DGB 05 - Fulgrim
begutachteten seinen Körper, als wäre er ein
Metzger, der nach dem besten Stück Fleisch suchte, oder ein Bildhauer, der
überlegte, wo er den Meißel ansetzen sollte.
»Lordkommandant Eidolon sagte,
Sie würden mich zu etwas Besserem als zuvor machen.«
»Und das werde ich auch,
Hauptmann Vairosean«, gab Fabius grinsend zurück.
»Sie werden nicht glauben, was
ich alles kann.«
Siebzehn
Nicht gegen dein Gewissen
DIE SCHIFFE DER 63. EXPEDITION
trieben wie ein Schwarm silberner Fische über den Zwillingswelten der
Auretianischen Technokratie, die sich einen Mond teilten.
Das All über den Welten war
erfüllt von elektronischem Gezwitscher, während die Streitkräfte des
Kriegsmeisters dort unten Krieg führten. Zerschossene Kommunikationssatelliten
trieben als Trümmerfelder durch die obere Atmosphäre, und was man nicht in
seine Einzelteile zerbombt hatte, war als Meteor mit Feuerschweif längst auf
die Planetenoberfläche gestürzt.
Fulgrim beobachtete, wie die
Schiffe des Kriegsmeisters langsam über dem zweiten Planeten dahintrieben. Alle
waren mehr auf den Konflikt unter ihnen konzentriert, achteten aber kaum auf
das, was sich hinter ihnen abspielte. Lächelnd wurde ihm klar, dass er seinen
Bruder völlig unvorbereitet erwischen konnte, wenn er es schlau anstellte.
»Geschwindigkeit auf ein
Viertel reduzieren«, befahl er.
»Alle aktiven Systeme auf
passiv umschalten.«
Die Brücke der Stolz des Imperators pulsierte vor Aktivitäten, als die Crew seine Befehle umsetzte. Sein Blick war
weiter starr auf die Anzeigen und die hololithischen Projektionen der
Erkundungs-station gerichtet, und nach jeder neuen Sensorabtastung erteilte er
weitere Befehle. Kapitän Aizel verfolgte jede Aktion des Primarchen voller
Bewunderung. Fulgrim konnte sich in etwa vorstellen, welchen bitteren Neid
jeder verspüren musste, der wusste, dass er niemals ein solches Maß an
Genialität würde erreichen können.
Die achtwöchige Reise ins
auretianische System hatte sich für Fulgrim als extreme Geduldsprobe erwiesen; jede
Ablenkung hatte ihn immer nur für kurze Zeit unterhalten können und war ihm
gleich wieder langweilig und fad geworden. Er hatte sogar auf irgendeine Art von
Katastrophe während des Warpflugs gehofft, damit er sich wenigstens für eine
Weile mit irgendetwas beschäftigen konnte, doch nichts dergleichen war
eingetreten.
Als Vorbereitung auf das
Treffen mit seinem geliebten Bruder war Fulgrims Rüstung auf Hochglanz poliert worden,
so dass die große goldene Adlerschwinge, die sich bis hoch über die linke
Schulter erhob, strahlte und funkelte. Seine Rüstung wies wieder diesen
vertrauten intensiven Lilaton auf, besetzt mit schillernden Steinen und
überzogen mit vergoldeten Gravuren, die Ränder in blitzendem Gold gehalten. Mit
silbernen Broschen wurde sein langer, schuppiger Umhang festgehalten, und
flatternde Pergamente hingen an seinen Schulterschützern.
Momentan trug er keine Waffe,
dennoch juckte es ihn ständig in den Fingern, nach seinem Schwert zu greifen, um
das beruhigende, wärmende Gefühl zu spüren, das das silberne Heft in ihm
auslöste.
Die Präsenz des Silberschwerts
fehlte ihm auch in Gestalt jener Ausstrahlung, die durch Serena d'Angelus'
Meisterwerk zu ihm sprach. Obwohl er sein Schwert Fireblade seit Monaten
nicht mehr in der Hand gehalten hatte, sehnte er sich doch nach dieser perfekt
ausgewogenen Waffe mit ihrer feurigen Klinge. Ohne eine Waffe — insbesondere
ohne die, die er aus dem Laer-Tempel mitgenommen hatte — konnte er klarer
denken, da sich keine fremden Stirnmen in seine Überlegungen mischten. Es
setzten sich auch keine abtrünnigen Ideen in seinem Kopf fest, und trotzdem
brachte er es nicht fertig, auf dieses Schwert zu verzichten.
Die auf Tarsus erlittenen
Verletzungen waren verheilt, so dass niemand auch nur vermuten konnte, wie
ernsthaft sie gewesen waren. Um an seinen Sieg über den Eldar-Gott zu erinnern,
war ein neues Mosaik geschaffen worden, das im zentralen Apothekarium der Andronius eine Wand schmückte.
»Geben Sie den Befehl an alle
Schiffe, auf mein Zeichen hin in Angriffsformation zu gehen«, flüsterte
Fulgrim, als könnten die glitzernden Lichtpunkte vor ihm etwas mitbekommen,
wenn er zu laut redete.
»Ja, mein Lord«, erwiderte
Kapitän Aizel lächelnd.
Fulgrim erkannte die
Eifersucht, die unter dieser äußerlichen Belustigung verborgen lag.
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