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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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begabter
Komponist gewesen war. Jetzt stellte er nur noch das Rohmaterial für ihre
Arbeit dar, während sein Blut wie von Begeisterung angespornt aus der
aufgeschlitzten Kehle gepumpt wurde.
    Der metallische Geruch seines
Bluts stieg ihr in die Nase, als sie auf einmal eine Hand auf ihrer Schulter
spürte. Sie drehte sich um und sah in Lucius' knabenhaftes Gesicht. Seine
Makellosigkeit war für immer verloren, da er sich die Nase bei irgendeiner
Schlacht gebrochen hatte, und danach war sie völlig schief zusammen-gewachsen.
Serena hob eine blutverschmierte Hand, um sein Gesicht zu berühren, und
bemerkte, dass sein Blick jeder ihrer Bewegungen folgte.
    »Was ist hier passiert?«,
fragte Lucius und deutete auf die Leiche.
    »Dieser Mann ist tot.«
    »Ja«, bestätigte sie und ließ
sich zu Boden sinken.
    »Ich habe ihn getötet.«
    »Warum?«, wollte Lucius wissen.
    Selbst in ihrer derzeitigen
Verfassung nahm Serena ein Interesse wahr, welches über das hinausging, das normalerweise
bei einer solchen Entdeckung geweckt wurde. Der noch verbliebene restliche
Verstand erfasste, wie riskant diese Situation für sie war, so dass sie abrupt
die Hände vors Gesicht schlug und laut zu weinen begann.
    Sie konnte nur hoffen, dass
ihre Tränen bei ihm die Reaktion auslösten, sie zu trösten.
    Lucius ließ sie weinen, und sie
schluchzte: »Er wollte mich vergewaltigen!«
    »Sie vergewaltigen?«, gab er
verdutzt zurück. »Wie bitte?«
    »Er wollte mir Gewalt antun,
und ich ... ich habe ihn getötet. ... Ich ... ich kämpfte mit ihm, aber er war
zu stark ... Er ... er schlug mich, und ich griff nach dem erstbesten Teil, das
ich finden konnte, um mich zu wehren ... ich muss wohl das Messer erwischt
haben, und ...«
    »Und dann haben Sie ihn
getötet«, führte Lucius für sie den Satz zu Ende.
    Serena sah ihn unter Tränen an
und hörte seinen anklagenden Tonfall. »Ja, dann habe ich ihn getötet.«
    »Dann hat der Kerl verdient,
was er bekommen hat«, befand Lucius und zog Serena hoch. »Er wollte Ihnen etwas
antun, und Sie haben sich gewehrt, richtig?«
    Sie nickte und verspürte
wohltuende Begeisterung angesichts der Tatsache, dass sie einen Mann belog, der
ihr mit einem bloßen Fingerschnippen das Genick brechen konnte.
    »Ich hatte ihn im La Fenice kennengelernt,
und er sagte zu mir, er würde sich gern ein paar meiner Arbeiten ansehen«,
erklärte sie keuchend. Bereits jetzt war ihr klar, dass Lucius sie weder
festnehmen noch anderweitig für ihre Tat zur Rechenschaft ziehen würde. »Es war
dumm von mir, ich weiß, aber er schien ernsthaft interessiert zu sein. Als wir
in mein Atelier kamen.«
    »Da fiel er über Sie her.«
    »Richtig«, bestätigte sie.
    »Und jetzt ist er tot. O Lucius,
was soll ich nur machen?«
    »Keine Sorge«, beruhigte er
sie. »Davon muss niemand sonst etwas erfahren. Ich lasse ein paar Servitoren kommen,
die seine sterblichen Überreste beiseiteschaffen, und dann können Sie
vergessen, dass es jemals geschehen ist.«
    Serena warf sich ihm vor
Dankbarkeit an den Hals und ließ abermals ihren Tränen freien Lauf, obwohl sie
in Wahrheit nichts als Verachtung für ihn empfand, weil er glaubte, unter
normalen Umständen könnte eine Frau ein so traumatisches Erlebnis gleich wieder
vergessen. Sie stieß sich von seinem Brustpanzer ab und hob ihr Messer auf. An
der Klinge klebte das noch warme Blut ihres Opfers, der kalte Stahl glitzerte
einladend im Licht. Ohne bewusst wahrzunehmen, was sie da eigentlich tat, zog
sie das Messer über ihre fahle Wange.
    Lucius betrachtete sie
teilnahmslos und fragte: »Warum haben Sie das gemacht?«
    »Damit ich nicht vergesse, was
geschehen ist.« Sie gab ihm das Messer und schob die Ärmel hoch, damit er die
zahlreichen Narben und die frischen Schnitte sehen konnte. »Schmerz ist meine
Methode, um mich an alles zu erinnern, was einmal passiert ist. Wenn ich den
Schmerz festhalte, kann ich die anderen Dinge nicht vergessen.«
    Der Astartes nickte und strich
langsam mit den Fingerspitzen über seine schiefe Nase. Serena sah in ihm den
Schmerz und den verletzten Stolz darüber, dass sein makelloses Gesicht so
entstellt worden war. Ein seltsames Machtgefühl überkam sie, als würden ihre Worte
mehr bedeuten als das, was sie aussprach. Sie spürte, wie diese Macht sie
durchströmte und auf die Luft um sie herum übersprang, um den Raum zwischen ihnen
beiden mit einem ungeahnten Potenzial zu erfüllen.
    »Was ist mit Ihrem Gesicht
geschehen?«, fragte sie, da sie dieses

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