DGB 02 - Falsche Götter
Sejanus ein, der auf einem So ckel am Fuß der Statuen stand, wo ein riesiges Paar Bronzeadler die Verzierung für eine hohe Kanzel bil dete.
Ein extrem fetter Mann in einem goldenen Messge wand und mit einer hohen Mitra aus Seide und Gold auf dem Kopf las laut aus einem dicken, ledergebunde nen Buch vor. Seine Worte erreichten die Menge durch silberne Fanfaren. Sie wurden von über ihm schweben den Gestalten gehalten, die wie geflügelte Kinder aus sahen.
Als sich Horus näherte, sah er, dass der Mann nur von der Hüfte aufwärts menschlich war. Die untere Kör perhälfte bestand aus einem kompliziert aussehenden
Durcheinander aus zischenden Kolben und Messingstä ben und war dadurch fest mit der Kanzel verbunden, die, wie er jetzt sah, auf einem Fahrgestell ruhte.
Horus achtete nicht auf ihn, sondern betrachtete die Statuen und erkannte schließlich, was sie darstellten.
Zwar waren die Gesichter unkenntlich, aber ihre Iden tität war unverkennbar.
Horus stand genau vor Sanguinius, dessen ausge streckte Schwingen den Adlerflügeln entsprachen, die jedes Haus rings um diesen Platz schmückten. Neben ihm stand Rogal Dorn. Sanguinius' entfaltete Flügel um gaben seinen Kopf mit einem unverkennbaren Halo. Auf der anderen Seite stand jemand, bei dem es sich nur um Leman Russ handeln konnte. Seine Haare waren eine wilde Mähne, und er trug einen Umhang aus Wolfsfellen um
die massiven Schultern.
Horus umrundete die Statuen und sah weitere ver traute Gestalten: Guillaume, Corax, Lion, Ferrus Man nus, Vulkan und schließlich Jaghatai Khan.
Jetzt konnte kein Zweifel mehr an der Identität der Gestalt in der Mitte bestehen, und Horus schaute zum gemeißelten Gesicht des Imperators empor. Zweifellos hielten die Bewohner dieser Welt sie für wunderbar, aber Horus wusste, dass sie erbärmlich war und spekta kulär daran scheiterte, die Dynamik und Wucht des Im perators einzufangen.
Mithilfe der durch den Sockel gewonnenen Höhe starrte Horus über die langsam kreisende Menschen menge hinweg und fragte sich, was sie hier zu tun glaubten.
Pilger, kam ihm unwillkürlich in den Sinn.
In Verbindung mit dem Prunk und den vulgären Ver zierungen der umliegenden Häuser ließ das nur den Schluss zu, dass dies nicht einfach nur ein Ort der Ver ehrung war, sondern viel mehr.
»Dies ist eine Pilgerstätte«, sagte er, als sich Sejanus am Fuß der Corax-Statue zu ihm gesellte. Der kühle
Marmor fing die blasse Hautfarbe seines wortkargen Bruders perfekt ein.
Sejanus nickte. »Eine ganze Welt, die der Lobpreisung des Imperators überantwortet wurde.«
»Aber warum? Der Imperator ist kein Gott. Er hat Jahr hunderte damit zugebracht, die Menschheit von den Ket ten der Religion zu befreien. Das ergibt keinen Sinn.«
»Nicht von Ihrer Position in Zeit und Raum, aber dies ist das Imperium, wie es sich entwickeln wird, wenn die Ereignisse weiter ihrem gegenwärtigen Kurs folgen«, sagte Sejanus. »Der Imperator hat die Gabe der Voraus sicht, und er hat diese Zukunft gesehen.«
»Zu welchem Zweck?«
»Um die alten Glaubensbekenntnisse zu zerstören, damit sein Kult sie eines Tages umso leichter ersetzen kann.«
»Nein«, sagte Horus. »Das glaube ich nicht. Mein Vater hat jede Idee von Göttlichkeit immer weit von sich gewiesen. Er hat einmal über die alte Erde gesagt, dass es Brandstifter gab, die Lehrer waren, aber auch Feuer löscher, die Priester waren. Er würde niemals sein Ein verständnis zu so etwas geben.«
»Und doch ist diese ganze Welt sein Tempel«, sagte Sejanus, »und sie ist nicht die einzige.«
»Es gibt noch mehr solche Welten?«
»Hunderte«, nickte Sejanus, »wahrscheinlich sogar Tausende.«
»Aber der Imperator hat Lorgar für solches Verhalten gescholten«, protestierte Horus. »Die Legion der Word Bearers hat große Denkmäler für den Imperator errich tet und ganze Bevölkerungen für ihren Mangel an Glau ben ausgerottet, aber der Imperator wollte davon nichts wissen und hat gesagt, Lorgar würde ihn mit solchen Schauspielen
beschämen.«
»Damals war er noch nicht bereit, sich anbeten zu las sen: Da hat er die Galaxis noch nicht beherrscht. Und deswegen brauchte er Sie.«
Horus
wandte sich von Sejanus ab und blickte in das
goldene Gesicht seines Vaters, während er sich ver zweifelt bemühte, die Worte abzutun. Zu jeder
ande ren Zeit hätte er Sejanus für
solch eine Behauptung niedergeschlagen, aber er hatte den Beweis direkt vor sich. Er wandte sich ihm wieder zu. »Das sind ei nige meiner Brüder,
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