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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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ein Wesen, das so mächtig war wie ein
Primarch, konnte nicht die Stürme im Immaterium zum Verstummen bringen. Da ihm
nichts anderes zu tun blieb als abzuwarten, vertiefte er sich weiter in die Schriften
von Cornelius Blayke und stieß dabei auf eine Passage, die sich wie ein
Eiszapfen in sein Herz bohrte.
    Er riss die Seite aus dem Buch
und verbrannte sie, doch die Worte verfolgten ihn beharrlich, während sie weiter
die Finsternis des Warps durchquerten: » Der Phönix ist ein Engel, das
Schlagen seiner Schwingen ist wie Donnerhall. Und dieser Donner ist die
furchterregende Note, die diesen Umsturz ankündigt, Und das Tosen der
anstürmenden Wellen, die das Paradies zerstören werden.«
     
    Die Skulptur war fast
fertiggestellt. Was vor vielen Monaten als ein glänzender weißer Quader aus den
Steinbrüchen von Proconnesus auf der anatolischen Halbinsel begonnen hatte, war
nun ein riesiges, majestätisches Ebenbild des Imperators. Ostians Atelier war
so gut wie aufgeräumt, nur winzige Marmorsplitter und Staub waren noch auf dem
Fußboden verteilt, wurde doch die letzte Phase auf der Reise seiner Statue mit
immer feineren Raspeln und Feilen zurückgelegt.
    Man sagte, der Zweck einer
Reise sei nicht der, am Ziel anzukommen, sondern die Erfahrungen auf dem Weg
dorthin auszukosten. Ostian hatte dieses Motto nie verstanden, vielmehr glaubte
er daran, dass allein das Resultat etwas darüber aussagte, ob diese Reise die
Mühe wert gewesen war.
    Jeder andere hätte die Statue
schon vor einer Weile für fertig erklärt, doch Ostian war vor langer Zeit
bewusst geworden, dass sich erst in diesen letzten Phasen das finden ließ, was
eine Statue mit Leben erfüllen konnte. Auf diesem letzten Stück des Wegs stieß
ein wahrer Künstler auf den genialen Clou, der aus einer Steinfigur ein
Kunstwerk machte.
    Ob es sich dabei um eine letzte
Unvollkommenheit handelte oder um das Erfassen der Zerbrechlichkeit des Lebens,
wusste Ostian nicht, und er wollte es auch nicht wissen.
    Er fürchtete, wenn er sein Talent
zu gründlich unter die Lupe nahm, würde er danach nicht mehr in der Lage sein,
dieses Talent anzuwenden.
    In den Monaten seit ihrer Reise
ins Callinedes-System (einem völlig sinnlosen Unterfangen, hatte die 28.
Expedition dort gerade einmal eine Woche verbracht und nur ein Gefecht
ausgetragen, soweit er das beurteilen konnte) hatte er sein Atelier kaum noch
verlassen und sich lediglich zum Unterdeck begeben, wo er etwas zu essen bekam.
Aus dem La Fenice war ein Ort der Unzüchtigkeit geworden, wo Leute, die
es besser hätten wissen sollen, zu viel tranken und aßen und jedem anderen
fleischlichen Verlangen nachgingen, ohne sich um die anderen Leute zu kümmern,
denen an einem zivilisierteren Verhalten gelegen war.
    Beim letzten Besuch des La
Fenice hatte es ihn schockiert und abgestoßen, wie die Kunstwerke und
Statuen dem Theater einen düsteren Ausdruck verliehen, seit sich der Primarch
selbst um die Details der Renovierungsarbeiten kümmerte. Wilde, orgiastische
Zusammenkünfte ähnlich den Ausschweifungen im alten Römischen Reich waren
inzwischen an der Tagesordnung, so dass sich Ostian entschied, diesen Ort
lieber zu meiden, anstatt sich bei jedem Besuch zu entrüsten.
    Das eine Mal, das er gezwungen
gewesen war, einen Fuß in das Theater zu setzen, hatte er sich bei einem Drink
mit Leopold Cadmus unterhalten, einem Mann, der wie fast alle Memoratoren, die
nicht nach Laeran hatten reisen dürfen, mittlerweile offenbar die 28.
Expedition verlassen hatte. Dabei war ihm Fulgrim aufgefallen, wie er Serena
d'Angelus Anweisungen gab, die letzte Hand an das Deckengemälde legte. Das Bild
hatte monströse Dimensionen, und Gegenstand war eine abscheuliche Mischung aus
sich windenden Schlangen und Menschen, die sich unvorstell-baren Exzessen
hingaben.
    Serena warf ihm bei dieser
Gelegenheit einen flüchtigen Blick zu, und ihn überkam Scham, als er daran dachte,
wie grob er bei seinem letzten Besuch in ihrem Atelier mit ihr umgesprungen
war.
    Ihre Blicke begegneten sich,
dabei entdeckte er in ihren Augen eine so schmerzliche Verzweiflung, dass er am
liebsten geweint hätte, als es ihm später wieder einfiel.
    Als hätte Fulgrim seine
Anwesenheit bemerkt, drehte er sich zu ihm um, doch sein Aussehen ließ Ostian
vor Schreck erstarren. Öle in leuchtenden Farben waren um seine Augen verteilt,
sein silbernes Haar hatte er zu lächerlich straffen Zöpfen hochge-bunden.
Feine, an Tätowierungen erinnernde Linien überzogen seine

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