«, mutmaßte einer der Memoratoren, die Sechloss beobachteten.
       Karkasy drehte sich um und
stellte sich auf die Zehenspitzen, um über das Gedränge hinwegzuschauen. Die
Zuflucht war sehr voll heute Nacht. Eine Gestalt war soeben durch den
Haupteingang eingetreten. Karkasy runzelte die Stirn. Er brauchte sich nicht
auf Zehenspitzen zu stellen, um den Neuankömmling auszumachen. In ihrem
Kapuzenmantel überragte die Gestalt den Rest der Menge, mit Abstand die größte
Person in dem vollen Saal. Sie hatte nicht die Statur eines Menschen. Der
allgemeine Lärmpegel sank nicht, aber es war klar, dass der Neuankömmling
Aufmerksamkeit erregte. Leute flüsterten miteinander und warfen verstohlene
Blicke in seine Richtung.
       Karkasy bahnte sich einen
Weg durch die Menge, der Einzige, der so kühn war, sich dem Besucher zu nähern.
Die Gestalt unter der Kapuze stand unweit des Eingangs und schien ein Gesicht
in der Menge zu suchen.
       »Hauptmann?«, fragte
Karkasy, indem er vortrat und einen Blick unter die Kapuze warf. »Hauptmann
Loken?«
       »Karkasy.« Loken schien sich
sehr unbehaglich zu fühlen.
       »Suchen Sie mich, Hauptmann?
Meiner Ansicht nach haben wir erst morgen das nächste Treffen.«
       »Ich... ich suche Keeler.
Ist sie hier?«
       »Hier? O nein. Sie kommt
nicht hierher. Bitte, Hauptmann, begleiten Sie mich. Sie wollen doch gar nicht
hier sein.«
       »Will ich nicht?«
       »Ich sehe Ihnen das
Unbehagen an, und wenn wir uns treffen, betreten Sie nie den Saal. Kommen Sie.«
       Sie gingen durch den
Türbogen zurück in die kühle, düstere Stille des Korridors. Ein paar Leute auf
dem Weg in die Zuflucht begegneten ihnen.
       »Es muss wichtig sein«,
sagte Karkasy, »wenn Sie einen Fuß in die Zuflucht setzen.«
       »Das ist es auch«, erwiderte
Loken. Er behielt die Kapuze auf, und sein Gebaren blieb steif und wachsam.
»Ich muss Keeler finden.«
       »Sie besucht die
Gemeinschaftsräumlichkeiten nicht oft. Wahrscheinlich ist sie in ihrem
Quartier.«
       »Wo ist das?«
       »Sie hätten den Wachoffizier
nach ihrer Quartiernummer fragen können.«
       »Ich frage Sie, Ignace.«
       »So wichtig und so privat«,
sagte Karkasy. Loken gab keine Antwort. Karkasy zuckte die Achseln. »Begleiten
Sie mich, ich zeige es Ihnen.«
       Karkasy führte den Hauptmann
in das Labyrinth des Wohndecks, wo die Memoratoren untergebracht waren. Die
hallenden Metallkorridore waren kalt, die Wände aus gebürstetem Stahl
stellenweise feucht. Dieser Bereich war früher ein Quartier für Armeeoffiziere
gewesen, aber wie die Zuflucht haftete ihm nichts mehr an, was ans Innere eines
Kriegsschiffs gemahnte. Musik hallte aus einigen Kabinen, oft durch halb offene
Schleusen. Aus einem Raum drang hysterisches Gelächter, aus einem anderen das
Gebrüll eines Mannes und einer Frau, die heftig stritten. Blätter mit Notizen
klebten an den Wänden: Wahlsprüche, Verse und Aufsätze über das Wesen des

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