DGB 05 - Fulgrim
schlagen.
Diese Hoffnung, dieser winzige
Funke Hoffnung auf Rettung hatte die Krieger veranlasst, die Ruinen des Kantorenpalasts
weiterhin zu verteidigen, obwohl Logik und Vernunft längst eine Kapitulation
verlangten. Solomon liebte und bewunderte jeden dieser Krieger dafür, dass sie
sich weiter so heldenhaft verhielten.
Das ferne Donnern eines
Bombardements trieb aus dem Westen der Stadt herüber, wo sich die versprengten
Überreste der Death Guard mit einem fast ununterbrochenen Beschuss durch die
Verräter konfrontiert sahen.
Solomon humpelte durch den östlichen
Flügel des Palasts, wo die einst so gewaltigen Säulengänge nur noch eine Reihe
von leeren Sälen mit Mosaikböden bildeten, da man alles Mobiliar her-ausgeholt
hatte, um anderswo damit Barrikaden zu errichten.
Die Kuppeldächer dieser Räume
waren wie durch ein Wunder unversehrt geblieben, obwohl sie seit Monaten
beschossen wurden, während die rußgeschwärzten Wände und die verkohlten Fresken
auf unendlich traurige Weise daran erinnerten, dass dies einmal eine imperiale
Welt gewesen war. Auf einmal hörte er ungewohnte Geräusche, zunächst noch
schwach und weit entfernt, so dass sie durch das ständige Knistern der Flammen
und unablässige Dröhnen von Explosionen kaum zu hören waren.
Dann jedoch war das helle
Aufeinandertreffen von Klingen wesentlich deutlicher zu vernehmen als das
dumpfe Kriegs-getümmel. Sofort ging Solomon schneller, da ihm klarwurde, dass
die östlichen Zugänge zum Tempel angegriffen werden mussten.
Er lief, so schnell es seine
Verletzungen zuließen, auch wenn der Schmerz seines verbrannten Fleischs bei
jedem Schritt eine Qual war. Der Kampflärm wurde durchdringender, und nun
konnte er deutlich hören, dass dort mit Schwertern gekämpft wurde — allerdings
nur mit Schwertern, denn es wurde weder geschossen, noch kam es zu Explosionen.
Die Geräusche kamen von vorn.
Solomon hastete in einen hell erleuchteten Kuppelsaal, wo die Klingen der dort
kämpfenden Krieger das Sonnenlicht reflektierten. Hauptmann Lucius befehligte
diesen Sektor mit rund dreißig Kriegern, und Solomon entdeckte den Schwertkämpfer
in der Mitte eines tosenden Kampfs.
Leichen bedeckten den Fußboden,
und ein ganzer Schwarm Emperors Children umgab Lucius, der um sein Leben
kämpfte.
»Lucius!«, rief Solomon, hob
sein Schwert und eilte dem Mann zu Hilfe.
Stahl blitzte auf, und dann
ging ein Krieger zu Boden, der vom Hals bis zu den Lenden von Lucius' Waffe durchtrennt
worden war.
»Sie brechen durch, Solomon!«,
rief Lucius ihm erheitert zu und köpfte den nächsten Angreifer, als der ihm zu
nahe kam.
»Solange ich noch einen Finger
rühren kann, haben sie nicht gewonnen!«, gab Solomon zurück und schlug nach
einem Krieger in seiner unmittelbaren Nähe. Sein Hieb schickte den Verräter in
einem Durcheinander aus Blut und zerschmetterter Rüstung zu Boden.
»Tötet sie alle!«, brüllte Lucius.
»Du wagst es, mir mit einem
Bericht über dein Versagen unter die Augen zu treten?«, rief Horus so laut,
dass die Brücke der Rächender Geist erzitterte, und verzog wutentbrannt
das Gesicht.
Fulgrim lächelte, als er
beobachtete, wie der Kriegsmeister versuchte, seinen rasenden Zorn unter
Kontrolle zu bringen. Die Rächender Geist hatte sich sehr verändert,
seit Fulgrim das letzte Mal im Allerheiligsten des Kriegsmeisters zu Besuch
gewesen war.
Was zuvor noch hell und
weitläufig gestaltet war, hatte nun wesentlich dunklere Züge angenommen.
»Begreifst du eigentlich, was
ich hier zu erklären versuche?«, redete Horus weiter. »Was ich bei Isstvan
begonnen habe, wird die ganze Galaxis erfassen, und wenn nicht alles genau nach
Plan verläuft, wird der Imperator ihn durchkreuzen.«
Fulgrim gestattete sich ein
wunderbar unbekümmertes Lächeln, da die Begeisterung über die Ankunft bei Isstvan
III und das Ausmaß des Gemetzels auf dieser Welt dort unten seinen maßlosen
Appetit anregten. Obwohl die Stolz des Imperators erst vor kurzem
eingetroffen war, hatte Fulgrim großen Wert darauf gelegt, so tadellos wie
immer vor den Kriegsmeister zu treten. Seine Rüstung war mit neuen Lagen Lila
und Gold versehen worden, die durch zahlreiche Schnörkel und allerlei Schmuck
ergänzt wurden. Sein langes weißes Haar trug er zusammengebunden, und auf
seinen fahlen Wangen waren die Grundlagen für Tätowierungen zu erkennen, die
Serena d'Angelus für ihn entworfen hatte.
»Ferrus Manus ist ein Dummkopf,
der einfach nicht zuhören wollte«, erwiderte
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