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DGB 02 - Falsche Götter

DGB 02 - Falsche Götter

Titel: DGB 02 - Falsche Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Christian Jentzsch
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erleuchteten den gesamten ver gessenen Damm und das Tal zur Prärie unter ihnen. Als die Nacht über Davin hereinbrach, erklangen Loblieder auf den Kriegsmeister, und der Schein vieler tausend Kerzen verstärkte das Licht der Fackeln rings um das goldwandige
Delphos.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Vierzehn
    Die
Vergessenen
    Lebendige Mythologie
    Primogenese
     
     
    DER GANG DURCH DAS LICHTTOR war wie das Schrei ten von einem Raum in einen anderen. Wo gerade noch eine Welt am Rande der Auflösung begriffen war, fand sich Horus nun inmitten einer wogenden Men schenmenge auf einem großen runden Platz wieder, der von hohen Türmen und wunderbar ausgestatteten Marmorgebäuden umgeben war. Tausende Menschen waren
hier, und da er auch die größten um die Hälfte überragte, konnte er erkennen, dass noch viele tau send mehr aus insgesamt neun Prachtboulevards hin eindrängten.
    Seltsamerweise reagierte niemand auf das unvermit telte Auftauchen zweier riesiger Krieger in ihrer Mitte. Ein Haufen Statuen standen im Zentrum des Platzes, und laute Gesänge erklangen aus verrosteten Lautspre chern auf den Häusern, während die Masse die Statuen in
endloser Prozession umkreiste. Aus jedem Gebäude erklang Glockengeläut.
    »Wo sind wir?«, fragte Horus mit Blick auf die hohen Gebäude mit dem Adler auf der Fassade, die goldenen
Zinnen und Buntglasfenster.
    Jedes Bauwerk rang mit seinen Nachbarn um die Vorherrschaft in Größe und Prunk, und Horus' Blick für architektonische Proportion und Eleganz erkannte in ihnen vulgäre Ausdrücke der Verehrung.
    »Ich kenne den Namen dieses Palasts nicht«, sagte Sejanus.
»Ich weiß nur, was ich hier gesehen habe, aber ich glaube, das hier ist irgendeine Schreinwelt.«
    »Eine Schreinwelt? Schrein für was?«
    »Nicht für was«, sagte Sejanus, indem er auf die Sta tuen in der Mitte des Platzes zeigte. »Für wen.«
    Horus betrachtete sie eingehender. Immer noch wur den sie von den wogenden Massen umkreist. Der äußere Ring der Statuen war aus weißem Marmor gehauen, und jeder glitzernde Krieger trug volle Astartes-Rüstung.
Sie umringten eine Figur in der Mitte, die gleichermaßen in eine prächtige Rüstung aus Gold gehüllt war. Kostbare Edelsteine funkelten auf ihr. Diese Gestalt hielt eine brennende Fackel in die Höhe, deren Licht alles um sie erleuchtete. Der Symbolismus war klar — diese zentrale Gestalt brachte ihr Licht zu den Menschen, und die Krie ger waren da, um sie zu schützen.
    Der goldene Krieger war eindeutig ein König oder Held.
Seine Züge waren adlig und patrizisch, obwohl der Bildhauer sie zu lächerlichen Proportionen aufge blasen hatte. Auch die Proportionen der Statuen rings herum waren grotesk.
    »Wen soll die goldene Statue darstellen?«, fragte Ho rus.
    »Sie erkennen ihn nicht?«, fragte Sejanus.
    »Nein. Sollte ich?«
    »Sehen wir sie uns genauer an.«
    Horus folgte Sejanus, als dieser durch die Menge zur Mitte des Platzes schritt. Die Menschen machten ihm be reitwillig Platz.
    »Können diese Leute uns nicht sehen?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Sejanus. »Oder wenn sie es können, ver gessen sie uns sofort wieder. Wir bewegen uns als Geis ter unter ihnen, keiner wird sich an uns erinnern.«
    Horus blieb vor einem Mann in einer fadenscheinigen Kutte stehen, der auf blutigen Füßen rings um die Sta tue schlurfte. Seine Haare waren zu einer Tonsur ge schnitten, und in den Händen hielt er geschnitzte Kno chen, die mit Zwirn zusammengebunden waren. Ein blutiger Verband bedeckte ein Auge, und ein an seiner
Kutte befestigter langer Pergamentstreifen schleifte über den Boden.
    Ohne innezuhalten, machte der Mann einen Bogen um ihn, doch Horus streckte den Arm aus und hinderte ihn am Weitergehen. Wieder versuchte der Mann Horus auszuweichen, wieder wurde dies verhindert.
    »Bitte, mein Herr«, sagte der Mann, ohne aufzublicken.
»Ich muss vorbei.«
    »Warum?«, fragte Horus. »Was tun Sie denn?«
    Der Mann schaute verwirrt drein, als habe er Mühe, sich zu vergegenwärtigen, was er gefragt worden war. »Ich muss vorbei«, wiederholte er.
    Verärgert über die wenig hilfreiche Auskunft, trat Horus beiseite und ließ
ihn passieren.
    Der Mann neigte den Kopf und sagte: »Möge der Im perator über Sie wachen, mein Herr.«
    Bei diesen Worten spürte Horus, wie es ihn plötz lich kalt überlief. Er drängte sich zur Mitte durch, während sich ein schrecklicher Verdacht in seiner Ma gengrube bildete. Er holte

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