DGB 01 - Aufstieg
ausgedehnten
Ammoniakmeers. Die Stadt schmiegte sich in die Hänge einer größeren Bucht und
folgte dem Verlauf der Erhebungen bis zum Meeresspiegel. Die Kontinentalregion
dahinter war von üppigem Regenwald bedeckt, und dieser griff auch auf die Stadt
über, sodass sich die Bauwerke - Hochhäuser aus hellgrauem Stein und Türme aus
Messing und Silber - wie Hügelspitzen aus dem Bewuchs erhoben. Die Vegetation
war vorherrschend dunkelgrün und tatsächlich so dunkel, dass sie im spröden
gelben Tageslicht beinahe schwarz aussah. Unter den Bäumen war die Stadt
terrassenförmig strukturiert, und steinerne Viadukte und gerundete
Straßengalerien fielen im ruhigen, scheckigen Schatten des Grüns stufenartig
zum Meer ab. Wo sich die grauen Hochhäuser und schmucken Türme über den Wald
erhoben, waren sie oft mit poliertem Metall bedeckt und mit hohen Masten
verziert, an denen Flaggen und Standarten in der warmen Luft hingen.
Es war keine Festungsstadt.
Man sah kaum Hinweise auf Abwehranlagen, weder am Boden noch im Orbit. Horus
bezweifelte nicht, dass der Planet sich, falls erforderlich, schützen konnte.
Das Interex trug seine militärische Macht nicht so offensichtlich vor sich her
wie das Imperium, aber seine Technologie war nicht zu unterschätzen.
Die imperiale Gesandtschaft
war über fünfhundert Personen stark und schloss Offiziere der Astartes, Begleittruppen
und Iteratoren ebenso ein wie eine Auswahl von Memoratoren. Horus hatte den
Einschluss der letzteren Gruppe genehmigt. Dies war ein Unternehmen zur
Beschaffung von Daten, und der Kriegsmeister war der Ansicht, die eifrigen,
neugierigen Memoratoren würden eine Menge ergänzendes Material sammeln, das
sich als wertvoll erweisen mochte. Loken glaubte außerdem, dass sich der
Kriegsmeister bemühte, einen prinzipiell anderen Eindruck zu erwecken als
zuvor. Die Gesandten des Interex schienen der militärischen Haltung der
Expedition mit Geringschätzung zu begegnen. Jetzt kam Horus zu ihnen, ebenso
von Lehrern, Dichtern und Künstlern umgeben wie von Kriegern.
Man stellte ihnen
erstklassige Unterkünfte im Westteil der Stadt zur Verfügung, und zwar in einem
Viertel namens Extranus, wo, wie man sie höflich informierte, alle
»Fremden und Besucher« untergebracht wurden. Xenobia Principis war eine Stadt,
die für Handelsdelegationen und diplomatische Treffen konzipiert war, und das Extranus war als zentraler Aufenthaltsort für Gäste reserviert. Man stattete sie
großzügig mit Meturgespielern, Hauspersonal und Verbindungsoffizieren aus, die
sich um jedes Bedürfnis kümmerten und alle Fragen beantworteten.
In Begleitung von Abbrocarii
gestattete man den Imperialen auch, das schattige Extranus- Viertelzu
verlassen und die Stadt zu besuchen. In kleinen Gruppen zeigte man ihnen die
Wunder und Sehenswürdigkeiten: Stätten des Handels und der Industrie, Museen
der Kunst und Musik, Archive und Bibliotheken. Im grünen Dämmerlicht der
terrassenförmigen Straßen und unter dem raschelnden Blätterdach der Bäume
wurden sie durch prächtige Alleen, über schmucke Plätze und endlose Treppen auf
und ab geführt. In der Stadt gab es viele Bauwerke von erlesener Konstruktion,
und es war klar, dass das Interex großes Geschick in den alten Künsten des
Maurerhandwerks und der Metallbearbeitung besaß, ebenso wie in den neueren
Künsten der Technologie. Es gab prächtige Statuen und ruhige Springbrunnen im
Überfluss, aber auch moderne Skulpturen unter Ausnutzung von Licht und Schall.
Alte Spitzbogenfenster waren mit Glaspaneelen gefüllt, die auf Licht und Wärme
reagierten. Türen öffneten und schlossen sich mithilfe automatischer
Körpersensoren.
Innenbeleuchtung ließ sich
durch bloße Gesten regulieren.
Überall spielten die leisen
Melodien der Aria.
Im Imperium gab es viele
Städte, die größer und großartiger waren, zyklopischer. Die Supermakropolen
Terras und die silbernen Zinnen Prosperos waren erstaunliche Monumente
kulturellen Fortschritts, die Xenobu Principis in den Schatten stellten. Aber
diese Stadt des Interex war in jeder Hinsicht so kultiviert und hochentwickelt
wie jedes beliebige Ballungsgebiet im Imperiun und sie war nur eine
Grenzsiedlung.
Am Tag ihrer Ankunft wurden
die Imperialen mit einer großen Parade empfangen, die in ihrer Vorstellung beim
obersten militärischen Regierungsvertretung auf Xenobia kulminierte, einem
»Generalkommandanten« namens Jephta Naud. Es gab auch hochrangige
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