DGB 05 - Fulgrim
ihrer
Verärgerung noch keine Note geschrieben stand. Sie hatte herumerzählt, dass sie
für Lord Fulgrim eine neue, mitreißende Symphonie komponieren würde, doch
bislang war ihr nicht mal eine Idee gekommen, mit welcher Note sie beginnen
sollte. Dass man sie ausgewählt hatte, um in die Reihen des Memoratorenordens
aufgenommen zu werden, war eine große, wenngleich nicht überraschende Ehre
gewesen. Denn wer sollte es schon mit Bequa Kynskas musikalischer Begabung
aufnehmen? Es war nur ein weiterer natürlicher Schritt auf ihrem Weg, der am
Conservatoire de Musique seinen Anfang genommen hatte, und das Potenzial für
neue Horizonte und neue Eroberungen schien grenzenlos zu sein. Tatsache war,
dass Terra für Bequa langweilig geworden war — immer nur die gleichen
Gesichter, stets die gleichen Plattitüden, mit denen man sie überhäufte. Was
gab es auf Terra noch Neues für sie, nachdem sie jedes fleischliche Vergnügen
und jede Droge ausprobiert hatte, die sie mit Geld bekommen konnte? Welche
neuen Erfahrungen sollte eine trostlose, leere Welt wie Terra einem Freigeist
mit einem erlesenen Geschmack wie dem ihren noch bieten können?
Vielleicht, so überlegte sie,
gab es neue und ungeahnte, begeisternde und mitreißende Dinge in einer Galaxis
zu entdecken, die eben erst das offenkundige Schicksal der Menschheit
wiederzuentdecken begann.
Für eine Weile war das auch der
Fall gewesen, denn die bis dahin unbekannten Welten versorgten sie mit einem
Überfluss an Wundern. Von so vielen anderen talentierten Menschen umgeben zu
sein, war eine Zeit lang berauschend gewesen, so dass die Noten wie von selbst
aus ihrem Federhalter auf das Papier geflossen waren — wie damals, bevor sie
für ihre Symphonie für eine verbannte Nacht ausgezeichnet worden war.
Jetzt dagegen war die Musik
verstummt, und es gab nichts mehr, was sie noch hätte inspirieren können.
Die Welt unter ihr drehte sich
gemächlich um ihre Achse, und Bequa hoffte inständig, dass diese Schönheit ihr
wieder eine Komposition würde entlocken können.
Solomon erhob sich wie seine
Schlachtenbrüder, um auf die Begrüßung durch ihren Primarchen zu reagieren. Grundsätzlich
war es eine Ehre, sich in Lord Fulgrims Nähe aufzuhalten, doch Teil einer so
erlesenen Gesellschaft wie dieser zu sein, das war ein ungleich größeres Vergnügen.
»Wir heißen Sie willkommen,
unser Herr und Meister«, sagte er gleichzeitig mit den anderen.
Er beobachtete, wie sich
Eidolon und Vespasian links und rechts neben Fulgrim postierten und die Stäbe
mit den brennenden Fackeln in eine Vorrichtung an ihren Stühlen steckten. Dann
nahmen sie Platz. Sofort bemerkte Solomon die Anspannung, die zwischen den
beiden Lordkommandanten herrschte, und er fragte sich, was sich abgespielt
haben mochte, bevor sie hergekommen waren.
Die Bruderschaft des Phönix war
eine exklusivere Kriegerloge als die der meisten anderen Legionen. Als die
Emperors Children an der Seite der Luna Wolves gekämpft hatten, war eine enge
Freundschaft zu den Kriegern von Horus entstanden, und in den Phasen zwischen
den Kämpfen hatten ein paar allzu Geschwätzige von ihrer Kriegerloge erzählt.
Die Loge der Luna Wolves stand
theoretisch jedem Krieger offen, der Mitglied werden wollte. Sie war ein Ort,
an dem ein Mann zwanglos seine Meinung sagen konnte, ohne Repressalien
befürchten zu müssen. Schließlich hatte man Solomon und Marius gestattet, einem
dieser Treffen beizuwohnen — einem Abend voll echter Kameradschaft unter der
nominellen Leitung eines Kriegers namens Serghar Targost. Solomon hatte sich gut
unterhalten gefühlt, obwohl er auf das theatralische Beiwerk in Form von Masken
gern verzichtet hätte, die sie bei ihrer Ankunft tragen mussten. Ihm war jedoch
nicht entgangen, dass sich Marius unbehaglich gefühlt hatte, da ihm das
Förmliche fehlte und ihm der unmittelbare Umgang mit unteren Dienstgraden nicht
gefiel. Der traditionell hierarchische Kern der Emperors Children erlaubte es
nur höheren Dienstgraden, Mitglied einer solchen Verbindung zu werden.
Fulgrim hatte diese Versammlung
einberufen, und Solomon wartete gebannt darauf, was der Primarch ihnen sagen
wollte.
»Die Säuberung von Laeran ist
fast abgeschlossen, meine Brüder«, begann Fulgrim, und sofort stimmten die
Krieger der Emperors Children lauten Jubel an. »Eine letzte Bastion der Xenos
gilt es noch einzunehmen, und diesen Angriff werde ich führen. Denn habe ich
euch nicht versprochen, dass ich im Herzen von Laeran
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